Vor drei Jahren haben sich in Paris fast alle Länder zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen verpflichtet. Nun sollen Regeln für die Umsetzung festgelegt werden.
Franz Perrez, der als Umweltbotschafter der Schweiz an der Konferenz in Kattowitz teilnimmt, sagt: «Wichtig ist, dass das Pariser Abkommen nun robust umgesetzt wird. Vielleicht werden die Umsetzungsregeln nicht ganz so ambitioniert, wie wir von der Schweizer Delegation es gerne hätten, aber ich denke, wir werden Gutes erreichen.»
Mittlerweile ist der Weltklimarat zum Schluss gekommen, dass ein Temperaturanstieg um 1,5 Grad viel besser wäre als das 2-Grad-Ziel. Dieses Ziel, zu dem sich die Unterzeichner des Pariser Abkommens verpflichtet haben, ist aber schon ambitioniert genug. Die Zeit ist knapp. Irgendwann vor 2100 (am besten schon bis 2050) muss die Welt CO2-neutral sein.
Das würde heissen: Keine fossilen Energieträger mehr verbrennen – kein Öl, kein Benzin, keine Kohle und kein Gas mehr. Einige sagen, dass das Ziel nicht mehr mit Reduktion allein erreicht werden kann. Sondern dass wir noch Technologien brauchen, die das CO2 reduzieren, das bereits in der Atmosphäre ist. Doch solche Technologien gibt es höchstens in Ansätzen.
Der Klimagipfel von Paris 2015 brachte einen neuen Modus. Anstatt für alle Länder verbindliche Reduktionsziele vorzuschreiben, was sich als nicht sehr zielführend erwiesen hatte, überliess man es den einzelnen Ländern, nationale Reduktionsziele zu formulieren. Angestrebt wird, dass sich bis 2020 alle Länder zu effektiven Massnahmen verpflichtet haben. Mit den aktuell versprochenen Politiken würde die Durchschnittstemperatur um 3 bis 4 Grad steigen. Damit das 2-Grad-Ziel erreicht werden kann, braucht es also noch jede Menge Nachschärfungen.
Einer der wichtigsten Punkte dieses Klimagipfels ist die redaktionelle Finalisierung des sogenannten Regelbuchs. Dort soll unter anderem festgelegt werden, wie die einzelnen Massnahmen miteinander verglichen werden können, wie Transparenz und Verlässlichkeit erreicht werden können. Der aktuelle Klimagipfel COP24 wurde als Deadline definiert. Unter anderem wird vorgeschrieben, wie gross der Anteil der CO2-Reduktion sein darf, der im Ausland erreicht werden soll.
Am wenigsten Kohlendioxid pro Kopf wird in afrikanischen Ländern wie Burundi, Somalia und Tschad ausgestossen. Diese Länder sind wirtschaftlich wenig entwickelt und haben kaum Industrie. Die Industrieländer haben weit mehr Emissionen pro Kopf zu verbuchen. Auch in Europa zeigt sich aber der Zusammenhang zur wirtschaftlichen Entwicklung – so hat die Schweiz einen mehr als doppelt so hohen Pro-Kopf-Ausstoss als Albanien. Im Vergleich zu den Nachbarländern steht die Schweiz jedoch gut da.
Frankreich hat einen ähnlich tiefen Pro-Kopf-Ausstoss, während Italien, Österreich und Deutschland deutlich darüber liegen. Die totalen CO2-Emissionen in der Schweiz sind seit 1990 bereits deutlich gesunken (siehe Grafik). Doch die Werte sind unvollständig: Durch den Konsum importierter Produkte und Dienstleistungen verursachen Schweizerinnen und Schweizer Emissionen, die in der Statistik anderen Ländern zugerechnet werden.
Lange galt China als Klimakiller Nummer eins. Das ist das bevölkerungsreichste Land der Welt statistisch gesehen auch weiterhin. Die Volksrepublik stösst mehr CO2 aus als alle 35 Mitgliedsstaaten der OECD zusammen. Und doch hat sich China zuletzt zum Liebling von Klimaschutzorganisationen entwickelt.
China sagte am Klimaschutz-Gipfel 2015 in Paris erstmals ein verbindliches Emissionsziel zu und versprach, den CO2-Ausstoss spätestens ab 2030 zu senken. Zwar bauen die Chinesen wegen ihres enormen Energiebedarfs weiter neue Kohlekraftwerke. Doch parallel dazu baut China seine erneuerbare Energie kräftig aus. Egal ob Wind, Solar oder Wasserkraft – kein Land investiert derzeit so viel in klimaneutrale Energieformen wie die Volksrepublik. Mit Erfolg: 2017 ging der CO2-Ausstoss in China erstmals leicht zurück, also 13 Jahre früher als zugesichert.
Die Regierung von US-Präsident Donald Trump hält an ihrem Kurs fest. Bei der Formulierung des Abschluss-Communiqués des G-20-Gipfels in Argentinien beharrten die amerikanischen Unterhändler darauf, dass die Position der grössten Volkswirtschaft, wonach die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens Arbeitsplätze vernichte, in einem separaten Paragrafen gewürdigt werde.
17 der 50 US-Bundesstaaten wollen sich damit aber nicht abfinden. Sie bilden das Rückgrat der U.S. Climate Alliance, die eine umfassende Reduktion der Konzentration von Treibhausgasen anstrebt. Da sich auch der bevölkerungsstärkste Staat Kalifornien unter den Partnern befindet, kann die Allianz die Klimapolitik des gesamten Landes beeinflussen.
Der britische Ökonom Graeme Maxton sagte kürzlich dazu: «Wir müssen nicht zurück in die Steinzeit. Aber zum Lebenswandel in den 70er- oder 60er-Jahren.» Unsere Waschmaschine müssten wir nicht zurückgeben, meint er, aber gemeinschaftlich nutzen. Und man müsste sie flicken können, statt sie ersetzen zu müssen.