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Nordkorea

Putin schickt russische Kinder in Sommerlager nach Nordkorea

North Korea - May 3, 2019: Inside the Songdowon International Children Camp. Children in sports uniform
Das «International Children Camp» in Songdowon, Nordkorea.Bild: www.imago-images.de

Putin schickt russische Kinder in nordkoreanisches Sommerlager

Russland und Nordkorea haben sich zuletzt weiter angenähert. Nun werden russische Schulkinder in ein nordkoreanisches Sommerlager geschickt.
31.07.2024, 21:4631.07.2024, 21:46
Julian Alexander Fischer / t-online
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t-online

Russland hat Schüler in ein nordkoreanisches Sommerlager geschickt. «Eine grosse Anzahl» Kinder der patriotischen Jugendorganisation «Bewegung des Ersten» weilt aktuell im Songdowon International Children’s Camp. Das hatte ihr Vorsitzender Grigori Gurow bereits am 29. Juni angekündigt. Der Aufenthalt läuft seit dem 24. Juli und soll noch bis zum 2. August andauern.

Das Lager ähnele dem Sommercamp Artek auf der von Russland völkerrechtswidrig besetzten Krim, sagte Gurow. Die EU hatte erst Anfang Juni Sanktionen gegen das Lager verhängt, weil Russland dort Umerziehungsprogramme für ukrainische Kinder durchführe. Zeitnah solle es zudem Jugendreisen nach China und Vietnam geben, erklärte Gurow. Ausserdem sollen bald auch nordkoreanische Kinder Russland besuchen.

Das Songdowon International Children’s Camp hatte auch vorher schon Kinder aus anderen Ländern aufgenommen, etwa aus Tansania, Mexiko, Thailand oder China. Auch russische Kinder sollen dort bereits gewesen sein. Die Plätze im Sommerlager werden offenbar vom nordkoreanischen Staat subventioniert, die Reise kostet die Kinder etwa 276 bis 369 Euro. So existiert das Camp nach eigenen Angaben auch, um die Beziehungen zu anderen Staaten zu intensivieren.

Viele Kinder kommen für einen Strandurlaub

Allerdings herrschen für die ausländischen Gäste offenbar andere Bedingungen. So berichtet ein Russe, der 2015 und 2016 am Camp teilnahm, dem «Business Insider», dass die nordkoreanischen Kinder weitgehend von den anderen Camp-Teilnehmern abgeschottet gewesen seien.

In dem Camp gibt es offenbar einen Wasserpark, mehrere Fahrgeschäfte, eine Bogenschiessanlage, eine Kletterwand und einen Strand. Laut Angaben von Teilnehmern, die das Camp besucht haben, sollen viele Kinder deshalb das Camp besuchen. Sie seien von einem günstigen Strandurlaub ausgegangen.

Untergebracht sind die Kinder Berichten zufolge in beaufsichtigten Schlafsälen, dennoch betrinken sich die Teilnehmer dort laut Angaben eines Teilnehmers regelmässig – trotz des Alters von teilweise zwölf Jahren. Das Essen sei laut einem Teilnehmer geschmacklos, es bestehe vorwiegend aus Reis, Brot und Kartoffelecken.

Zudem gibt es offenbar ein Aquarium mit Haien und Schildkröten – das erste in ganz Nordkorea – sowie eine Voliere und ein Raum mit ausgestopften Tieren.

Propaganda als wesentliches Element

Die Vermittlung der nordkoreanischen Staatsdoktrin nimmt trotz aller Freizeitangebote offenbar einen zentralen Platz ein, berichtet der «Business Insider». Die Kinder müssen offenbar in nordkoreanischer Sprache Propagandalieder über die Landesväter singen und an patriotischen Ritualen teilnehmen. Zudem müssen sie offenbar täglich um 6 Uhr aufstehen, um eine Statue von Staatsgründer Kim Il-sung zu polieren, obwohl diese regelmässig von professionellen Reinigungskräften gesäubert wird.

Auch ein Computerspiel, bei dem die Spieler als Hamster in einem Aquarium das Weisse Haus zerstören mussten, gehöre demnach zum Programm.

Der jüngste Besuch der russischen Kinder geschieht nun vor dem Hintergrund der intensivierten Beziehungen zwischen Nordkorea und Russland, nachdem Wladimir Putin und Kim Jong-un im Juni einen «Partnerschaftsvertrag» unterzeichnet hatten.

Die «Bewegung des Ersten», die im Juli 2022 auf Befehl Putins gegründet wurde, ist der Jugendbewegung «Junge Pioniere» aus der Sowjetzeit nachempfunden. Die Organisation sagt, ihr Ziel sei es, die Weltanschauungen von Kindern «auf der Grundlage traditioneller russischer spiritueller und moralischer Werte» zu formen.

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    19 Kommentare
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    Die beliebtesten Kommentare
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    John Galt
    31.07.2024 23:01registriert November 2014
    Das ist vermutlich dazu gedacht, dass sich die Kinder besser an ihre Zukunft in Russland gewöhnen können.
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    Bärner728
    31.07.2024 23:17registriert Juni 2020
    "als Hamster in einem Aquarium das Weisse Haus zerstören" Es gibt ja viele sehr phantasievolle Spiele, aber diese Kombination übersteigt meine Vorstellungskraft. Und das Spiel läuft wahrscheinlich noch auf einem Intel x286 Computer...
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    TheRealSnakePlissken
    01.08.2024 07:02registriert Januar 2018
    Offenbar lassen russische Eltern ihre Kinder lieber ins Sommerlager nach Nordkorea fahren als auf die Krim, weil es dort ukrainische Raketen hagelt. Letztlich ein doppeltes Eingeständnis für eine Niederlage Russlands: Die Krim ist nicht mehr sicher und man muss sich beim 3.-Welt-Diktator Kim anlehnen 😭😭.
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