«Noch nie war es so langweilig, reich zu werden» – das sagte der Immobilienmogul René Benko noch vor 15 Jahren. Er sollte recht behalten: Der 46-Jährige wurde mit seinem Immobilien- und Handelsunternehmen Signa zum Multimilliardär.
Heute zählt er zu den reichsten Österreichern. Forbes schätzt sein Vermögen auf 5,9 Milliarden Dollar. Er lebt ein Leben im Luxus, verkehrt mit hoch angesehenen Politikern und anderen Unternehmern der Superlative – und war auch schon in den einen oder anderen Korruptionsskandal verwickelt.
Ein wichtiges Standbein der Signa, der Online-Sport-Händler Sports United (SSU), musste am Freitag jedoch Insolvenz anmelden. Grund sei die zu geringe Finanzdecke, nachdem die Signa-Holding eine Eigenkapitalzusage von über 150 Millionen zurückgezogen hatte.
Die Signa steht 23 Jahre nach ihrer Gründung in der Schieflage und hat Liquiditätsprobleme. Dabei waren die Anfänge der Firma so vielversprechend. Benko gründete die Vorläuferin von Signa im Jahr 2000. Eine vorläufige Erfolgsgeschichte sollte beginnen: Die Firma hat während ihres rund 23-jährigen Bestehens ein enormes Wachstum verzeichnet – auf ihrer Website gibt die Gruppe ein Immobilienvermögen von 28 Milliarden Euro an.
Während die Firma anfänglich auf die klassische Immobilienentwicklung fokussiert war, hat sie sich mittlerweile zu einem gesamteuropäischen Immobilien- und Handelsunternehmen mit diversen Bürostandorten entwickelt.
Doch hinter geschlossenen Türen ging bei der Signa nicht alles mit rechten Dingen zu und her: So verurteilte das Wiener Straflandesgericht den Signa-Gründer Benko 2012 wegen eines Korruptionsdeliktes zu einer einjährigen Bewährungsstrafe. «Ein Musterfall für Korruption», begründete die Richterin damals das Urteil. Benko trat 2013 in den Hintergrund und arbeitete fortan als strategischer Berater der Signa.
Im selben Jahr erwarb die «Signa Retail», ein neuer Unternehmensteil der Signa, die Mehrheit der Aktien von «Karstadt Sports» und «Karstadt Permium». Damit stieg das Unternehmen auch erstmals in den operativen Handel ein. Im Sommer 2014 übernahm Signa zusätzlich die komplette Karstadt Warenhaus GmbH. Weitere Übernahmen folgten – doch die ersten unzufriedenen Mitarbeiter liessen nicht lange auf sich warten.
Benko wurde für einige der insgesamt 45'000 Mitarbeiter im Retail-Bereich der Signa zum Feindbild, denn während der Jahre wurden immer mehr Filialen verschiedener Geschäfte gekündigt, weil Stellen abgebaut wurden. Im Jahr 2020 wurden in Deutschland rund 35 Galeria-Kaufhof- und Karstadt-Sports-Filialen geschlossen. 2500 Angestellte verloren ihren Job. Damals protestierten Hunderte von ihnen in ganz Nordrhein-Westfalen gegen die Entlassungen – und hatten einen Prügelknaben dabei: Sie schlugen wütend auf eine Pappfigur von Benko ein.
Die Proteste im Jahr 2020 waren erst der Anfang: Auch im März 2023 demonstrierten «Galeria Karstadt Kaufhof»-Mitarbeitende gegen Benko, weil er weitere 52 Filialen schliessen liess. Rund 4300 Beschäftigte waren von dieser Massnahme betroffen.
Am vergangenen Freitag hat Signa Sports United (SSU) Insolvenz angemeldet. Zuvor hatte der Onlineshop Tennis-Point, eine Tochtergesellschaft von SSU, einen Insolvenzantrag gestellt.
Die Insolvenzen kamen wenig überraschend. Bereits im Frühjahr wurden Anzeichen für drohende Finanzierungsengpässe bei Signa sichtbar. Im März 2023 veräusserte Signa 49,9 Prozent der Immobilien des Berliner Warenhauses «KaDeWe» an seinen Geschäftspartner, die Central Group. 2013 gehörte der Signa-Holding noch 75,1 Prozent des berühmten Warenhauses.
Im Juni dieses Jahres folgte die Meldung, dass Signa die österreichische Möbelkette Kika/Leiner sowie deren 40 Immobilien verkauft hatte, obwohl sie diese erst 2018 erworben hatte.
Parallel stoppte die Signa grosse Immobilienprojekte, wie Bauarbeiten am Hamburger Prestigeprojekt Elbtower – das Geld für die Finanzierung fehlt. Einige Investoren äusserten öffentlich ihren Wunsch, ihre Anteile zu verkaufen.
In Deutschland stellt sich nun die drängende Frage, ob die Herausforderungen der Gruppe eine Bedrohung für die Warenhauskette «Galeria» darstellen. Erst im Frühjahr wurde die Galeria Karstadt Kaufhof – nach Bekanntgabe einiger Schliessungen – aus ihrem zweiten Insolvenzverfahren innerhalb von drei Jahren entlassen.
Laut Galeria-Chef Olivier Van den Bossche besteht keine akute Gefahr. In einem Gespräch mit dem Handelsblatt erklärte er: «Wir sind nicht Signa Sports United. Galeria hat sich durch den Schutzschirm entlastet, ist schlanker und agiler aufgestellt als zuvor.»
Doch auch Schweizer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer könnten von den Problemen der Signa betroffen sein: Vor drei Jahren hat die Globus-Gruppe den Besitzer gewechselt. Die grossen Warenhäuser gingen je zur Hälfte an Benkos Signa- Gruppe und an die thailändische Central Group. Die kleineren Modehäuser übernahm die Bayard-Gruppe.
Gegenüber dem Tagesanzeiger gab Globus die Stellungnahme ab, dass sie von den Entwicklungen bei Signa nicht betroffen seien. Das operative Geschäft sei bankschuldenfrei und laufe nach Plan. Die Immobilien seien langfristig finanziert, und die Baustelle in Basel laufe planmässig weiter.
Gewinn privatisieren (natürlich steuerlich begünstigt)
und Schulden (Arbeitslose) für die Allgemeinheit.
PS: Schlechte Unternehmer = einer, der bei der ersten Marktanpassung seine Rechnungen nicht mehr zahlen kann.