«Das ist eine Art Provisorium bis wir in wenigen Tagen eine Lösung gefunden haben», sagte das Staatsoberhaupt. Die gesamte Regierung werde am Dienstag formal zunächst von ihm entlassen und dann erneut für kurze Zeit bestellt.
Parlament entzieht Kurz das Vertrauen – das sagt der abgesetzte Kanzler
Löger übernimmt
«Das ist eine Art Provisorium bis wir in wenigen Tagen eine Lösung gefunden haben», sagte das Staatsoberhaupt. Die gesamte Regierung werde am Dienstag formal zunächst von ihm entlassen und dann erneut für kurze Zeit bestellt.
Das sagt Kurz
Für Wut, Hass und Trauer nach dem vorzeitigen Ende der ÖVP-FPÖ-Regierung gebe es keinen Grund, erklärte Kurz. Stattdessen sollten die Anhänger die demokratische Entscheidung des Parlaments respektieren. Die ÖVP werde die Übergangsregierung, die der Bundespräsident nun einsetzen muss, bedingungslos unterstützen.
Wer wird jetzt Kanzler?
#FranzFischler wäre ein guter Übergangskanzler: kompetent, integer & in Österreich als auch in der EU angesehen. Er kann Österreich durch die Kommissionsbildung führen, durch die Brexit-Krise navigieren & steht gg. Rechtsruck in Europa. #Kurz soll den Weg freimachen. #neuwahlen pic.twitter.com/BDt8d7YRWX
— Die Grünen (@Gruene_Austria) 21. Mai 2019
Was wurde Kurz vorgeworfen?
Auslöser der politischen Krise in Österreich war ein Enthüllungsvideo, das zeigt, wie der inzwischen zurückgetretene Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache vor der Parlamentswahl 2017 einer vermeintlichen russischen Oligarchen-Nichte im Gegenzug für Wahlhilfe Staatsaufträge in Aussicht stellt.
Negativ-Rekord
Mit 525 Tagen ist Sebastian Kurz der kürzest dienende Bundeskanzler der Zweiten Republik. Valerie Hackl, Johann Luif, Walter Pöltner und Eckart Ratz heute mit nur fünf Tagen, die kürzest dienenden Minister seit 1945. pic.twitter.com/fniICKpBY7
— Martin Thür (@MartinThuer) 27. Mai 2019
Was jetzt passiert
Bis zu den Neuwahlen soll ein Expertenkabinett die Arbeit übernehmen. Die Regierung Kurz stürzte über die Veröffentlichung des skandalösen «Ibiza-Videos», aufgrund dessen Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache zurücktrat. Die rechtskonservative ÖVP-FPÖ-Regierung zerbrach.
Der Moment, als Kurz von seiner Abwahl erfuhr
Amtszeit von Kurz zu Ende
Kurz abgewählt
Zum ersten Mal in der Geschichte Österreichs hat das Parlament eine Regierung per #Misstrauensantrag gekippt. #Kurz #IbizaVideo pic.twitter.com/Wygm84jWL3
— tagesschau (@tagesschau) May 27, 2019
Noch ein letztes Votum
Und da war noch das …
Heinz-Christian Strache wird dank Vorzugsstimmen einen Anspruch auf ein Mandat im EU-Parlament haben. 37.448 Stimmen, aus sieben Bundesländern, konnte ich bereits recherchieren. Er benötigt - laut SORA Prognose- etwas mehr als 32.000 österreichweit um über die 5%-Hürde zu kommen.
— Martin Thür (@MartinThuer) 27. Mai 2019
Zur Erinnerung: Strache hat die jetzige Regierungskrise mit einem in Ibiza aufgenommenen Skandal-Video verursacht. Unter anderem wird auf dem heimlich gefilmten Video über eine strategische Einflussnahme, verdeckte Wahlhilfe und möglicherweise illegale Parteienspenden diskutiert.
Die Debatte …
Die Attacke der FPÖ
Die Reihe ist an ÖVP-Klubobmann August Wöginger
Bundeskanzler Kurz …
Die SPÖ begründet ihren Misstrauensantrag
So reagiert Kurz
Sondersitzung im österreichischen Nationalrat
Um was gehts?
Österreichs Bundeskanzler Kurz und seine Regierung müssen sich heute Montag im Parlament voraussichtlich zwei Misstrauensanträgen stellen.
Wieso gleich zwei Anträgen?
Nun, die beiden Anträge wurden von unterschiedlichen Parteien eingebracht und verfolgen ein unterschiedliche Ziel. «Jetzt», die kleinste Fraktion, hat einen Misstrauensantrag gegen den Bundeskanzler angekündigt. Die Sozialdemokraten der SPÖ hingegen wollen nach Angaben von Parteichefin Pamela Rendi-Wagner einen eigenen Misstrauensantrag gegen die gesamte Regierung einbringen.
Mit welchen Chancen?
Überaus guten: Die rechte FPÖ und die SPÖ einigten sich am Montag darauf, der gesamten Regierung das Misstrauen auszusprechen. Die Abstimmung in der SPÖ-Fraktion dazu sei einstimmig ausgefallen, teilte SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner mit. Auch die FPÖ-Fraktion habe einstimmig dafür votiert, hiess es aus Parteikreisen.
Die FPÖ? Waren die nicht …
Doch. Die FPÖ bildete bis vor rund einer Woche gemeinsam mit der ÖVP von Sebastian Kurz die Regierung. Dann hatte Kurz die seit 18 Monaten regierende Koalition aufgekündigt. Vorausgegangen war die Veröffentlichung eines 2017 heimlich auf Ibiza gedrehten Videos, das den späteren Vizekanzler Heinz-Christian Strache dabei zeigt, wie er einer angeblichen russischen Oligarchen-Nichte für Wahlkampfhilfe erhebliche wirtschaftliche Vorteile in Aussicht stellt. Strache war daraufhin von allen politischen Ämtern zurückgetreten.
Ok. Und wie geht es weiter, wenn der Misstrauensantrag durchkommt?
In diesem Fall wäre Sebastian Kurz' Kanzlerschaft nach knapp anderthalb Jahren beendet. Bereits jetzt sind Neuwahlen für den Herbst geplant. Die SPÖ will die aktuelle Übergangsregierung bis dahin durch ein Expertenkabinett ersetzt sehen. Der Kanzler habe in seiner 18-monatigen Regierungszeit und in der aktuellen Krise jegliches Vertrauen verspielt, weil er die Opposition praktisch völlig ignoriert habe.
Kann das gut gehen?
Nun, der Sturz des populären Regierungschef gilt als politisch heikles Unterfangen. Die Partei von Sebastian Kurz hat bei der Europawahl in Österreich einen fulminanten Sieg eingefahren. Laut vorläufigem Endergebnis hat seine konservative ÖVP ein Plus von 8,4 Prozentpunkten im Vergleich zur Europawahl 2014 eingefahren und kommt nun auf 35,4 Prozent.
Zudem hatten sich einflussreiche Medien und sogar der Grünen-nahe Bundespräsident Alexander Van der Bellen mehr oder weniger deutlich an die Seite von Kurz gestellt. Das Staatsoberhaupt hatte in den Tagen vor der Entscheidung an die Vernunft der politischen Parteien appelliert, die Regierungskrise nicht noch weiter eskalieren zu lassen.
(mlu/sda/dpa/afp)
