Erstmals weltweit ist Medizinern zufolge einem Menschen erfolgreich eine Schweineniere als Ersatzorgan eingesetzt worden. Die Operation wurde am Samstag im Massachusetts General Hospital in Boston durchgeführt.
Ein 62-jähriger Mann, der an einer lebensgefährlichen Nierenkrankheit litt.
Die Niere ist gentechnisch verändert und stammt von einem Schwein.
Sie habe vier Stunden gedauert.
Er erhole sich gut und werde wohl bald entlassen werden können.
Die Transplantation könnte Hoffnung für zehntausende Menschen bedeuten, die auf Spenderorgane angewiesen sind. Die sogenannte Xenotransplantation wird seit den 1980er Jahren erforscht. Schweine sind als Spender besonders geeignet, weil ihr Stoffwechsel dem der Menschen ähnelt.
Wissenschaftler versuchen seit geraumer Zeit, Organe aus Schweinen für Menschen nutzbar zu machen. Damit das möglich ist, muss allerdings unter anderem das Erbgut der Spendertiere verändert werden. Ohne genetische Anpassung käme es bei der Übertragung auf den Menschen zu einer sofortigen schweren Abstossungsreaktion.
Zuletzt waren in den vergangenen Jahren an der Universitätsklinik in Baltimore im US-Bundesstaat Maryland zwei schwer kranken Patienten Schweineherzen als Ersatzorgane eingepflanzt worden. Beide Patienten waren jedoch mehrere Wochen nach der Operation gestorben.
Die Geschichte der Xenotransplantationen – also die Transplantation von Zellen, Gewebe oder Organ von einer Spezies in oder auf eine andere Spezies – ist lang und von Niederschlägen gekennzeichnet.
In den 1960er Jahren wurden Schimpansennieren in eine kleine Anzahl menschlicher Patienten transplantiert. Die meisten starben kurz darauf: Die längste Überlebenszeit eines Patienten betrug neun Monate.
Im Jahr 1984 wurde in Kalifornien ein Pavianherz in ein kleines Mädchen namens Stephanie Fae Beauclair transplantiert. Das Mädchen erlangte Berühmtheit unter dem Namen «Baby Fae». Sie starb 20 Tage nach der Transplantation – und 32 Tage nach ihrer Geburt.
Baby Fae war weder der erste noch der letzte Fall einer Xenotransplantation von einem Pavian auf einen Menschen. Besonders am Baby-Fae-Fall ist, dass er auch heute noch kritisiert wird, weil die ethischen Aspekte nicht genug berücksichtigt worden seien: Das Leiden des kleinen Mädchens wurde verlängert, aber nicht geheilt.
Grundsätzlich bieten Schweine bei der Organbeschaffung Vorteile gegenüber Primaten: Sie lassen sich leichter aufziehen und erreichen in sechs Monaten die Grösse eines erwachsenen Menschen.
Herzklappen von Schweinen werden bereits routinemässig in Menschen transplantiert, und einige Patienten mit Diabetes haben Zellen der Bauchspeicheldrüse von Schweinen erhalten. Auch wird Schweinehaut als vorübergehendes Transplantat für Verbrennungspatienten verwendet.
(red)
Mit Material der Nachrichtenagenturen SDA und DPA