Zehntausende Menschen sind in vielen Städten der USA zu Protestmärschen gegen Polizeigewalt auf die Strasse gegangen. Zu dem «Tag des Widerstandes» am Samstag hatten Bürgerrechtsorganisationen aufgerufen. Die landesweiten Kundgebungen, darunter in Washington, New York und Boston, sind der bisherige Höhepunkt bereits wochenlang anhaltender Demonstrationen gegen Übergriffe der Polizei vor allem gegen Schwarze.
In Washington marschierten mehrere Tausend Menschen unter dem Motto «Gerechtigkeit für alle» von der Innenstadt zum Kapitol. Angeführt wurden sie von Bürgerrechtler Al Sharpton und den Angehörigen mehrerer Afroamerikaner, die in der jüngsten Zeit durch Polizeigewalt ums Leben kamen.
Darunter waren die Eltern des schwarzen Teenagers Michael Brown, der im August in Ferguson bei St. Louis von einem weissen Polizisten erschossen worden war. Eine Geschworenenjury hatte vor knapp drei Wochen entschieden, dass der Schütze nicht vor Gericht gestellt werden. Daran hatte sich die Welle der Proteste entzündet.
In einem zweiten spektakulären Fall in New York war der an Asthma erkrankte Schwarze Eric Garner mutmasslich an den Folgen des Würgegriffs eines Polizisten gestorben. Auch in diesem Fall entschied eine sogenannte Grand Jury aus überwiegend weissen Laienrichtern, den weissen Polizisten im Zusammenhang mit dem Tod nicht anzuklagen.
Garners Mutter Gwen Carr bezeichnete den Massenprotest in Washington als einen Moment, der in die Geschichte eingehen werde. Es sei überwältigend, so viele Menschen, Schwarze und Weisse, versammelt zu sehen. «Wir hoffen, dass unsere Stimmen gehört werden», sagte Carr bei der Kundgebung.
Bei dem Gedenkmarsch in der US-Hauptstadt wurden auch die Angehörigen von Trayvon Martin und Tamir Rice erwartet – zwei weitere schwarze Opfer von Polizeigewalt.
Die Demonstranten hatten Plakate mit Aufschriften wie «Keine Gerechtigkeit – kein Frieden», «Schwarze Leben zählen», «Stoppt Killer-Polizisten» und «Gerechtigkeit für alle» dabei. Viele trugen T-Shirts mit dem Aufdruck «I can't breathe» in Erinnerung an Eric Garners letzte Worte. Im Würgegriff bei seiner Festnahme konnte der 43-Jährige kaum noch atmen und stammelte: «Ich krieg keine Luft».
Insgesamt wollten Bürger in mehr als 20 grösseren Städten von der Ost- bis zur Westküste zu Protestaktionen zusammenkommen - unter anderem auch in Chicago, Austin, Kansas City und San Francisco. In New York demonstrierten Tausende bei einem «Millionen-Marsch» und wollten dabei auch am Hauptquartier der Polizei vorbeiziehen. (dhr/sda/dpa)