11'000. Das ist die Zahl der getöteten oder verstümmelten Kinder des Bürgerkriegs, der seit knapp acht Jahren im Jemen tobt. Das sind vier Kinder pro Tag.
Dabei handelt es sich lediglich um die Fälle, welche von UNICEF dokumentiert wurden. Die tatsächliche Zahl der Opfer dürfte weitaus höher liegen, teilte das Kinderhilfswerk am Montag mit.
Und: Es ist nicht die einzige erschreckende Zahl aus dem neuesten UNICEF-Bericht.
Schätzungsweise 2,2 Millionen jemenitische Kinder leiden unter akuter Unterernährung. Rund 540'000 Kinder unter fünf Jahren sind so stark unterernährt, dass ihr Leben in Gefahr ist.
Neben Hunger sind Menschen einem extrem hohen Risiko durch vermeidbare Krankheiten wie Cholera oder Masern ausgesetzt. 2016 kam es im Jemen kriegsbedingt zum historisch schlimmsten Ausbruch von Cholera. Die bakterielle Infektion kann zu schweren Durchfällen und zu lebensgefährlichem Flüssigkeitsverlust führen. Die Ansteckung erfolgt meist über verunreinigtes Trinkwasser.
Die Infrastruktur im Jemen ist nach Ausbruchs des Krieges komplett zusammengebrochen. Insbesondere die Wasserversorgung stellt ein grosses Problem dar. Teils haben die Menschen nur die Wahl zwischen Cholera oder dem Tod durch Verdursten. Über 3400 Todesfälle im Zusammenhang mit Cholera sind erfasst. Dabei wäre die Cholera leicht behandelbar.
Dies führt zum nächsten Punkt:
Das Gesundheitssystem ist UNICEF zufolge so fragil, dass rund 22 Millionen Menschen, darunter 10 Millionen Kinder, keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben. Nur etwa die Hälfte der Gesundheitseinrichtungen im Land sind teils oder voll funktionsfähig.
Wenn sich jemand mit Cholera infiziert hat, findet diese Person oftmals keine Hilfe. Viele Krankenhäuser sind geschlossen, weil sie durch Luftangriffe zerstört wurden, berichtete Roberto Scaini von der Organisation «Ärzte ohne Grenzen» 2019.
I was in Yemen this week where I launched UNICEF’s humanitarian appeal for children. During my visit, I met some of the nearly 13M children in need of life-saving aid. We cannot fail them & millions more children around the world who need our support. Now. https://t.co/a83h3fTXsC pic.twitter.com/RQ8ummyotg
— Catherine Russell (@unicefchief) December 9, 2022
Die Einwohnerzahl des Jemen wird auf rund 30,9 Millionen Personen geschätzt. Knapp 18 Millionen Menschen, darunter 9,2 Millionen Kinder, haben UNICEF zufolge keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser.
Zerstört wurden auch Bildungseinrichtungen. Zwei Millionen Kinder können laut UNICEF derzeit keine Schule besuchen. Das Kinderhilfswerk warnt darum vor einer schweren Bildungskrise.
Für Mädchen könne dies bedeuten, früh verheiratet zu werden und in einem Teufelskreis aus Armut, Missbrauch und ungenutztem Potenzial gefangen zu sein, berichtet UNICEF. Zudem steige die Gefahr von Kinderarbeit.
Laut dem Bericht sollen seit 2015 knapp 4000 Buben rekrutiert worden sein, um als Kindersoldaten im Krieg zu kämpfen. Sie werden als Märtyrer missbraucht.
Berichten zufolge sind die Kinder an Schulen von Huthi-Rebellen entführt und in speziellen Trainingscamps rekrutiert worden. Gegenüber NTV schildert ein Junge, wie er Zeuge eines Luftangriffs wurde, bei dem zahlreiche «Menschen in Stücke gerissen» wurden.
Seit dem Ausbruch des Konflikts sind 380'000 Menschen ums Leben gekommen, die meisten davon starben an den indirekten Folgen der Kämpfe wie Hunger oder vermeidbare Krankheiten. Mehr als zwei Millionen Menschen sind auf der Flucht.
Die UNO stuft den Krieg und seine Folgen als weltweit schlimmste humanitäre Krise ein.
- ich "durfte" in diesem bereich vor Ort arbeiten. Quintessenz, es interessiert niemamden. Vielmehr wichtig sind bei uns Dinge wie Fussgängerstreifen zu Fussgänger*innenstreifen und ******-köpfe in schoggiküss umzubenennen. Das nennt man scheinbar prioritäten setzen :-(