Fast 30'000 Teilnehmende aus 200 Ländern wollen an der Klimakonferenz «COP26» in Glasgow das drängendste Problem unserer Zeit lösen. Schon jetzt ist klar: Die Weltgemeinschaft ist auf einem grottenschlechten Kurs, die 2015 in Paris vereinbarten Klimaziele zu erreichen. Damals einigten sich 197 Länder darauf, dass sich die globalen Durchschnittstemperaturen um nicht mehr als 1.5 Grad erhöhen dürften. Die einzelnen Länder hatten seither Zeit, nationale Aktionspläne auszuarbeiten.
Das Projekt «Climate Action Tracker» der beiden Organisationen «New Climate Institute» und «Climate Analytics» überprüft seit Jahren, ob die Länder ihren Worten auch Taten folgen lassen. Die Wissenschafterinnen des Tracker-Teams veröffentlichten eine Klimaschutz-Weltrangliste von 32 Ländern, die gemeinsam für mehr als 80 Prozent der klimaschädlichen Emissionen verantwortlich sind. Ein Blick auf die aktuelle Rangliste zeigt: Nur ein einziges Land ist drauf und dran, die Pariser Klimaziele zu erreichen. Alle anderen sind mehr oder weniger auf dem Holzweg – auch die Schweiz.
Gambia hat gerade mal 2.5 Millionen Einwohner. Doch der Mini-Staat an Afrikas Westküste ist laut dem «Climate Action Tracker» punkto Klimamassnahmen weltweit führend. Seine Emissionen hat Gambia gegenüber dem Vorjahr stark reduziert. Und dank dem geplanten Bau von riesigen Solarfeldern und einer radikalen Umstrukturierung der Reisanbau- und Viehwirtschaft ist das Land als einziges der Welt auf Klimakurs. Dass Gambia derart vorwärts macht, liegt nicht zuletzt daran, dass das Land die Folgen des Klimawandels stärker als viele andere zu spüren bekam. Der wichtige Gambia-Fluss wird wegen des steigenden Meeresspiegels immer salziger. Fische sterben und die Bewässerung der Felder wird schwieriger. Zehntausende Gambier verlassen jedes Jahr das Land.
Grossbritannien hat als Gastgeberland der «COP26»-Klimakonferenz in den vergangenen Jahren mächtig aufs Gas gedrückt – beziehungsweise eben nicht. Im November 2020 hat Regierungschef Boris Johnson einen 10-Punkte-Plan für die «grüne industrielle Revolution» vorgestellt. Unter anderem will er bis 2024 keine Kohle-Energie mehr, dafür massiv mehr Windkraft. Zudem sollen ab 2030 keine Autos mit Verbrennungsmotoren mehr auf den Markt kommen. Ab 2040 ist gar ein Verbot von besonders schweren Benzin- und Diesel-Brummern vorgesehen. Vor allem, was die finanziellen Versprechen an vom Klimawandel stark betroffene Länder des globalen Südens angeht, haben die Briten ihre Pflicht aber noch nicht erfüllt. Boris Johnson aber hat den Ernst der Lage erkannt. In seiner gestrigen Eröffnungsrede der Klimakonferenz sagte er:
Ebenfalls mehr oder weniger auf Klimakurs sind Äthiopien, Kenia, Marokko, Costa Rica, Nepal und Nigeria.
Russlands Präsident Wladimir Putin liess sich für die Klimakonferenz entschuldigen. Im Oktober gab er immerhin bekannt, dass sein Land bis 2060 klimaneutral sein werde. Wie das gehen soll, bleibt unklar. Klar ist laut dem «Climate Action Tracker», dass die Russen bei ihrem Massnahmenkatalog schummeln. Die Emissionsreduktionen bei der Forstwirtschaft etwa haben die Russen nur erreicht, weil sie neben den emissionsstarken Aktivitäten in den bewirtschafteten Wäldern auch die Null-Emissionen der wilden Waldflächen mitgerechnet haben. Eine Misch-Rechnung, die klar gegen die Regeln verstösst.
China ist mit 26 Prozent der weltweiten CO2-Emmissionen der grösste Klimasünder des Globus. Bis 2025 will das Riesenreich zwar aus der Kohleindustrie aussteigen und den Verkauf von elektrischen Fahrzeugen massiv ankurbeln. Das reicht aber nirgendwo hin. Wenn China weitermacht wie bisher, werden seine Emissionen bis 2030 noch einmal deutlich steigen - nicht zuletzt, weil das Land für die wirtschaftliche Erholung nach Corona voll auf die Zement- und Stahlindustrie setzt.
Weitere Klimasünder sind der Iran, Saudi-Arabien, Singapur, Thailand, die Türkei, Vietnam, Argentinien, Australien, Brasilien, Kanada, Kolumbien, Indien, Indonesien, Kasachstan, Mexiko, Neuseeland, Südkorea, die Arabischen Emirate und die Ukraine.
Auch die Schweiz erhält von den Klima-Trackern schlechte Noten - insbesondere wegen des abgelehnten CO2-Gesetzes, mit dem das Land einen Platz auf den vorderen Rängen der Klimaschutz-Weltrangliste hätte ergattern können. So aber reichen die aktuellen Massnahmen nicht aus, um die Klimaziele von Paris zu erreichen. Wenn die Welt dem helvetischen Beispiel folgen würde, dann würde sich der Planet um bis zu 3 Grad erwärmen.
Ebenfalls im klimatischen Mittelfeld sind die USA, Chile, Deutschland, Japan, Norwegen, Peru und Südafrika.
Das sind genau die Länder, in denen alles produziert wird, was bei uns nicht mehr produziert werden kann, weil bei uns die Umweltschutzmassnahmen dabei nicht eingehalten werden können.
Wir ruhen uns einfach auf Kosten dieser Länder aus....