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Nordkorea

Kim Jong Un erklärt Ausrottung des Coronavirus in Nordkorea

Kim Jong Un erklärt sich zu Sieger im Kampf gegen den Coronavirus in Nordkorea

11.08.2022, 06:2711.08.2022, 11:41
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Drei Monate nach der erstmaligen Bestätigung eines Corona-Ausbruchs im Land hat Nordkorea eigenen Angaben zufolge das Virus besiegt. Machthaber Kim Jong Un habe feierlich den Sieg im Kampf um die Ausrottung des «neuen Coronavirus» erklärt, berichteten die staatlich kontrollierten Medien am Donnerstag.

epa10115148 A photo released by the official North Korean Central News Agency shows North Korean leader Kim Jong Un (C) shaking hands with health officials and scientists in the anti-epidemic and publ ...
Kim Jong Un will den Kampf gegen das Coronavirus gewonnen haben.Bild: keystone

Kim habe die Erklärung am Mittwoch in Pjöngjang bei einem nationalen Treffen zu den Massnahmen gegen die Epidemie gemacht. Die Kampagne gegen das Virus sei nun abgeschlossen, doch müsse Nordkorea weiter wachsam sein und die Grenzgebiete wirksam überwachen, wurde er zitiert. Seine Schwester Kim Jong Un deutete beim selben Treffen an, dass ihr Bruder selbst an Covid-19 erkrankt war. Er habe unter hohem Fieber gelitten, hiess es.

Schutzmassnahmen werden gelockert

Kim Jong Un gab den Berichten zufolge ausserdem bekannt, dass die Schutzmassnahmen unter dem «maximalen Virus-Präventionssystem» wieder gelockert werden. Der Erfolg könne aber nur festgehalten werden, wenn «die stahlharte anti-epidemische Barriere aufrechterhalten und die Arbeit bis zum Ende der globalen Gesundheitskrise intensiviert» werde, wurde er zitiert. Trotzdem bedeutet Kims Erklärung nach Ansicht von Beobachtern auch, dass Nordkorea den Handel mit dem grossen Nachbarland China nun wieder verstärken könnte, um dringend benötigte Nahrungsmittel und Materialien zu importieren. Kim hatte im Mai einen landesweiten Lockdown angeordnet.

Es war nach wie vor unklar, wie viele Corona-Infektionen es in Nordkorea tatsächlich gegeben hat, denn laut Experten verfügt das Land über keine ausreichenden Test-Kapazitäten. Mitte Mai hatte Nordkorea zum ersten Mal offiziell Infektionen mit dem Krankheitserreger bestätigt und einen epidemischen Ernstfall für den Staat ausgerufen. Allerdings sprach das Land seitdem von «Fieberfällen». Seit fast zwei Wochen meldete es dann keinen solchen Fall mehr.

FILE - A teacher takes the body temperature of a schoolgirl to help curb the spread of the coronavirus before entering Kim Song Ju Primary School in Central District in Pyongyang, North Korea, on Oct. ...
Seit April wurden fast 4.8 Millionen «Fieberfälle» verzeichnet.Bild: keystone

Das Land brüstet sich damit, die weltweit niedrigste Letalitätsrate in der Corona-Pandemie - also das Verhältnis der Anzahl der Todesfälle zur Anzahl der Infektionen - vorweisen zu können. Nach offiziellen Angaben wurden seit Ende April fast 4,8 Millionen Fieberfälle unter den fast 26 Millionen Einwohnern verzeichnet. Es habe 74 Todesopfer gegeben. Experten zweifeln die Zahlen jedoch an. «Über die Datensammlung des Landes ist kaum etwas bekannt, sodass es unklar ist, wie zuverlässig die Zahlen sind», schrieben etwa Experten der auf Nordkorea spezialisierten Nachrichtenseite «38 North» des Stimson Center in den USA.

Kritik an Südkorea

Die einflussreiche Schwester Kim Jong Uns nutzte das Treffen in Pjöngjang erneut dazu, Südkorea zu kritisieren und das Nachbarland für den Ausbruch verantwortlich zu machen. Sie warf der Regierung in Seoul vor, zuzulassen, dass Aktivisten riesige Gasballons, die mit Flugblättern gegen Pjöngjang gerichtet seien, aus Südkorea über die Grenze in Richtung Norden senden. Dadurch könne sich das Virus verbreiten. «Was zählt, ist die Tatsache, dass die südkoreanischen Marionetten noch immer Flugblätter und verunreinigte Objekte auf unser Territorium ausstossen», wurde sie von den Staatsmedien zitiert. Sie drohte Südkorea mit Vergeltungsmassnahmen.

Das Verteidigungsministerium in Seoul äusserte sein Bedauern über diese «unbegründete Behauptung» Kims. Beobachter vermuten, sie könnte mit diesen Vorwürfen versuchen, mögliche Schuldzuweisungen wegen des Corona-Ausbruchs gegen die Führung zu zerstreuen. Seit vergangenem Jahr gilt in Südkorea ein Gesetz, wonach das Versenden von Flugblättern und anderer Objekte an der militärischen Demarkationslinie zwischen beiden Ländern verboten ist. (sda/dpa)

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22 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Quieselchen
11.08.2022 07:24registriert Januar 2021
Kim hat
Corona besiegt, im Alleingang.

Klar.
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BG1984
11.08.2022 08:13registriert August 2021
Wahrscheinlich hat Kim Corona einfach wieder in Fieber umbenannt und es so verschwinden lassen. Aber bei 4.8 Millionen bestätigten Fällen ohne anständige Test Kapazitäten könnte es auch sein, dass alle 25 Millionen Einwohner genesen (oder verstorben) sind.
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stormcloud
11.08.2022 06:43registriert Juni 2021
Wenn Kim das will, flüchtet "das" Virus aus Nordkorea. Aber so was von.....

Würde es nicht zu menschlichen Tragödien führen, könnte man darüber laut lachen.
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