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«Die zivile Ordnung bricht zusammen»

United Nations and Red Crescent workers prepare the aid for distribution to Palestinians at UNRWA warehouse in Deir Al-Balah, Gaza Strip, on Monday, Oct. 23, 2023. (AP Photo/Hassan Eslaiah)
Ein UNRWA-Mitarbeiter am 23. Oktober 2023.Bild: keystone

«Die zivile Ordnung bricht zusammen»

Während Israel die Angriffe auf Gaza fortsetzt, verschlechtert sich die Lage der Zivilbevölkerung. Nun kam es zu Plünderungen von Hilfseinrichtungen.
29.10.2023, 17:59
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Ein Artikel von
t-online

Tausende Bewohner des von Israel seit drei Wochen bombardierten Gazastreifens sind in Lagerhäuser und Verteilzentren des Hilfswerks der Vereinten Nationen für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) eingedrungen. Sie hätten Mehl und andere lebensnotwendige Güter erbeutet, teilte die UNO am Sonntag mit. Das UNRWA erklärte:

«Das ist ein besorgniserregendes Zeichen dafür, dass die zivile Ordnung nach drei Wochen Krieg und strenger Belagerung des Gazastreifens zusammenzubrechen beginnt.»

Nach dem Hamas-Angriff vom 7. Oktober hat Israel den Gazastreifen vollständig abgeriegelt. Die Versorgung der dort lebenden etwa 2,3 Millionen Menschen mit Hilfsgütern ist dadurch nahezu zum Erliegen gekommen. Nur über den ägyptischen Grenzübergang Rafah gelangen einzelne Hilfskonvois zu den Menschen.

Hilfe «unzureichend»

«Die Vorräte auf dem Markt gehen zur Neige, während die humanitäre Hilfe, die mit Lastwagen aus Ägypten in den Gazastreifen gelangt, unzureichend ist», erklärte das UNRWA. Das derzeitige System für Hilfskonvois sei zum Scheitern verurteilt.

«Der Bedarf der Gemeinden ist immens, und sei es nur für das grundlegende Überleben, während die Hilfe, die wir erhalten, dürftig und uneinheitlich ist.»

In der kommenden Woche wolle Israel darum die Unterstützung für Hilfslieferungen aus Ägypten in den Gazastreifen erhöhen, sagte der israelische Oberst Elad Goren von der Koordinierungsstelle Cogat gegenüber Journalisten.

Das 1949 nach dem ersten arabisch-israelischen Krieg gegründete UNRWA stellt öffentliche Dienstleistungen wie Schulen, medizinische Grundversorgung und humanitäre Hilfe zur Verfügung. Die Organisation arbeitet im Gazastreifen, im Westjordanland, in Jordanien, Syrien und im Libanon. Doch die Organisation ist nicht unumstritten, immer wieder wird ihr eine ideologische Nähe zur Hamas vorgeworfen.

epa10938583 Palestinian children receive food between tents set up for Palestinians seeking refuge on the grounds of a United Nations Relief and Works Agency for Palestine Refugees (UNRWA) center in K ...
Viele Menschen in den Palästinensergebieten sind auf Hilfe angewiesen.Bild: keystone

Netanjahu: «Wir stehen erst am Anfang»

In der Nacht zum Samstag weitete das israelische Militär seine bis dahin auf einzelne Vorstösse begrenzten Bodeneinsätze im Gazastreifen aus und drang mit Panzern in den Norden des Landes vor.

Die beim israelischen Verteidigungsministerium angesiedelte Koordinierungsstelle Cogat rief darum die palästinensische Zivilbevölkerung nochmals auf, sich in eine sogenannte humanitäre Zone im Süden des Gebiets zu begeben. Denn nicht nur sind im Norden des Küstenstreifens Bodentruppen, sondern Israel nimmt diesen Teil des Gazastreifens massiv unter Beschuss. Allerdings fallen auch Bomben im Süden.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach am Samstagabend vom Beginn der zweiten Phase des Krieges. Vor Journalisten in Tel Aviv warnte er, der Krieg werde lang und hart sein:

«Wir stehen erst am Anfang.»

Der Gazastreifen wird von der Terrororganisation Hamas beherrscht. Seit dem Hamas-Angriff mit etwa 1'400 Toten auf israelischer Seite am 7. Oktober bombardiert Israel den Gazastreifen. Erklärtes Ziel ist es, die Terrororganisation Hamas zu zerschlagen. Bis zu 8000 Palästinenser könnten dadurch bislang ihr Leben verloren haben, wie die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde der Palästinenser am Sonntag bekannt gab.

(t-online / Reuters)

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86 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Aspirin
29.10.2023 19:14registriert Januar 2015
Israel tut gut daran, die Versorgung der Zivilisten im Gaza-Streifen zu verbessern. Ansonsten wird gerade die nächste Generation militanter Palästinenser heranerzogen, vielleicht heissen die dann nicht Hamas, die Unterschiede werden nur gering sein. So abscheulich die Tat der Hamas auch gewesen war, 2.3 Mio Menschen dafür zu bestrafen wird keine längerfristige Lösung bringen.
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Kanzo
29.10.2023 19:13registriert Mai 2022
"Bis zu 8000 Palästinenser könnten dadurch bislang ihr Leben verloren haben, wie die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde der Palästinenser am Sonntag bekannt gab."
.
Ich glaube den Zahlen der Hamas grundsätzlich nicht.
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unestablished
29.10.2023 20:48registriert Juni 2022
Wer hats angefangen? Wo sind denn die Vorräte der Hamas an Mehl & Wasser? Lieber Raketen & Kalaschnikow gekauft für die Helden. Ballern geht ja noch.
Leiden darf jetzt das Volk, keiner der Helden kann / will helfen.
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