Ramsan Kadyrow, der Machthaber der autonomen Teilrepublik Tschetschenien, fällt seit Beginn des Kriegs in der Ukraine immer wieder mit extremen und aggressiven Äusserungen auf. Nun lässt der von Wladimir Putin Anfang Oktober zum Generaloberst beförderte Hardliner eine weitere Ladung abstruser Aussagen vom Stapel.
In einem auf Telegram veröffentlichten Video schiesst Kadyrow gegen die Ukraine und den Westen. Dabei offenbart er – ein weiteres Mal – sein verqueres Weltbild. Übersetzt wurden seine Aussagen von der ukrainischen Nachrichtenplattform «Trukha News».
Zum Kriegsgeschehen in der Ukraine erklärt der 46-Jährige, dass seine Soldaten «jeden Tag angreifen und die Ukrainer jeden Tag vernichten werden». Und weiter:
Nicht nur der Donbass und die Südukraine seien russisches Gebiet, sondern auch Odessa, Kiew, Charkiw und alle anderen Regionen. Die ganze Ukraine sei russisches Territorium. «Und wer das nicht versteht, muss es jetzt verstehen.»
Kadyrov wants to burn all Ukrainians and says that Odesa is the territory of the Russian Federation🤦 pic.twitter.com/sVrfH9Fwck
— ТРУХА⚡️English (@TpyxaNews) October 25, 2022
Auch den Westen nimmt Kadyrow erneut ins Visier. Der streng muslimische Machthaber ruft unter anderem zum «Dschihad gegen den westlichen Satanismus» auf.
Etwas weniger bösartig fällt Kadyrows Kritik an seinen Verbündeten aus. Doch wie er schon mehrfach kundgetan hat, ist der 46-Jährige auch unzufrieden mit der russischen Kriegsführung: «Früher haben wir immer gesagt, dass wir eine militärische Spezialoperation auf dem Territorium der Ukraine führen, aber der Krieg findet bereits auf unserem Territorium statt», sagt er auf seinem Telegram-Kanal.
Obwohl bereits das Kriegsrecht in den annektierten Regionen gelte, sei Russlands Antwort auf die ukrainischen Angriffe dort schwach. Kadyrow forderte als Vergeltung die Auslöschung von ukrainischen Städten, «damit wir den fernen Horizont sehen können».
Während sich der Anführer der «Kadyrowiten», wie seine ebenfalls im Krieg agierenden Truppen genannt werden, an die Öffentlichkeit wandte, mussten seine Soldaten einen herben Schlag einstecken. Die Ukraine gab am Dienstagabend an, mehr als 100 tschetschenische Soldaten bei einem Artillerieschlag getroffen zu haben. Rund 30 seien getötet, 100 weitere unter Trümmern begraben worden.
Dabei haben sich die Truppen Kadyrows laut dem ukrainischen Militärgouverneur Serhij Chlan dilettantisch angestellt. Nachdem die Soldaten aus Cherson in der Südukraine abgezogen und in einer Ortschaft auf der anderen Seite des Dnipro stationiert wurden, hätten sie Selfies in sozialen Netzwerken gepostet. Dadurch hätten die Ukrainer erkannt, wo sich die Truppen aufhalten. «Unsere Streitkräfte mussten nur noch draufhalten», sagte Chlan. Eine Stellungnahme der russischen Seite oder von Kadyrow gibt es zu den ukrainischen Angaben bislang nicht. (con)