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Naher Osten

So will Israel beweisen, dass es das Gaza-Spital nicht getroffen hat

Video: twitter/@Osinttechnical

Mit diesen Bildern wollen die Israelis beweisen, dass nicht sie das Spital getroffen haben

18.10.2023, 11:2718.10.2023, 14:34
Corsin Manser
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Bei einem Spital im Gazastreifen kam es gestern Abend zu einer grösseren Explosion, bei der mutmasslich mehrere Menschen ihr Leben verloren haben. Die Lage ist noch unübersichtlich, doch erste Bilder bringen etwas Licht ins Dunkle.

Das Gesundheitsministerium von Gaza, das der militant-islamistischen Hamas unterstellt ist, gab noch am Dienstag Israel die Schuld und sprach von Hunderten Toten. Die Explosion sei auf einen israelischen Luftangriff zurückzuführen. Die Anzahl Tote konnte bisher nicht unabhängig verifiziert werden.

Israel selbst weist die Verantwortung aber von sich und will seine Unschuld mit Videos und Bildern beweisen.

Das sagt Israel

Nach israelischen Informationen hat eine fehlgeleitete Rakete der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad die tödliche Explosion an einem Spital in Gaza verursacht.

Auf einem Parkplatz neben der Klinik seien Zerstörungen vor allem durch eine sehr grosse Menge an Raketenantriebsmittel (Propellant) zu erklären, sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari am Mittwoch vor Journalisten in Tel Aviv. «Der Treibstoff hat eine grössere Explosion ausgelöst als der Sprengkopf selbst.» Darum seien Fahrzeuge in Brand geraten. Auf dem Parkplatz hätten sich zum Zeitpunkt der Explosion viele Menschen aufgehalten.

Mit diesem Video will Israel zeigen, dass es nicht für die Explosion verantwortlich war:

Video: twitter/@Osinttechnical

Es gebe keine typischen Zerstörungen an den umliegenden Gebäuden oder einen Krater wie bei einem israelischen Luftangriff, sagt Hagari. Er schlussfolgert: «Der Parkplatz wurde nicht von Munition der Luftwaffe getroffen.»

Bild vom Al-Ahli-Spital
Gemäss Israel beweisen diese Drohnenbilder, dass es keinen Einschlagskrater gegeben hat.screenshot: twitter

Es gebe häufiger Vorfälle fehlgeleiteter Raketen militanter Palästinenser, die im Gazastreifen selbst einschlugen, sagte Hagari. Die palästinensische Rakete sei vermutlich von einem Friedhof hinter dem Spital abgefeuert worden.

In einem von Israel abgefangenen Telefongespräch zwischen zwei Mitgliedern der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas sei ebenfalls von der Fehlfunktion einer palästinensischen Rakete die Rede gewesen.

Ausserdem gebe es Radaraufzeichnungen von einer Salve von Raketen, die kurz vor der Explosion vom Gazastreifen aus auf Israel abgefeuert worden sei. Die Armee habe auch Luftaufnahmen ausgewertet. Es gebe zwei unabhängige Videos, die als Beweis für eine fehlgeleitete Rakete dienten. Man werde diese Informationen sowie weitere Beweise an Israels Verbündete weitergeben, allen voran die USA.

Die Hamas habe sofort gewusst, dass es sich um eine fehlgeleitete Rakete des Islamischen Dschihad gehandelt habe, und dennoch versucht, Israel für den tödlichen Vorfall verantwortlich zu machen, sagte Hagari.

Das sagen Datenspezialisten

Am Mittwochmorgen sind erste Bilder mit Tageslicht von der Al-Ahli-Klinik aufgetaucht, wo gestern Abend die Explosion stattfand. Die Bilder sind von Hamas-nahestehenden Medien veröffentlicht worden.

Die Drohnenbilder, welche die israelische Armee veröffentlicht haben, stimmen mit den Bildern von Mittwochmorgen überein. Dies bestätigen Datenspezialisten auf der Plattform X (früher Twitter).

Auf den Bildern von Mittwochmorgen sind vor allem Schäden auf dem Parkplatz zu sehen. «Insgesamt scheinen sich die Schäden an den Gebäuden des Komplexes in Grenzen zu halten, ein mit Tonziegeln gedecktes Vordach neben dem Parkplatz ist noch weitgehend intakt», schreibt der X-Kanal «OSINTtechnical», der sich auf die Auswertung von Opensource-Daten spezialisiert hat.

Auf den Bildern ist kein grosser Krater zu sehen. Möglicherweise gibt es eine Einschlagstelle, die aber nur wenige Centimeter tief ist.

Wie viele Leute sich zum Zeitpunkt der Explosion auf dem Parkplatz befanden, ist unklar. Allerdings dürften einige Patienten im Aussenbereich des Spitals behandelt worden sein. Diese könnten von der Explosion verletzt oder getötet worden sein.

Datenspezialist Oliver Alexander schreibt:

Ich persönlich glaube kaum etwas, was von einer der Konfliktparteien veröffentlicht wird, es sei denn, es ist von unabhängiger Seite überprüfbar.

Drohnenaufnahmen und Videos können bestätigt, geolokalisiert und verifiziert werden. Aussagen und abgefangene Telefongespräche nicht.

(Mit Material der sda)

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213 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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iudex
18.10.2023 11:47registriert April 2020
Inzwischen wurden übrigens auch Bilder vom Spital respektive dem Parkplatz veröffentlicht und es ist einfach offensichtlich, dass das keine israelische Bombe, sondern vielmehr eine Terroristen-Rakete respektive deren Treibstoff war. Aber schön, übernimmt die Welt sofort die Hamas Propaganda.
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Max Dick
18.10.2023 12:01registriert Januar 2017
Da werden aber einige enttäuscht sein, dass man Israel nicht für die Zerstörung eines Spitals wird blamen können.

Dass die Araber die Juden mehr hassen, als sie ihre Kinder lieben, ist nichts neues. Aber dass es sogar hierzulande einigen Israel-Hatern (Nein es sind natürlich keine Judenhasser) gerade ganz schön gepasst hätte, Israel hätte hier tatsächlich ein Spital in Grund und Boden gebombt, ist schon tragisch. Was läuft da falsch in der Bildung und der Erziehung?
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Labär
18.10.2023 12:04registriert August 2020
Das Video kann ich nicht beurteilen. Aber klar ist, dass Israel kein Interesse daran haben kann, ein Spital zu bombardieren und hunderte Tote, inkl. Kinder, in Kauf zu nehmen. Auch wenn sie damit ein paar Terroristen ausgeschaltet hätten, der Reputationsschaden wiegt ein vielfaches schwerer. Das entspricht derzeit nicht der israelischen Strategie.
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