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Prinz Charles nahm Millionen-Spende der Bin-Laden-Familie an

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Prinz Charles nahm Millionen-Spende der Bin-Laden-Familie an

31.07.2022, 17:1531.07.2022, 17:29
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Eine Millionenspende von Halbbrüdern des Terroristen Osama bin Laden hat dem britischen Prinzen Charles scharfe Kritik und Zweifel an seinem Urteilsvermögen eingebracht. Die Wohltätigkeitsorganisation Prince of Wales Charitable Fund (PWCF) des ältesten Sohns von Queen Elizabeth II. nahm eine Million Pfund oder umgerechnet 1,2 Millionen Franken von Bakr und Shafiq bin Laden an, wie die Zeitung «Sunday Times» am Sonntag berichtete.

Britain's Prince Charles waves to members of the public during a visit to Cockington Court in Torquay, England, Wednesday July 20, 2022, on the third day of their annual visit to the South West.  ...
Prinz Charles in Cockington Court in Torquay, England, 20. Juli 2022.Bild: keystone

Bevor er die Spende annahm, hatte sich der Thronfolger in seiner Londoner Residenz Clarence House mit dem schwerreichen saudischen Unternehmer Bakr bin Laden getroffen.

Osama bin Laden war der Drahtzieher der Terroranschläge in den USA vom 11. September 2001 mit Tausenden Toten, darunter 67 Briten. Er wurde am 2. Mai 2011 von US-Spezialeinheiten in Pakistan getötet. Es gibt keine Hinweise, dass seine Halbbrüder Bakr und Shafiq bin Laden in die Attentate verwickelt waren oder Terrorismus unterstützen.

Britische Medien reagierten dennoch entsetzt. Ein Royal dürfe nie mit dem Namen des Terrorfürsten in einem Atemzug genannt werden, hiess es. «Charles Cash Shock», schrieb die Zeitung «Sun», und die «Mail on Sunday» sprach von einer «royalen Sensation» und einem «frischen Fundraising-Skandal».

Nicht das erste Mal

Denn es ist bleibe nicht das erste Mal, dass die Art und Weise, wie die PWCF zu Geld kommt, Empörung auslöst. Erst vor wenigen Wochen enthüllte ebenfalls die «Sunday Times», dass der Queen-Nachfolger zwischen 2011 und 2015 insgesamt drei Millionen Euro in bar vom katarischen Ex-Ministerpräsidenten Scheich Hamad bin Dschasim Al Thani angenommen hat. Die Details klingen wie in einem Mafiafilm: Eine Million sei in einem Koffer, weitere Beträge in Einkaufstaschen eines bekannten Luxuskaufhauses verstaut gewesen.

Die Charity Commission, die britische Wohltätigkeitsorganisationen kontrolliert, entschied sich gegen eine Untersuchung. Zwar sorgten die Umstände der Geldübergabe für Stirnrunzeln, aber es gab keine Zweifel, dass die Spende legal war. Doch legal bedeutet aus Sicht von Beobachtern nicht moralisch korrekt. Der Royals-Experte Peter Hunt kritisierte damals eine Art Freifahrtschein für Charles, da sich weder Regierung noch Opposition trauten, den Thronfolger offen zu kritisieren. «Das Schweigen der politischen Klasse ist ohrenbetäubend», twitterte Hunt. «Der de-facto-König ist ausser Reichweite – sein Urteil wird nicht angezweifelt.»

Worauf der Palast-Kenner anspielt: Charles übernimmt immer mehr Aufgaben von seiner Mutter, manche nennen ihn schon einen Prinzregenten. Da kommen die Berichte über Spendenskandale und andere Korruptionsvorwürfe zur Unzeit. Gerade das künftige Staatsoberhaupt müsse moralisch völlig integer sein, heisst es – so wie die Queen, die in ihrer seit 70 Jahren dauernden Regentschaft keinen Anlass auch nur für den Hauch eines Zweifels an ihrer Amtsführung gibt.

«Teflon-König, an dem alles abprallt»

Da passt auch ein anderer Skandal um Charles nicht ins Bild. Der damalige Chef seiner Stiftung Prince's Foundation soll einem saudischen Geschäftsmann im Gegenzug für Spenden Unterstützung bei dessen Wunsch nach einem Ritterschlag und der britischen Staatsbürgerschaft zugesagt haben. Charles habe nichts davon gewusst, hiess es. Sein Vertrauter musste zurücktreten. Einen «Teflon-König», an dem alles abprallt, nannte Experte Hunt den Prinzen nun.

Die Royal Family wird in der Tat seit Jahrzehnten immer wieder von Affären erschüttert. Mit Prinz Andrew, Charles' Bruder und zweitältester Sohn der Queen, ist ein prominentes Mitglied aus der Öffentlichkeit verschwunden – der Herzog von York ist in einen Skandal um sexuellen Missbrauch Minderjähriger verwickelt. Auch Charles hatte in der Vergangenheit einen schlechten Ruf. Viele Briten nahmen ihm krumm, dass er seine populäre Ehefrau Prinzessin Diana mit seiner Jugendliebe und heutigen Gattin Camilla Parker-Bowles betrog.

epa09761985 The UK's front pages of the national news papers featuring Prince Andrew in London, Britain, 16 February 2022. Britain's Prince Andrew has settled his sex abuse case with accuser ...
Die Royal Family wird in der Tat seit Jahrzehnten immer wieder von Affären erschüttert. Mit Prinz Andrew, Charles' Bruder und zweitältester Sohn der Queen, ist ein prominentes Mitglied aus der Öffentlichkeit verschwunden.Bild: keystone

Berater rieten ab

Doch seitdem hat sich sein Ansehen deutlich gebessert. Bei öffentlichen Auftritten wird der 73-Jährige bejubelt, auch Herzogin Camilla ist mittlerweile sehr beliebt. Die Königin wünscht sich, dass ihre Schwiegertochter zur Queen wird, wenn Sohn Charles nach ihrem Tod den Thron besteigt. Da passen dubiose Spenden arabischer Potentaten und Unternehmer nicht ins Bild.

Das hätten auch mehrere Berater dem Prinzen gesagt, berichtete die «Sunday Times». Das Geld aus der Familie bin Laden sei «für niemanden gut». Er möge es nicht annehmen oder wenigstens zurückzahlen. Doch Charles habe die Bedenken, dass die Spende sein Ansehen beschädigen könnte, nicht nur ignoriert, sondern «niedergebrüllt», so das Blatt. Dem widersprach eine anonyme Quelle im selben Bericht. Die Entscheidung über die Annahme habe allein bei den Treuhändern gelegen. Der Chef der Stiftung, Ian Cheshire, sagte, alle fünf Treuhänder hätten der Spende zugestimmt.

(yam/sda/dpa)

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9 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Baba ♀️
31.07.2022 18:45registriert Januar 2014
Ich könnte die Empörung verstehen, wenn der PoW diese Spenden für sich persönlich angenommen hätte. Sie sind aber in seine Wohltätigkeitsorganisation geflossen, mit der er im Laufe der letzten drei Jahrzehntr hunderttausenden von Jugendlichen aus teils schwierigsten Verhältnissen eine Ausbildung und/oder den Start in eine berufliche Zukunft ermöglicht hat.

Zudem: Sippenhaft ist einfach Sch****e! Die Bin Laden Familie ist riesig und diese beiden Brüder sind nicht in die Anschläge verwickelt. Wo ist also das Problem?!?

Diese künstliche Empörungskultur nervt einfach nur noch 🤬
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raab23@gmail.com
31.07.2022 17:50registriert Mai 2022
Sippenhaft, weil ein bin laden in falsche kreise geraten ist und die falschen Freunde kennengelernt hat?
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