meist klar
DE | FR
International
Klima

Wie grün ist Chinas Politik? – 8 Fragen und Antworten

epa07206631 The concert of the Polish National Radio Symphony Orchestra perform a concert for participants of the UN Climate Summit COP24, in Katowice, Poland, 03 December 2018. The COP (Conference of ...
Zur Eröffnung der Klimakonferenz COP24 im polnischen Kattowitz spielte ein Orchester. Bild: EPA/PAP

Wie grün ist Chinas Politik und was bringt der Klimagipfel? – 8 Fragen und Antworten

An der Klimakonferenz im polnischen Kattowitz wird über die Zukunft der Welt diskutiert. Wir liefern acht Antworten.
04.12.2018, 03:1004.12.2018, 12:51
CHRISTOPH BOPP, NIKLAUS SALZMANN, FELIX LEE, RENZO RUF UND SABINE KUSTER / ch media
Mehr «International»

Was bringt der Klimagipfel?

Vor drei Jahren haben sich in Paris fast alle Länder zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen verpflichtet. Nun sollen Regeln für die Umsetzung festgelegt werden.

Swiss Federal President Alain Berset, Ambassador Juerg Burri, and Ambassador Franz Perrez, from left, discuss during the COP24 United Nations Climate Change Conference in Katowice, Poland, Monday, Dec ...
Franz Perrez (rechts) mit Alain Berset.Bild: KEYSTONE

Franz Perrez, der als Umweltbotschafter der Schweiz an der Konferenz in Kattowitz teilnimmt, sagt: «Wichtig ist, dass das Pariser Abkommen nun robust umgesetzt wird. Vielleicht werden die Umsetzungsregeln nicht ganz so ambitioniert, wie wir von der Schweizer Delegation es gerne hätten, aber ich denke, wir werden Gutes erreichen.»

Kann die 2-Grad-Grenze noch eingehalten werden?

Mittlerweile ist der Weltklimarat zum Schluss gekommen, dass ein Temperaturanstieg um 1,5 Grad viel besser wäre als das 2-Grad-Ziel. Dieses Ziel, zu dem sich die Unterzeichner des Pariser Abkommens verpflichtet haben, ist aber schon ambitioniert genug. Die Zeit ist knapp. Irgendwann vor 2100 (am besten schon bis 2050) muss die Welt CO2-neutral sein.

Das würde heissen: Keine fossilen Energieträger mehr verbrennen – kein Öl, kein Benzin, keine Kohle und kein Gas mehr. Einige sagen, dass das Ziel nicht mehr mit Reduktion allein erreicht werden kann. Sondern dass wir noch Technologien brauchen, die das CO2 reduzieren, das bereits in der Atmosphäre ist. Doch solche Technologien gibt es höchstens in Ansätzen.

Klimawandel und Golfstrom – fragile Ozeanzirkulation:

1 / 14
Klimawandel und Golfstrom: Fragile Ozeanzirkulation
Wärmebild des Atlantiks (rot = warm, blau = kalt): Europas Fernheizung entspringt im Golf von Mexiko. Dort heizt sich das Meer auf, gelenkt von Winden und der Erddrehung strömt das warme Wasser nach Norden.
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Warum wird an diesen Gipfeln nichts rechtlich Verbindliches beschlossen?

Der Klimagipfel von Paris 2015 brachte einen neuen Modus. Anstatt für alle Länder verbindliche Reduktionsziele vorzuschreiben, was sich als nicht sehr zielführend erwiesen hatte, überliess man es den einzelnen Ländern, nationale Reduktionsziele zu formulieren. Angestrebt wird, dass sich bis 2020 alle Länder zu effektiven Massnahmen verpflichtet haben. Mit den aktuell versprochenen Politiken würde die Durchschnittstemperatur um 3 bis 4 Grad steigen. Damit das 2-Grad-Ziel erreicht werden kann, braucht es also noch jede Menge Nachschärfungen.

Wird überhaupt kontrolliert, was versprochen wurde?

Einer der wichtigsten Punkte dieses Klimagipfels ist die redaktionelle Finalisierung des sogenannten Regelbuchs. Dort soll unter anderem festgelegt werden, wie die einzelnen Massnahmen miteinander verglichen werden können, wie Transparenz und Verlässlichkeit erreicht werden können. Der aktuelle Klimagipfel COP24 wurde als Deadline definiert. Unter anderem wird vorgeschrieben, wie gross der Anteil der CO2-Reduktion sein darf, der im Ausland erreicht werden soll.

Der Rheinfall ist am Austrocknen und das sind die Folgen:

Video: srf

Welches sind die klimafreundlichsten Länder?

Am wenigsten Kohlendioxid pro Kopf wird in afrikanischen Ländern wie Burundi, Somalia und Tschad ausgestossen. Diese Länder sind wirtschaftlich wenig entwickelt und haben kaum Industrie. Die Industrieländer haben weit mehr Emissionen pro Kopf zu verbuchen. Auch in Europa zeigt sich aber der Zusammenhang zur wirtschaftlichen Entwicklung – so hat die Schweiz einen mehr als doppelt so hohen Pro-Kopf-Ausstoss als Albanien. Im Vergleich zu den Nachbarländern steht die Schweiz jedoch gut da.

Bild
Bild: zvg ch media

Frankreich hat einen ähnlich tiefen Pro-Kopf-Ausstoss, während Italien, Österreich und Deutschland deutlich darüber liegen. Die totalen CO2-Emissionen in der Schweiz sind seit 1990 bereits deutlich gesunken (siehe Grafik). Doch die Werte sind unvollständig: Durch den Konsum importierter Produkte und Dienstleistungen verursachen Schweizerinnen und Schweizer Emissionen, die in der Statistik anderen Ländern zugerechnet werden.

Die grössten Klimasünder:

1 / 7
Die grössten Klimasünder
Weltkarte: Beitrag einzelner Staaten zur Klimaerwärmung in Grad Celsius (siehe farbige Temperaturleiste unten).
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Wie grün ist Chinas Politik wirklich?

Lange galt China als Klimakiller Nummer eins. Das ist das bevölkerungsreichste Land der Welt statistisch gesehen auch weiterhin. Die Volksrepublik stösst mehr CO2 aus als alle 35 Mitgliedsstaaten der OECD zusammen. Und doch hat sich China zuletzt zum Liebling von Klimaschutzorganisationen entwickelt.

China sagte am Klimaschutz-Gipfel 2015 in Paris erstmals ein verbindliches Emissionsziel zu und versprach, den CO2-Ausstoss spätestens ab 2030 zu senken. Zwar bauen die Chinesen wegen ihres enormen Energiebedarfs weiter neue Kohlekraftwerke. Doch parallel dazu baut China seine erneuerbare Energie kräftig aus. Egal ob Wind, Solar oder Wasserkraft – kein Land investiert derzeit so viel in klimaneutrale Energieformen wie die Volksrepublik. Mit Erfolg: 2017 ging der CO2-Ausstoss in China erstmals leicht zurück, also 13 Jahre früher als zugesichert.

Verschmutzung in Chinas Hauptstadt aktuell besonders schlimm:

Video: srf

Welches sind die Folgen davon, dass Trump aus dem Pariser Klimaabkommen ausgestiegen ist?

Die Regierung von US-Präsident Donald Trump hält an ihrem Kurs fest. Bei der Formulierung des Abschluss-Communiqués des G-20-Gipfels in Argentinien beharrten die amerikanischen Unterhändler darauf, dass die Position der grössten Volkswirtschaft, wonach die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens Arbeitsplätze vernichte, in einem separaten Paragrafen gewürdigt werde.

In this Nov. 26, 2018, photo, President Donald Trump speaks to members of the media before boarding Marine One on the South Lawn of the White House in Washington. Trump has moved steadily to dismantle ...
US-Präsident Donald Trump.Bild: AP/AP

17 der 50 US-Bundesstaaten wollen sich damit aber nicht abfinden. Sie bilden das Rückgrat der U.S. Climate Alliance, die eine umfassende Reduktion der Konzentration von Treibhausgasen anstrebt. Da sich auch der bevölkerungsstärkste Staat Kalifornien unter den Partnern befindet, kann die Allianz die Klimapolitik des gesamten Landes beeinflussen.

Wie müssten wir leben, damit der Klimawandel gestoppt wird?

Der britische Ökonom Graeme Maxton sagte kürzlich dazu: «Wir müssen nicht zurück in die Steinzeit. Aber zum Lebenswandel in den 70er- oder 60er-Jahren.» Unsere Waschmaschine müssten wir nicht zurückgeben, meint er, aber gemeinschaftlich nutzen. Und man müsste sie flicken können, statt sie ersetzen zu müssen.

Japan – die Gleise krümmen sich wegen der Hitze:

Video: srf
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet um die Zahlung abzuschliessen)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
8 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Aerohead
04.12.2018 08:28registriert Mai 2018
"...dass wir noch Technologien brauchen, die das CO2 reduzieren, das bereits in der Atmosphäre ist. Doch solche Technologien gibt es höchstens in Ansätzen."

Naja... es nennt sich Wald.
250
Melden
Zum Kommentar
8
Kremlchef Putin lässt Rekordergebnis verkünden – die Schweiz schweigt
Nach mehr als zwei Jahrzehnten an der Macht hat sich Russlands Präsident Wladimir Putin in einer umstrittenen Wahl mit 87,28 Prozent der Stimmen zum fünften Mal im Amt bestätigen lassen. Die Schweiz sowie andere Länder sahen keinen Grund zur Gratulation.

Nach mehr als zwei Jahrzehnten an der Macht hat sich Russlands Präsident Wladimir Putin in einer umstrittenen Wahl mit 87,28 Prozent der Stimmen zum fünften Mal im Amt bestätigen lassen.

Zur Story