Menschen, die langfristig immer wieder extremen Hitzewellen ausgesetzt sind, altern schneller und sind anfälliger für gesundheitliche Probleme. Zu diesem Resultat kommt eine Studie mit knapp 25’000 Menschen in Taiwan. Das Durchschnittsalter der Teilnehmerinnen und Teilnehmer war knapp über 46 Jahre.
Die Studie, welche diese Woche im Fachmagazin «Nature Climate Change» publiziert worden ist, zeigt, dass kumulierte Hitze das biologische Alter erhöhen kann, ähnlich wie regelmässiges Rauchen und Alkoholkonsum. Je länger jeweils eine mehrtägige Hitzewelle dauert und je intensiver die Hitze, desto schneller alterten die Organe der Studienteilnehmenden. «Diese Studie ist ein Weckruf, dass wir alle in unserer Gesundheit verletzlich sind durch die Effekte des Klimawandels. Diese Erkenntnisse machen die Reduktion der Treibhausgas-Emissionen noch dringlicher», kommentiert der australische Umweltgesundheitswissenschafter Paul Beggs die Studie.
Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass verschiedene Faktoren das Altern beeinflussen. Dazu gehören Umwelt- und sozialer Stress, Genetik und medizinische Eingriffe. Solche Faktoren machen die Menschen anfälliger für kardiovaskuläre Krankheiten, Krebs, Diabetes und Demenz.
Für die aktuelle Studie haben die Forscher Daten aus medizinischen Untersuchungen von 2008 bis 2022 angeschaut. In dieser Zeit gab es in Taiwan circa 30 Hitzewellen. Untersucht wurden unter anderem Leber-, Lungen- und Nierenfunktion, Blutdruck und Entzündungswerte, um das biologische Alter zu berechnen. Dann verglichen die Forscher das biologische Alter mit der total kumulativen Temperatur, welcher die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer an deren Wohnort ausgesetzt waren.
Das Resultat: Je extremere Hitzewellen die Menschen erlebten, desto schneller alterten sie – zusätzliche 1,3 Grad Celsius erhöhten das biologische Alter der Teilnehmer im Schnitt um 0,023 bis 0,031 Jahre.
Diese Zahl erscheint klein, aber mit der Zeit und über die ganze Bevölkerung gesehen, könne dieser Effekt bedeutungsvolle Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit haben, sagt Studienautor Cui Guo, Umweltepidemiologe an der Universität Hongkong, gegenüber «Nature Climate Change».
Am stärksten gesundheitlich betroffen waren Handwerker und Menschen in ländlichen Gegenden, wohl weil diese Bevölkerungsgruppen tendenziell weniger Zugang zu Klimaanlagen haben.
Unerwarteterweise hat der Alterungseffekt durch Hitzewellen während der 15-jährigen Studie abgenommen. Die Gründe dafür bleiben unklar. Es könnte mit dem verbesserten Zugang zu Kühlungstechnologien zusammenhängen, sagt Guo. Oder auch damit, dass sich der menschliche Körper der Hitze anpasst, wie eine Epidemiologin kürzlich gegenüber CH Media sagte.
(aargauerzeitung.ch)