Ein versuchtes Attentat auf Vizepräsidentin Cristina Kirchner hat die Wogen in Argentinien hochschlagen lassen. In der Nacht auf Freitag kehrte die wegen Korruption angeklagte Vizepräsidentin in ihr Haus in der Hauptstadt Buenos Aires zurück und wurde dort von jubelnden Anhängern begrüsst. Diese campieren seit Tagen vor Kirchners Haus, um der Linkspopulistin ihre Unterstützung zu demonstrieren.
Beim Bad in der Menge zückte ein Mann plötzlich in unmittelbarer Nähe eine Pistole, zielte auf Kirchners Kopf und drückte ab. Doch es löste sich kein Schuss; die Politikerin duckte sich weg und wurde von ihren Leibwächtern umringt.
Der 35-jährige Mann, der umgehend festgenommen wurde, ist der Sohn einer Argentinierin und eines Chilenen. Er wurde in Brasilien geboren, lebte jedoch schon seit 20 Jahren in Argentinien. Den Ermittlern zufolge hat er Verbindungen zur rechtsextremen Szene und war Anhänger satanischer Kulte. Medienberichten zufolge hatte er mehrere regierungskritische Videos auf seinen sozialen Netzwerken gepostet, die inzwischen aus dem Netz genommen wurden.
Kirchner erhielt umgehend Solidaritätsbekundungen von ihr nahestehenden Regierungschefs in Lateinamerika, darunter der Venezolaner Nicolas Maduro, der Kubaner Miguel Diaz-Canel und der Peruaner Pedro Castillo. Ebenfalls Argentiniens Präsident Alberto Fernández verurteilte das Attentat auf seine Vizepräsidentin und peronistische Parteikollegin. Fernandez sagte:
Er sprach von einem Klima der Hetze und des Hasses, das von Politikern, der Justiz und Medien geschürt werde. In einer per Fernsehen übertragenen Volksansprache erklärte er ausserdem den Freitag zum Feiertag, um dem Volk die Chance zu geben, seine Unterstützung für Demokratie, Solidarität und Frieden zu bekunden. Das Parlament wollte zu einer Sondersitzung zusammenkommen.
Zwischen Fernández und Kirchner hatte es in der Vergangenheit vor allem wegen der Wirtschaftspolitik geknirscht. Kirchner hatte dem Präsidenten vorgeworfen, gegenüber dem Internationalen Währungsfonds, bei dem Argentinien in Milliardenhöhe verschuldet ist, in die Knie gegangen zu sein und hatte hinter den Kulissen den Rücktritt des Wirtschaftsministers erzwungen. Der Streit entzweite auch die peronistische Regierungspartei.
Nach dem versuchten Attentat kamen von Seiten des radikalen Pro-Cristina-Lagers entsprechende Vorwürfe: «Wo war die Polizei? In welchem Land Leben wir eigentlich, und was müssen wir ertragen, Fernández?» twitterte die Ex-Botschafterin Alicia Castro, eine glühende Anhängerin von Kirchner.
Es gab jedoch auch mahnende Stimmen, selbst aus dem Regierungslager. Sicherheitsminister Anibal Fernández bat um Geduld. Experten müssten nun erst die Tatwaffe inspizieren und «die Bereitschaft und Fähigkeit dieser Person zum Angriff», sagte er im Fernsehen. Dem Ministerium zufolge handelte es sich bei der Tatwaffe um eine mit fünf Kugeln beladene Pistole der Marke Bersa Thunder 32, ein argentinisches Fabrikat.
Die bürgerliche Opposition verurteilte die Gewalt ebenfalls. Der liberale Expräsident Mauricio Macri fordert eine sofortige und vollständige Aufklärung des Zwischenfalls. Einige meldeten jedoch auch Zweifel an der offiziellen Version an. Die ultrakonservative Abgeordnete Amalia Granata sprach von einer «Pantomime». «Nicht einmal Steven Spielberg hätte sich das getraut», twitterte sie. Granata zufolge inszenierte sich Kirchner damit als Märtyrerin und ebne den Weg für ihre Wiederwahl anlässlich der Präsidentschaftswahlen 2023.
Kirchner, die ihr Land bereits von 2007 bis 2015 regierte, repräsentiert einen linkspopulistischen Sozialismus. In Argentinien ist sie umstritten. Ein Teil der Bevölkerung verehrt sie, vor allem wegen der während ihrer Amtszeit grosszügigen Sozialprogramme. Für andere ist sie wegen ihrer autoritären, arroganten Art und ihrer populistischen Wirtschaftspolitik ein rotes Tuch.
Sie und ihr verstorbener Ehemann Nestor Kirchner (Präsident von 2003 bis 2007) waren immer wieder Mittelpunkt von Korruptionsskandalen. Doch weder die Luxusliegenschaften noch die rasante Reichtumsvermehrung der Familie, oder die Festnahme von Mitarbeitern mit Unmengen von Bargeld konnten ihnen etwas anhaben. Erst jetzt erhob ein Staatsanwalt Anklage gegen Cristina wegen Korruption bei der Vergabe öffentlicher Aufträge und forderte 12 Jahre Haft. Die nächste Anhörung ist am 5. September geplant. (bzbasel.ch)
Es ist schon sonderbar, wie oft dann eine Bombe nicht hochgeht, die Pistole klemmte etc. Wir Europäer müssen lernen, dass lateinamerikanische Sozialisten, nichts mit unseren Sozis gemein haben. Da sind es korrupte, geldgierige und skrupellose Diktatoren. Die Perronisten sind nicht anders.