Erst wenige Tage sind seit den Anschlägen des IS in Brüssel vergangen - jetzt zeigt der Papst demonstrativ Nähe zu muslimischen Flüchtlingen. Papst Franziskus hat am Gründonnerstag als Geste der Demut elf Flüchtlingen die Füsse gewaschen.
«Ob Muslime, Hindus, Katholiken oder Kopten: Wir sind alle Brüder, wir sind alle Kinder desselben Gottes», sagte Franziskus und erinnerte an die Terroranschläge von Brüssel. «Das war eine Geste der Zerstörung, eine Geste des Krieges, von Menschen, die nicht in Frieden leben wollen.» Schuld an dem Terror hätten vor allem die Waffenhändler, so das Kirchenoberhaupt.
Die Abendmahlmesse mit der traditionellen Zeremonie fand in einem Asylbewerberheim in Castelnuovo di Porto vor den Toren Roms statt, in dem mehr als 800 Menschen aus 26 Ländern leben. Unter den zuvor für das Ritual ausgewählten Flüchtlingen waren Malier, Nigerianer, Eritreer und ein indischer Hindu.
Die Fusswaschung am Gründonnerstag erinnert symbolisch daran, wie Jesu beim letzten Abendmahl die gleiche Geste an seinen Jüngern vollzogen hatte und gilt als Akt christlicher Nächstenliebe.
Nach der Waschung küsste der Papst die Füsse der Flüchtlinge. Er war dabei ganz einfach in Weiss gekleidet und trug keine Kopfbedeckung. Die Teilnehmer zeigten sich tief bewegt, viele weinten.
Auch vier Frauen waren für die Zeremonie ausgewählt worden - eine italienische Mitarbeiterin der Einrichtung, die vor wenigen Tagen ihre Mutter verloren hatte, und drei koptisch-orthodoxe Frauen aus Eritrea. Franziskus hatte erst im Januar das Ritual offiziell geändert und per Dekret Frauen und Mädchen zugelassen.
Einige der Flüchtlinge hatten zuvor Briefe an das Kirchenoberhaupt geschrieben, die in Auszügen von italienischen Medien veröffentlicht wurden. Darin distanzierten sie sich deutlich von dem blutigen Terror in Paris und Brüssel.
«Ich möchte dem Papst sagen, dass Moslems keine Terroristen sind und dass es mir leid tut, was in Frankreich und in Belgien passiert ist», schrieb der Senegalese Kamasso Guiro. «Ich habe mir schon lange gewünscht, den Papst zu treffen, auch wenn ich Moslem bin. Ich möchte ihm für all das danken, was er für die Armen und für den Frieden tut.»
Lange Zeit hatten Päpste nur Priestern die Füsse gewaschen. Erst Franziskus hatte gleich nach seinem Amtsantritt vor drei Jahren mit dieser Tradition gebrochen. So vollzog er die Handlung bereits an Kranken und Behinderten sowie an Häftlingen.
Am Morgen hatte der Argentinier bei der traditionellen Chrisam-Messe die heiligen Salbungsöle geweiht. Die Chrisam-Messe läutet traditionell die Osterfeierlichkeiten im Vatikan ein.
Am Karfreitag soll unter grössten Sicherheitsvorkehrungen der Kreuzweg am Kolosseum stattfinden, bei dem der Leidensweg Christi nachvollzogen wird. Dabei wird auch der Papst sprechen.
Zahlreiche Soldaten und Spürhunde seien im Einsatz, um die Besucher und das antike Amphitheater zu schützen, berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa. Auch der Petersdom werde an den Ostertagen streng gesichert. (sda/dpa)