Die zweite Runde der Präsidentenwahl in Uruguay ist so knapp ausgegangen, dass zunächst kein Sieger ermittelt werden konnte. Erst am Donnerstag oder Freitag wird das Wahlamt das Endergebnis und den Gewinner bekanntgeben. Das Umfrageinstitut Factum sprach von einem «technischen Unentschieden».
Luis Lacalle Pou von der konservativen Partido Nacional lag mit 48.4 Prozent der Stimmen knapp vor Daniel Martínez vom linken Regierungsbündnis Frente Amplio mit 47.4 Prozent. Allerdings trennten die beiden Kandidaten gerade mal 28'666 Stimmen - weniger als die Zahl der Stimmen, über deren Gültigkeit noch entschieden werden muss.
Lacalle Pou zeigte sich siegessicher. «Formell werden wir es in wenigen Tagen wissen», sagte er in der Nacht zum Montag vor seinen Anhängern. «Leider hat der Kandidat der Regierung uns nicht angerufen und das unumkehrbare Ergebnis eingestanden.»
Sein Rivale Martínez warb angesichts des knappen Resultats um Einheit. «Es ist klar, dass niemand mehr als 50 Prozent der Stimmen erhalten hat», sagte er. «Wir sollten uns verständigen für ein geeintes Uruguay und für die Menschen regieren.»
Lacalle Pou war als Favorit in die Stichwahl gegangen. In der ersten Runde am 27. Oktober hatte der 46-Jährige zwar gut zehn Prozentpunkte weniger erhalten als Martínez. In der Stichwahl konnte er aber mit der Unterstützung dreier kleinerer Parteien rechnen. Diese hatten beim ersten Wahlgang gemeinsam 24 Prozent der Stimmen bekommen.
Der 62-jährige Martínez, bis vor wenigen Monaten Bürgermeister der Hauptstadt Montevideo, vertritt den gemässigten Flügel der Linkskoalition, die Uruguay seit 2005 regiert. Lacalle Pou ist Sohn des ehemaligen Präsidenten Luis Lacalle und bewarb sich als junger Erneuerer des konservativen Lagers.
Die kriselnde Wirtschaft stand im Fokus des Wahlkampfs in dem 3.5-Millionen-Einwohner-Staat, der an Argentinien und Brasilien grenzt. Bei fallenden Preisen der uruguayischen Exportgüter ist das Staatsdefizit auf 4.8 Prozent des Bruttoinlandprodukts gestiegen. Die Arbeitslosigkeit liegt bei neun Prozent.
Der Wahlsieger tritt am 1. März 2020 eine fünfjährige Amtszeit als Nachfolger des sozialistischen Präsidenten Tabaré Vázquez an. Die Verfassung des Landes verbietet zwei aufeinanderfolgende Amtszeiten. Der Präsident Uruguays ist Staatsoberhaupt und Regierungschef zugleich. (aeg/sda/dpa)