Vermutlich handele es sich um ballistische Raketen von kurzer Reichweite und eine gezielte Provokation, teilte der Generalstab in Seoul am Donnerstag mit. Die Geschosse wurden demnach aus der Hauptstadtregion Pjöngjang abgefeuert und flogen etwa 350 Kilometer weit, bevor sie ins Meer zwischen der koreanischen Halbinsel und Japan fielen. Weitere Daten würden in Zusammenarbeit mit den USA und Japan noch ausgewertet, hiess es.
Ballistische Raketen können – je nach Bauart – mit einem Atomsprengkopf bestückt werden. Nordkorea unterliegt wegen seines Atomwaffen- und Raketenprogramms internationalen Sanktionen. Starts und selbst Tests ballistischer Raketen jeglicher Reichweite sind dem abgeschotteten Land durch UN-Beschlüsse verboten. Die Führung in Pjöngjang setzt sich aber immer wieder über diese Verbote hinweg.
Der erneute Raketenstart erfolgte zwei Tage nach dem gescheitertem Versuch Nordkoreas, einen militärisch nutzbaren Satelliten in eine Erdumlaufbahn zu bringen. Die Trägerrakete «neuen Typs» mit dem Aufklärungssatelliten «Malligyong-1-1» sei kurz nach dem Start in der Luft explodiert, hatten die Staatsmedien in der Nacht zum Dienstag (Ortszeit) gemeldet.
Südkorea hatte am Montag eine Luftwaffenübung mit mehreren Kampfjets nahe der innerkoreanischen Grenze abgehalten, nachdem Nordkorea den Satellitenstart angekündigt hatte. Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un drohte einen Tag später mit einer resoluten Antwort auf die Militärübung.
Der letztlich fehlgeschlagene Satellitenstart stiess international auf Kritik. Wie die USA und Südkorea warf auch UN-Generalsekretär António Guterres Nordkorea vor, Technologie verwendet zu haben, die in direktem Zusammenhang mit seinem Programm für ballistische Raketen stehe. Auch die Bundesregierung verurteilte den Start aus den gleichen Gründen. Nordkorea kritisierte Guterres' Stellungnahme und berief sich in einer Erklärung des Aussenministeriums darauf, wie andere Länder bloss sein Recht zur Nutzung des Weltraums auszuüben.
Nach einer zwischenzeitlichen Phase der Deeskalation hat der Konflikt auf der koreanischen Halbinsel in der jüngeren Vergangenheit wieder deutlich an Brisanz gewonnen. Seit Anfang 2022 testet Nordkorea verstärkt ballistische Raketen und andere Waffen. Auch die Rhetorik gegen die Regierungen Südkoreas und der USA, die ihre Militärkooperation ausgebaut haben, hat sich verschärft. (sda/dpa)