2015 haben sich anlässlich der Pariser Klimakonferenz erstmals über 190 Länder dazu verpflichtet, die Treibhausgas-Emissionen weltweit zu reduzieren. So soll die globale Erwärmung als Minimalziel auf deutlich unter 2 Grad Celsius begrenzt werden (gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter). Angestrebt wird gar ein maximaler Anstieg von 1,5 Grad Celsius.
Das Ziel lautet «netto null»: Ab 2050 darf weltweit nur noch soviel CO₂ ausgestossen werden, wie auf natürliche Weise (etwa über Wälder, Böden, Moore) oder durch neue Technologien (die der Atmosphäre Treibhausgase dauerhaft entziehen) gespeichert werden kann.
Soweit der Plan. Aber wo steht die Welt im Bestreben, den Temperaturanstieg zu bremsen? Und wo steht die Schweiz? Schauen wir auf die Daten:
Am offensichtlichsten äussert sich der Klimawandel in der Temperatur. Seit Beginn der Aufzeichnung hat sich die Jahresdurchschnittstemperatur kontinuierlich erhöht. Im Vergleich zum Schnitt der Jahre 1951 bis 1980 messen wir heute eineinhalb Grad mehr – und das weltweit. Vor 250 Jahren war es ungefähr drei Grad kühler als heute.
Die sechs wärmsten Jahre wurden allesamt seit 2015 gemessen. Es sind dies die Jahre 2020, 2016, 2019, 2015, 2017 und 2018. Der neue IPCC-Bericht, der im August 2021 erschienen ist, kommt zum Schluss, dass es seit mindestens 2000 Jahren keinen vergleichbaren Temperaturanstieg gegeben hat. Global ähnlich hohe Temperaturen hat es nach Stand der Daten vor rund 125'000 Jahren gegeben – in der Eem-Warmzeit vor der letzten Eiszeit. Am IPCC-Bericht haben 234 Forschende gearbeitet, die jahrelang mehr als 14'000 Fachpublikationen analysiert, bewertet und diskutiert haben.
Die Daten zeigen: Es wird immer wärmer. Und das in einem immer schnelleren Tempo. Du fragst dich, ob dich das trotzdem überhaupt noch betrifft? Wenn du 80 Jahre alt bist, dann vermutlich nicht mehr. Dann wirst du gemäss dem aktuellsten IPCC-Bericht von 2021 keine grosse globale Erwärmung mehr miterleben. Das sind in der Schweiz aber gemäss Bundesamt für Statistik nur knapp 460'000 Menschen (5,3 Prozent). Für über 8 Millionen in der Schweiz wohnhafte Personen sieht die Lage anders aus, sollten sich die Berechnungen bewahrheiten.
Abweichung gegenüber dem Mittelwert der Jahre 1850-1900 nach dem Szenario des Weltklimarats mit mittleren Emissionen
Soll das Ziel «netto null» im Jahr 2050 tatsächlich erreicht werden, reicht es nicht, wenn wir im Jahr 2049 auf die Vollbremse stehen (zumal das auch nicht realistisch ist). Denn die Menschheit hat bereits jetzt so viel Treibhausgas in die Atmosphäre geleitet, dass es kein Spielraum mehr gibt. Der Weltklimarat hat auf Grund der bekannten Daten ein Budget erstellt, das die Menschheit theoretisch noch aufbrauchen könnte. Auf dieser wissenschaftlichen Grundlage basiert die CO₂-Uhr. Sie zeigt, wie viel CO₂ wir noch in die Atmosphäre jagen dürfen, bevor wir die Ziele (1,5 Grad respektive 2 Grad Celsius) verfehlen.
Die Klimaerwärmung – da ist sich die Wissenschaft einig – lässt sich nur bremsen, wenn der weltweite CO₂-Ausstoss drastisch reduziert wird. Kohlendioxid ist ein Treibhausgas: Wie das Glas in einem Treibhaus verhindert es, dass Wärme von der Erde ins Weltall entweicht. In «natürlichem» Masse ist das auch gut so, denn sonst wäre die Erde unbewohnbar. Es ist allerdings höchst problematisch, wenn diese CO₂-Konzentration deutlich ansteigt – doch genau das ist in den letzten Jahrzehnten geschehen.
Die folgende Grafik zeigt CO₂-Messungen aus konservierten Luftproben aus Eiskernen bis zum Jahr 1958. Danach sind Luftmessungen aus Mauna Loa, Hawaii dargestellt.
Im Jahr 2019 hat China 10,2 Milliarden Tonnen CO₂ produziert. Das ist fast doppelt so viel wie die USA. China und die USA belegen damit die beiden ersten Plätze bei den Ländern mit den höchsten CO₂-Emissionen. Die Schweiz ist für 38 Millionen Tonnen CO₂ verantwortlich.
Damit scheint der Impact der Schweiz im ersten Moment klein zu sein. Doch berechnet man die jährlichen CO₂-Emissionen pro Einwohner, sieht die Situation anders aus: Mit 4,4 Tonnen CO₂ pro Einwohner liegt die Schweiz klar in der umweltschädlicheren Hälfte aller Länder.
Am schlechtesten schneidet Katar ab. Der Golfstaat verzeichnet 38,6 Tonnen CO₂ pro Einwohner. Die umweltfreundlichste Bilanz haben Länder wie die Demokratische Republik Kongo, Somalia und Burundi.
Experten gehen davon aus, dass die weltweiten Pro-Kopf-Emissionen auf rund 2,7 Tonnen CO₂ pro Jahr gesenkt werden müssen. Alle in der Karte pink eingefärbten Staaten liegen über diesem Wert.
Unsere Welt verbraucht immer mehr Strom. Jede Art der Elektrizitätsgewinnung emittiert an irgend einem Punkt Treibhausgase – besonders grosse Mengen an CO₂-Emissionen entstehen jedoch bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe, wie beispielsweise in Kohlekraftwerken. Die Elektrizitätserzeugung ist daher für rund 40 Prozent aller Treibhausgase verantwortlich.
Weitere relevante Sektoren weltweit sind Transport, das Bauwesen (wobei hier vor allem die Zementproduktion ins Gewicht fällt), Gebäude und die Landwirtschaft.
Die Plattform «Climate Action Tracker» macht seit dem Pariser Klimaabkommen regelmässig Einschätzungen zu jedem Land. Entsprechend als «kritisch ungenügend» eingestuft wurden die Fortschritte in den Ländern Russland, Saudi-Arabien, Iran, Thailand, Türkei und Singapur.
Doch auch in fast allen anderen Länder, die untersucht wurden, genügen die bisherigen Unternehmungen nicht, um den Temperaturanstieg auf unter 1,5 Grad Celsius zu halten. Einzig das westafrikanische Land Gambia mit 2,5 Millionen Einwohnern erfüllt die Anforderungen des Pariser Klimaabkommens bisher.
Schauen wir nun auf die Schweiz. Im Jahr 2019 wurden hierzulande 46 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente ausgestossen. Das ist etwa so viel, als wäre jede Person in der Schweiz zweimal von Zürich nach New York und wieder zurück geflogen.
Damit das verbleibende CO₂-Budget reicht, müssen die Treibhausgasemissionen konstant reduziert werden. Wie das aussehen könnte, zeigt dir die gepunktete Linie.
Im Vergleich zu den weltweiten Sektoren (siehe Abschnitt 6) fehlen beim Bundesamt für Umwelt die Emissionen für die Elektrizitätsproduktion. Das liegt unter anderem daran, dass die Schweiz einen hohen Anteil an Wasserkraft und Kernenergie produziert. Diese beiden Technologien produzieren zwar beim Bau und Rückbau ebenfalls CO₂, sind im laufenden Betrieb allerdings im Vergleich zu beispielsweise Kohlekraftwerken emissionsarm.
Relevant sind laut dem Bundesamt für Umwelt in der Schweiz die Sektoren Gebäude, Transport, Industrie und Landwirtschaft. Insbesondere bei den Gebäuden konnten in den letzten Jahren einige Fortschritte erzielt werden, was die Gesamtbilanz der Schweiz leicht verbessert hat.
Beispiel... Im Senegal laufen richtig fette (4 Stockwerke hoch) MAN-Dieselgeneratoren, um Strom für ganze Ortschaften zu erzeugen, etliche alte Diesel und in Paraguay kennt man keine KATs fürs Auto und verbrennt seinen Müll & Co. hinterm Haus. So ganz mit Null Komma irgendwas an CO2 kann das also auch dort nicht laufen.