Luxushotel oder Gefängnis? Diese Frage dürften sich die Polizisten gestellt haben, die nach einer tödlichen Häftlingsrevolte im Topo-Chico-Gefängnis im mexikanischen Monterrey die Haftanstalt wieder unter Kontrolle brachten und dort mehrere «Luxus-Zellen» vorfanden.
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— Risco (@jrisco) 15. Februar 2016
[Las entrañas de Topo Chico]
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In dem Gefängnis in der Industriestadt Monterrey hatte es am Donnerstag blutige Auseinandersetzungen zwischen zwei verfeindeten Häftlingsgruppen gegeben. Dabei wurden 49 Menschen getötet, die meisten Opfer wurden erstochen oder mit Stöcken zu Tode geprügelt.
Hintergrund der Auseinandersetzung war ein Streit zweier Anführer des Drogenkartells Los Zetas – Iván Hernández Cantú und Juan Pedro Zaldivar Farias – um die Vorherrschaft in dem Gefängnis. Nach der Bluttat fanden die Beamte in dem Gefängnis zahlreiche Messer, Hämmer und Drogen.
Nach Angaben der Behörden des nördlichen Bundesstaates Nuevo León übernahm die Polizei die Kontrolle über die Haftanstalt und «beendete die Selbstverwaltung, die Anführer des organisierten Verbrechens unter Mitwissen einiger Behördenvertreter etabliert haben».
In einer Mitteilung berichtete die Regierung von «Luxuszellen» mit Klimaanlagen, Kühlschränken, Digitalfernsehern, Aquarien und mobilen Saunen. Die Behörden hätten alles beschlagnahmt, hiess es.
Los-Zetas-Chef Cantú habe in seiner Zelle über ein King-Size-Bett, einen riesigen Flachbildfernseher und ein Luxusbad verfügt, teilte die Staatsanwaltschaft von Nuevo León mit. «Zum Zeitpunkt des Aufstands war eine Frau bei ihm», sagte der leitende Staatsanwalt Roberto Flores.
Auch eine von Häftlingen betriebene Bar gab es in dem Gefängnis. Dies alles sei beschlagnahmt worden, teilten die Behörden mit. «Alle diese Privilegien gehören der Vergangenheit an», bekräftigte der Sicherheitsbeauftragte des Bundesstaates, Cuauhtemoc Antúnez.
Die Direktorin, ein Mitglied der Gefängnisverwaltung sowie ein Wachmann des Topo-Chico-Gefängnisses wurden festgenommen. Ihnen werde unter anderem Drogenhandel und das Verletzen von Sicherheitsvorschriften vorgeworfen, erklärten die Behörden. Dem Wachmann wird vorgeworfen, während der Ereignisse am Donnerstag einen Insassen erschossen zu haben.
Zum Zeitpunkt des Aufstands waren in dem Gefängnis 3800 Häftlinge untergebracht, das sind 35 Prozent mehr als vorgesehen. 233 Insassen wurden nach der Auseinandersetzung in andere Haftanstalten verlegt, darunter zwei führende Köpfe des Zeta-Kartells. Mexikos Gefängnisse sind chronisch überfüllt und und für häufige Gewaltexzesse berüchtigt.
Die spektakuläre Flucht des Drogenbosses Joaquín «El Chapo» Guzmán aus einem Hochsicherheitsgefängnis im vergangenen Jahr warf ein Licht auf ein weiteres Sicherheitsproblem: die Verbindungen zwischen Staatsbeamten und der organisierten Kriminalität. Guzmán war durch einen Tunnel geflohen, der seine Gefängniszelle mit einem Haus auf einem Feld verband. Er wurde im Januar gefasst. (sda/afp)