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Der Iron Beam, die mögliche Wunderwaffe der Israeli

Israeli Iron Dome air defense system fires to intercept a rocket fired from the Gaza Strip, in Ashkelon, Israel, Saturday, Oct. 14, 2023. (AP Photo/Tsafrir Abayov)
Der Iron Dome im Einsatz.Bild: keystone

Iron Dome hält die Raketen der Hamas ab – nun soll die Wunderwaffe Iron Beam dazukommen

Tausende von Raketen der Hamas sind auf Israel abgefeuert worden. Einige schlugen in mehreren Städten ein, dank Iron Dome aber nur ein kleiner Teil. Wie funktioniert die Eiserne Kuppel?
18.10.2023, 09:40
Bruno Knellwolf / ch media
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Mit Raketenangriffen hat der Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober begonnen. Tausende Geschosse wurden aus dem Gazastreifen Richtung Israel gefeuert. Einige davon schlugen in israelischen Städten ein, wie zum Beispiel in Aschkelon. Täglich gibt es Raketenalarm in Tel Aviv und anderen Städten. Doch Israel hat einen Hightech-Schutzschirm: Iron Dome, der die allermeisten Raketen der Hamas abgefangen hat.

Eine «Eiserne Kuppel» würde auch die Ukraine gerne über ihr Land ziehen, um die russischen Raketen abzuwehren. «Die Ukraine hat keinen Iron Dome», sagt Mauro Gilli vom Center for Security Services (CSS) der ETH Zürich. Teile der Technologie des Iron Dome würden auch in US-Luftabwehrsystemen eingesetzt und somit wenigstens teilweise auch mal in der Ukraine. Beim Iron Dome haben die israelischen Ingenieure aber exakt auf die exponierte Lage des Landes Rücksicht genommen. Denn Israel wird nicht nur aus dem Gazastreifen von der Hamas, sondern auch vom Libanon aus von der Hisbollah immer wieder aus kurzer Entfernung beschossen.

Spezialisiert auf Kurzstreckenraketen, die nur kurz in der Luft sind

Deshalb ist der Iron Dome darauf spezialisiert, Raketen abzuschiessen, die in niedriger Höhe fliegen und aus kurzer Distanz abgefeuert worden sind. Erstmals zum Einsatz kam das Hightech-Abwehrsystem vor elf Jahren bei der Operation «Pillar of Defense». Diese startete am 14. November 2012 und richtete sich gegen Einrichtungen und Mitglieder der Hamas im Gazastreifen. Eine Woche lang führte Israel Luftschläge aus, während derer der Iron Dome die Hamas-Raketen abwehrte. Der Iron Dome hatte damals eine Trefferquote von etwa 75 Prozent.

Seither wurde der Schutzschild technisch immer wieder verbessert. Allerdings zeigen die aktuellen Zerstörungen in verschiedenen israelischen Städten, dass der Iron Dome zwar effizient, aber nicht hunterprozentig dicht ist. Der Hersteller gibt eine Trefferquote von 90 Prozent an. «Das Hauptproblem ist zurzeit die . Die Hamas schickt Tausende von Raketen, und jede Abfangbatterie des Iron Dome kann nur eine begrenzte Anzahl von Raketen abfeuern. Deshalb gehen zwangsläufig einige Raketen der Hamas durch das Abwehrschild», sagt Gilli. Auch der Iron Dome stösst also bei solch massivem Beschuss an seine Kapazitätsgrenzen.

Iron Dome funktioniert mit drei Komponenten

Der Iron Dome funktioniert mit drei Komponenten: Zum Ersten erkennt ein Radar feindliche Raketen. Zum Zweiten wertet ein Kommandoposten C2 (Command & Control) die Flugdaten der Raketen aus und berechnet unter anderem in Sekundenbruchteilen, ob die Raketen auf Städte und Dörfer fallen könnten. Ist dem so, feuern in einem dritten Schritt bis zu vier Raketenwerfer pro Einheit Abfangraketen ab. Das sind Tamir-Abfangraketen auf einer modularen Senkrechtstartanlage für Flugkörper, Vertical Launch Unit (VLU) genannt. So können Raketen und Mörsergeschosse bis zu einer Reichweite von 70 Kilometern unschädlich gemacht werden.

«Israel hat zehn Iron-Dome-Einheiten, die in verschiedenen Teilen des Landes aufgestellt sind», sagt Gilli. Jede Einheit kann gleichzeitig sechs angreifende Raketen bekämpfen. Weil die Hamas-Raketen aus den Städten in Gaza aus kurzer Distanz abgefeuert werden, muss das System sehr schnell reagieren. «Der Radar nutzt das elektromagnetische Spektrum, das sich mit Lichtgeschwindigkeit bewegt. So bleibt noch Zeit für die Berechnung und den Abschuss.»

Da nicht nur Israels Städte und Dörfer dauernd bedroht sind, hat die Armee einen Bruder des Iron Dome entwickelt. Das Nahbereich-Abwehrsystem C-Dome schützt Einrichtungen auf dem Meer. Zum einen die israelischen Erdöl-Plattformen, die von der Hisbollah schon bedroht worden sind. Zum anderen sollen die Handelsschiffe damit vor Raketenbeschuss bewahrt werden. Denn immer wieder werden Tanker angegriffen, was für Israel ein grosses Problem ist, da 98 Prozent seiner Importe über das Meer kommen. C-Dome wird auf Schiffen installiert, was aufgrund der Schaukelbewegung eine besondere Herausforderung für das Abwehrsystem ist.

Kommt die Laser-Wunderwaffe jetzt schon zum Einsatz?

Der schwimmende Bruder des Iron Dome soll als weiterer Baustein in das mehrstufige Raketen- und Luftverteidigungssystem Israels integriert werden. Der Iron Dome ist dessen Basis, dazu kommen soll der sich noch in der Entwicklung befindliche lasergestützte Iron Beam. Anscheinend soll diese «Wunderwaffe» noch schneller als gedacht zum Einsatz kommen. Mit diesem Laser-Luftabwehrsystem sind in einer ersten Testreihe erfolgreich Drohnen, Raketen, Mörser und Panzerabwehrraketen abgeschossen worden.

Die Waffe des israelischen Rüstungsherstellers Rafael erinnert an «Star Wars». Eine Kamera des Iron Beam nimmt die feindliche Rakete ins Visier. Ein 100-Kilowatt-Laser feuert dann einen Laserstrahl auf das Flugobjekt, das vom Laser getroffen explodiert. Vorgestellt wurde Iron Beam erstmals 2014, jetzt soll es gemäss Gerüchten einsatzbereit sein. Iron Beam hat einen geringen Energieverbrauch, ist leicht zu transportieren, kann mehrere Drohnen gleichzeitig abschiessen und hat nahezu unbegrenzt Munition. Allerdings hat die Wunderwaffe auch Nachteile, weil sie wetterempfindlich ist und eine relativ geringe Reichweite hat. Iron Beam soll deshalb Iron Dome vor allem ergänzen.

Neben diesen Abwehrsystemen für Raketen aus kurzer Distanz ist das sogenannte David's-Sling-System Israels auf weiter entfernte Raketen gerichtet und soll Flugkörper mit einer mittleren Reichweite unschädlich machen. Für ballistische Raketen aus grosser Distanz, zum Beispiel aus dem Iran, ist das Arrow-Raketenabwehrsystem zuständig. Komplettiert wird die Luftverteidigung mit den aus den USA stammenden Patriots, die für den Abschuss von Flugzeugen, Marschflugkörpern und Drohnen vorgesehen sind.

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