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US-Rettungssanitäter wegen Todes eines Schwarzen verurteilt

Paramedic Peter Cichuniec, convicted for his role in Elijah McClain's death sits in court before his sentencing on Friday, March 1, 2024 in Brighton, Colo. Cichuniec was sentenced to five years i ...
Der 51-jährige Rettungssanitäter hatte dem Opfer eine zu hohe Dosis Ketamin verabreicht.Bild: keystone

US-Rettungssanitäter wegen Todes eines Schwarzen verurteilt

02.03.2024, 07:5702.03.2024, 07:57

Nach dem Tod des Afroamerikaners Elijah McClain im US-Bundesstaat Colorado ist ein Rettungssanitäter zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Das Strafmass gegen den Mann wegen fahrlässiger Tötung und rechtswidrigen Medikamenteneinsatzes wurde am Freitag verkündet.

Der 51-Jähriger Rettungssanitäter und ein Kollege hatten McClain im August 2019 während eines Polizeieinsatzes in zu hoher Dosierung das Narkose- und Schmerzmittel Ketamin verabreicht. Der 23-jährige Schwarze, der von Polizisten in den Würgegriff genommen worden war, erlitt in der Folge einen Herzinfarkt. Er starb drei Tage nach dem Vorfall in der nahe Denver gelegenen Stadt Aurora.

Die Polizei hatte damals auf einen Anruf reagiert, wonach sich ein «verdächtiger» Schwarzer mit einer Skimaske über dem Gesicht «seltsam» auf der Strasse verhalte. Ein Polizist gab an, McClain habe bei einer Auseinandersetzung nach der Dienstwaffe eines anderen Beamten gegriffen. Belegen konnte er das aber nicht. Nach Angaben seiner Familie wollte McClain Eistee kaufen und trug die Skimaske, um sich vor der Kälte zu schützen.

Seltene Anklage

Die beiden Rettungssanitäter wurden im Dezember schuldig gesprochen. Das Strafmass gegen den zweiten Sanitäter soll im April verkündet werden. In den USA werden Sanitäter nach dem Tod eines Menschen, den sie behandelt haben, nur sehr selten angeklagt und verurteilt.

Die Anwälte der Rettungssanitäter hatten im Prozess argumentiert, ihre Mandanten hätten sich bei der Verabreichung von Ketamin lediglich an die Vorschriften gehalten. Das Mittel sei in Colorado für Menschen in «aufgeregtem Zustand» zugelassen.

Staatsanwalt Shannon Stevenson sagte dagegen, es habe für die Verabreichung keinen medizinischen Grund gegeben. Die Angeklagten hätten McClain das Mittel zudem verabreicht, ohne seine Zustimmung einzuholen – «und kein vernünftiger Mensch würde einer Überdosis eines Medikaments zustimmen, das er nicht braucht».

Polizist zu 14 Monaten verurteilt

Von den an dem Einsatz beteiligten Polizisten wurden zwei freigesprochen. Ein dritter Beamter wurde im Januar zu 14 Monaten Gefängnis verurteilt.

Nachdem im Fall McClain zunächst keine Anklage gegen die Polizisten und Rettungssanitäter erhoben worden war, hatte Colorados Gouverneur Jared Polis angesichts massiven öffentlichen Drucks im Juni 2020 eine Untersuchung eingeleitet. Mehr als drei Millionen Menschen, unter ihnen zahlreiche Prominente wie die Ex-Moderatorin Ellen DeGeneres, hatten in einer Online-Petition eine Untersuchung zu McClains Tod gefordert.

Wenige Wochen zuvor hatte der Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis landesweite Proteste auslöst und Polizeigewalt gegen Schwarze ins Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt. In den USA sorgen immer wieder tödliche Polizeieinsätze gegen unbewaffnete Afroamerikaner für Empörung. (sda/afp)

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54 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Markus97
02.03.2024 08:24registriert August 2018
Und war das Verabreichen des Me ikaments nun das übliche Vorgehen nach Protokoll oder war es das nicht? Finde ich die entscheidende Information um den Fall als Aussenstehender zu beurteilen.
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olaus
02.03.2024 08:38registriert August 2018
Er wurde ohne spezifischen Grund angehalten, in Handschellen gelegt, danach vorübergehend bewusstlos gewürgt, schliesslich mit einer Überdosis ruhiggestellt und ist dann gestorben. Er hatte keine Vorstrafen (Quelle: Wikipedia).
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gwaeggi75
02.03.2024 08:19registriert Juli 2021
Eine bessere Ausbildung der Blaulichtkräfte in den USA würde wohl allen helfen und solche Urteile verhindern. Ein Spiel ohne Gewinner, wenn Verdächtige sterben und die Einsatzkräfte in Gefängnis landen…
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