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Über 2400 Öl-, Gas- und Kohlelobbyisten an Klimakonferenz

Über 2400 Öl-, Gas- und Kohlelobbyisten an Klimakonferenz – vier Mal mehr als 2022

05.12.2023, 06:25
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People walk through the COP28 U.N. Climate Summit, Monday, Dec. 4, 2023, in Dubai, United Arab Emirates. (AP Photo/Peter Dejong)
Unter ihnen befinden sich 2456 Lobbyisten für fossile Energie: Besuchende der Klimakonferenz in Dubai. Bild: keystone

Auf der Weltklimakonferenz in Dubai sind nach einer Datenanalyse von Aktivisten mindestens 2456 Lobbyisten für Kohle, Öl und Gas ganz offiziell akkreditiert – vier Mal mehr als auf dem Treffen in Ägypten im vergangenen Jahr. Die Auswertung wurde am Dienstag von der Koalition «Kick Big Polluters Out» veröffentlicht, die unter anderem von Global Witness, Transparency International, Greenpeace und dem Climate Action Network getragen wird. Ausgewertet wurden öffentlich zugängliche Daten des UN-Klimasekretariats UNFCC.

Der Analyse zufolge haben die Lobbyisten mehr Zugangspässe erhalten als alle Delegationen der zehn durch die Erderwärmung verwundbarsten Staaten. Somalia, der Tschad, Niger, Guinea-Bissau, Mikronesien, Tonga, Eritrea sowie der Sudan, Liberia und die Solomonen stellen demnach zusammen lediglich 1509 Delegierte.

David Tong von Oil Change International prangerte an, dass die fossile Industrie und ihre Unterstützer in vielen Regierungen weiter Milliarden in klimaschädliche Geschäfte investierten – mit desaströsen Folgen für Mensch und Planet. Daher sei für ihn klar: «Lobbyisten für Kohle, Gas und Öl müssen rausgeworfen werden aus der COP28.»

Alexia Leclercq von der Initiative Start:Empowerment sagte, niemand glaube ernsthaft, dass Shell, Chevron oder ExxonMobil ihre Lobbyisten nach Dubai schickten, nur um die Konferenz passiv zu beobachten. «Die vergiftete Präsenz der grossen Verschmutzer hat uns jahrelang abgelenkt und daran gehindert Wege zu finden, damit fossile Energieträger im Boden bleiben.»

Die Initiative wies zudem darauf hin, dass etwa acht Mal so viele Fossil-Lobbyisten auf der Konferenz der knapp 200 Staaten unterwegs seien wie offizielle Vertreter indigener Gemeinschaften (316).

epa11010271 Members of Fridays For Future Germany protest at Expo City Dubai, the venue of the 2023 United Nations Climate Change Conference (COP28), in Dubai, United Arab Emirates, 04 December 2023.  ...
Mitglieder von Fridays For Future protestieren in Dubai. Bild: keystone

Insgesamt hat die UN nach eigenen Angaben für das zweiwöchige Treffen in den Vereinigten Arabischen Emiraten die Rekordzahl von rund 97'000 Teilnehmern registriert.

«Ihr würdet auch keinen Tabak an einer Gesundheitskonferenz sehen.»
Aktivist:innen in Dubai

Laut der Analyse waren im vergangenen Jahr in Scharm-el-Scheich 636 Lobbyisten für Kohle, Öl und Gas unterwegs, 2021 in Glasgow 503.

Der Mitteilung zufolge hat etwa Frankreich Vertreter der Konzerne TotalEnergies und EDF als Teil der Delegation akkreditiert, ebenso handhabt es demnach Italien mit ENI. Und die Europäische Union habe Angestellte von BP, ENI and ExxonMobil dabei.

epa11010451 Activists hold oversized mock cigarettes under the motto 'You would not see tobacco at a Health conference' as they protest and call for making the 'big polluters pay'  ...
Aktivisten an der Klimakonferenz «rauchen» eine grosse Zigarette und rufen: «Ihr würdet auch keinen Tabak an einer Gesundheitskonferenz sehen.» Bild: keystone

Joseph Sikulu von der Umweltorganisation 350.org in der Pazifikregion sagte dazu: «Wir kommen hierher, um für unser Überleben zu kämpfen – welche Chance haben wir, wenn unsere Stimmen durch den Einfluss grosser Umweltverschmutzer erstickt werden? Diese Vergiftung des Prozesses muss beendet werden.»

Gezählt wurden für die Auswertung nur Delegierte, die offen ihre Verbindungen zu Interessen im Bereich der fossilen Brennstoffe offenlegen. Zum Abgleich stützten sich die Autoren ausschliesslich auf öffentliche Quellen wie Unternehmenswebsites, Medienberichte oder Datenbanken wie InfluenceMap. (sda/dpa)

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23 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ichsagstrotzdem
05.12.2023 06:50registriert Juni 2016
Wann hören die Menschen auf zu glauben, die wenigen Vermögenden werden die Probleme der Menschheit lösen, indem sie sich in elitäre Gemeinschaften zusammentun und darüber beraten worauf sie alles verzichten werden, damit es anderen Menschen oder dem Planeten besser geht?
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RightIsWrong
05.12.2023 07:11registriert November 2023
Ich meine Dubai ist Gastgeber... Wer hat den was anderes erwartet.
Diese Vergewaltiger, Sklaventreiber und Weltzerstörer in einem, die Könige der Öl-Staaten gehören abgesetzt. Gewaltsam. Es sind Könige. Keine Demokratie. Keine Menschenrechte. Trotzdem hofieren alle.
Weil für die Grosskonzerne im Westen sind Demokratien eben nicht so angenehme Handelspartner, besser eine eiserne Diktatur (oder ein Königreich), da lässt sich flexibler Geschäften, nur einer muss gekauft werden.
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Firefly
05.12.2023 07:38registriert April 2016
Leute mit zuviel Geld, die noch mehr Geld wollen, werden unser Untergang sein. Sie werden alles tun um noch mehr Geld und Macht zu bekommen.

Reichtum und Macht sind die schlimmsten Drogen, sie vernebeln den Verstand. Wie ein Junkie lebt man dann nur noch um noch mehr Reichtum und Macht zu bekommen und zerstört dabei seine Umfeld und seine Umwelt.
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