International
Lateinamerika

Lage in brasilianischem Gefängnis nach tödlicher Meuterei weiter ausser Kontrolle

Lage in brasilianischem Gefängnis nach tödlicher Meuterei weiter ausser Kontrolle

19.01.2017, 18:3020.01.2017, 12:26
Mehr «International»
Inmates are seen during an uprising at Alcacuz prison in Natal, Rio Grande do Norte state, Brazil, January 19, 2017. REUTERS/Josemar Goncalves FOR EDITORIAL USE ONLY. NO RESALES. NO ARCHIVES
Die Armee soll einschreiten im Alcaçuz-Gefängnis. Bild: STRINGER/REUTERS

Nach der tödlichen Meuterei in einem Gefängnis im Nordosten Brasiliens ist die Lage in der Haftanstalt weiter ausser Kontrolle. Am Donnerstag gab es neue Kämpfe zwischen rivalisierenden Bandenmitgliedern, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten.

Die Häftlinge gingen mit Steinen und Stöcken aufeinander los. Die Polizei feuerte von der Gefängnismauer aus Gummigeschosse ab, um die verfeindeten Gruppen auseinanderzutreiben.

Das Alcaçuz-Gefängnis liegt nahe der Stadt Natal. Am Wochenende waren bei Kämpfen zwischen inhaftierten Mitgliedern verfeindeter Drogenbanden 26 Häftlinge getötet worden. Die meisten von ihnen wurden enthauptet. Am Mittwoch drangen Elitepolizisten in das Gefängnis ein, um 220 Bandenmitglieder in eine andere Haftanstalt zu bringen.

In der Nacht zum Donnerstag wurden bei Ausschreitungen in der nahegelegenen Stadt Natal und fünf weiteren Ortschaften 21 Busse, sechs Autos und ein Lastwagen in Brand gesetzt, wie aus Behördenkreisen verlautete. Bei einem versuchten Aufstand in einem Gefängnis in der Stadt Caicó sei ausserdem ein Insasse getötet worden.

Armee soll helfen

epa05731747 Groups of prisoners clash in the jail of Alcacuz, in Natal, Brazil, 19 January 2017. In this prison, 26 inmates were killed during a brawl on 14 January 2017. A barrier separated the inmat ...
Bild: EPA/EFE

Der Gouverneur des Bundesstaats Rio Grande do Norte forderte die sofortige Unterstützung der Armee an. Er habe Staatschef Michel Temer darum gebeten, «die sofortige Entsendung» der Streitkräfte nach Natal anzuordnen, sagte Gouverneur Robinson Faria dem Radiosender CBN. Nach seinen Angaben waren die Krawalle in Natal und den anderen Städten Racheakte der rivalisierenden Drogenbanden.

Brasiliens Gefängnisse sind vollkommen überbelegt. Bei Kämpfen zwischen inhaftierten Bandenmitgliedern und Meutereien wurden in den Haftanstalten laut Behördenangaben allein seit Jahresbeginn mehr als 130 Menschen getötet.

Die brasilianische Regierung kündigte am Mittwoch einen Militäreinsatz in den von Gewalt betroffenen Gefängnissen an. Demnach sollen tausend Soldaten in den Zellen nach Waffen und Handys suchen. (sda/afp)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
US-Expertin Joan Williams: «Ich frage mich, wer hier eigentlich die Intellektuellen sind»
Donald Trumps Gegner sind orientierungslos. Joan Williams, eine führende US-Expertin für Gender- und Klassenfragen, empfiehlt ihnen, die wirtschaftlichen Nöte der Mittelschicht ins Zentrum zu rücken. Und auf die Sprache zu achten.
Ihr Buch «Outclassed» greift über Donald Trump als politisches Phänomen hinaus und zieht Vergleiche mit der radikalen Rechten in Europa. Wo sehen sie die Ähnlichkeiten?
Joan Williams:
In den USA und in Europa erkennt und nutzt die radikale Rechte einen zentralen Klassenkonflikt zwischen der Mittelschicht und der professionellen Führungselite. Dieser Konflikt äussert sich in Europa auf fast identische Weise wie in den Vereinigten Staaten. Der wichtigste gemeinsame Faktor ist die Haltung gegenüber der Einwanderung. Es gibt keine radikal rechte Partei, die Erfolg gehabt hätte, ohne die Einwanderung ins Zentrum zu stellen. Einwanderung ist für die radikale Rechte ein attraktives Thema, weil es wirtschaftliche und kulturelle Ängste miteinander verbindet.
Zur Story