In Nicaragua darf ein regierungskritischer Bischof seit einer Woche seine Residenz nicht mehr verlassen. Gegen Rolando Álvarez wird wegen «destabilisierender Handlungen» gegen den Staat ermittelt, wie aus einer Polizeimitteilung hervorging.
Die Polizei hat das Haus umstellt, in dem sich Álvarez und weitere zehn Personen aufhalten. «Wir sind hier versammelt und werden festgehalten», sagte der Bischof am Donnerstag während einer Messe, die live auf Facebook übertragen wurde.
Die autoritäre Regierung von Präsident Daniel Ortega liess zuletzt rund 100 Nichtregierungsorganisationen und eine Reihe von kirchlichen und örtlichen Radio- und Fernsehsendern schliessen.
Am 4. August wurde der Bischof von Matagalpa von Polizisten vor dem Haus zunächst daran gehindert, zu einer Messe in der Kathedrale zu gehen. Am nächsten Tag warf die Polizei «hohen kirchlichen Behörden» unter der Führung von Álvarez vor, gewalttätige Gruppen organisieren zu wollen und zum Hass anzustiften. Zum Schutz der Bevölkerung müssten die Personen, gegen die ermittelt werde, zu Hause bleiben, hiess es. Die Betroffenen wurden nicht namentlich genannt.
Der Ex-Guerillero Ortega geht seit Jahren massiv gegen politische Gegner und die freie Presse vor. Bei Protesten gegen die Regierung kamen im Jahr 2018 mehr als 350 Menschen ums Leben, zahlreiche Oppositionelle sitzen in Haft. Auch Vertreter der katholischen Kirche werden immer wieder unter Druck gesetzt.
(yam/sda/dpa)