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Justiz

Kathleen Folbigg: Vermeintliche Serienmörderin nach 20 Jahren Haft frei

«Australiens schlimmste Serienmörderin» nach 20 Jahren Haft frei

14.12.2023, 06:04
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epa11027997 Kathleen Folbigg (R) and her friend Tracy Chapman (L) arrive to the New South Wales Court of Criminal Appeal in Sydney, Australia, 14 December 2023. Folbigg was jailed in 2003 and spent tw ...
Kathleen Folbigg wird von einer Freundin umarmt. Bild: keystone

Nach 20 Jahren im Gefängnis ist eine Frau in Australien vom Vorwurf freigesprochen worden, ihre vier Kinder getötet zu haben. Ein Gericht in Sydney hob am Donnerstag ein 2003 gegen Kathleen Folbigg verhängtes Mordurteil auf.

Die Frau, die einst als «Australiens schlimmste Serienmörderin» bezeichnet worden war, war bereits im Juni begnadigt und aus der Haft entlassen worden. Zuvor hatten neue wissenschaftliche Erkenntnisse starke Zweifel an ihrer Schuld aufkommen lassen.

«Fast ein Vierteljahrhundert lang war ich mit Unglaube und Feindseligkeit konfrontiert», sagte Folbigg, die stets ihre Unschuld beteuert hatte, am Donnerstag nach ihrem Freispruch. «Ich bin dankbar, dass neue Wissenschaft und Genetik mir Antworten darüber gegeben haben, wie meine Kinder gestorben sind.»

In this image made from video, Kathleen Folbigg reacts the day after her release from prison in Coffs Barbour, Australia, Tuesday, June 6, 2023. Folbigg, who spent 20 years in prison was pardoned and  ...
Kathleen Folbigg im Juni, nachdem sie freigelassen wurde. Bild: keystone

Vorwurf: Mord an drei Kindern

Folbigg war 2003 wegen Mordes an drei ihrer Kindern sowie Totschlags an einem vierten Kind verurteilt worden. Die Staatsanwaltschaft hatte ihr vorgeworfen, die Kinder zwischen den Jahren 1989 und 1999 erstickt zu haben. Das jüngste Kind war 19 Tage alt, das älteste rund 18 Monate.

In Ermangelung forensischer Beweise hatte die Staatsanwaltschaft argumentiert, es sei äusserst unwahrscheinlich, dass vier Kinder plötzlich und ohne Erklärung gestorben seien. Sie berief sich zudem auf Tagebucheinträge der Mutter, die nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft als Schuldeingeständnisse verstanden werden konnten.

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Ein Gericht in Sydney hob am Donnerstag ein 2003 gegen Kathleen Folbigg verhängtes Mordurteil auf.Bild: keystone

Tod durch seltene Gendefekte

Neue wissenschaftliche Erkenntnisse legten dann aber in den vergangenen Jahren nahe, dass die Kinder in Folge von seltenen Gendefekten und Geburtsfehlern starben. Unter anderem setzte sich die Australische Akademie der Wissenschaften für Folbigg ein. Die Mittfünfzigerin wurde nach einer eingehenden Überprüfung des Falls im Juni begnadigt und aus dem Gefängnis entlassen.

Jetzt erfolgte die offizielle Aufhebung des Urteils des Jahres 2003. Folbiggs Anwältin Rhanee Rego sagte in der Folge, ihrer Mandantin stehe nun «bedeutender» Schadenersatz zu. (sda/afp)

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37 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hirngespinst
14.12.2023 07:59registriert August 2019
Das schlimmste, was Eltern passieren kann, trifft ein. Und du sitzt 20 Jahre unschuldig im Gefängnis.
Ich kann mir nicht vorstellen, wie schrecklich das gewesen sein muss.
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LiveTicker3000
14.12.2023 07:14registriert Dezember 2022
Ich hoffe der australische Staat muss ihr mehrere Millionen Dollar Schadensersatz auszahlen!
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FACTS
14.12.2023 07:51registriert April 2020
Einen ganz ähnlichen Fall gabs in den Niederlanden, wo zwei Kinder nacheinander am plötzlichen Kindstod starben und man Kindsmord vermutete, weil das ja kein Zufall sein könne. Erst Jahre später stellte ein Gutachten fest, dass Mord das weitaus unwahrscheinlichere Szenario sei als der zweifache plötzliche Kindstod in derselben Familie, zumal genetische Veranlagung die Wahrscheinlichkeit eines solchen Doppelereignisses signifikant erhöhe und solche Doppelkindstode bei ohnehin geringem Grundrisiko statistisch gar nicht so selten seien. Deshalb sollten Richter auch etwas von Statistik verstehen.
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