«Oh, What a Lovely War!» ist ein legendäres britisches Musical, das sich über die Absurditäten des Ersten Weltkriegs lustig macht. Die Ereignisse der letzten zwölf Tage im Nahen Osten drängen sich für ein modernes Remake geradezu auf, gibt es doch in diesem Marionetten-Krieg jede Menge von Widersprüchen und ungewollte Satire zuhauf.
Im Wahlkampf wiederholte Donald Trump immer und immer wieder, er wolle ein «Friedenspräsident» sein, die USA endlich aus den ewigen Kriegen befreien – vor allem im Nahen Osten –, um sich endlich dem wahren Feind Amerikas, China, zuwenden zu können.
Als er als Präsident die Golfstaaten besuchte, verurteilte er in einer Grundsatz-Rede energisch einen «Regime Change» und das «Nation Building», will heissen, den Versuch, ein unliebsames Regime zu stürzen, um danach mitzuhelfen, einen modernen Staat aufzubauen. Das war bekanntlich der neokonservative Plan hinter dem Krieg gegen den Irak von George W. Bush.
Nur Wochen später hat Trump seine modernsten Bomber in den Iran geschickt, um dort Mega-Bomben auf die Atomfabriken Fordo und Natans abzuwerfen. Eine rationale Begründung für diese Kehrtwendung gibt es nicht. Man kann einzig spekulieren, dass Trump die von den Israeli geschaffene Chance beim Schopf packen und sich als glorreicher Krieger präsentieren wollte.
Zineb Riblua vom Hudson Institute’s Center for Peace and Security in the Middle East erklärt denn auch in der «Financial Times»: «Ich glaube, Trump hat erkannt, dass ein Kollaps der iranischen Regimes ein mögliches Szenario geworden ist, und er wollte daher dafür den Ruhm einheimsen.» Vielleicht wollte Trump auch nur sein TACO-Image – den Vorwurf, im entscheidenden Moment stets den Schwanz einzuziehen – aus dem Weg räumen.
Anyway. Wie sollte Trump auch kompetenten Rat von seinem Stab erhalten? Seinen Verteidigungsminister Pete Hegseth als unfähig zu bezeichnen, ist eine krasse Untertreibung. Der Mann hat zuvor sieben Jahre lang die Morgensendung «Fox & Friends» moderiert, und selbst da durfte er nur am Wochenende ran. Im Amt hat er dadurch geglänzt, dass er geheime Angriffspläne gegen die Huthis auf der nur ungenügend geschützten Messenger-App Signal geteilt hat.
Tulsi Gabbard, Trumps Chefin aller Geheimdienste, ist für ihr Amt ebenfalls grotesk ungeeignet. Sie hat den Präsidenten zudem verärgert, indem sie noch im März öffentlich erklärt hatte, der Iran sei noch weit davon entfernt, eine Atombombe zu besitzen. Darauf angesprochen, erklärte Trump unwirsch: «Mir ist es egal, was sie sagt.»
Weder Hegseth noch Gabbard sollen in den Entscheid, den Iran zu bombardieren, involviert gewesen sein. Mit von der Partie waren Marco Rubio und J.D. Vance. Der eine ist in seiner Doppelfunktion als Aussenminister und nationaler Sicherheitsberater überfordert. Vize-Präsident Vance – eigentlich ein Gegner von «Regime Change» – ist klug genug, um zu wissen, dass Kritik an seinem Boss keine gute Idee ist.
Aus dieser Konstellation heraus ergab sich die folgende groteske Situation: Nachdem die amerikanischen Bomben auf den Iran gefallen waren, beeilten sich Vance und Rubio, öffentlich zu versichern, das hätte rein gar nichts mit «Regime Change» zu tun, und es sei auch keineswegs ein Krieg gegen den Iran, sondern bloss ein Krieg gegen das iranische Atomprogramm.
Und wie reagierte Trump? Er postete umgehend auf seiner Plattform Truth Social: «Es ist zwar politisch nicht korrekt, den Begriff ‹Regime Change› zu verwenden, aber wenn das aktuelle Regime des Irans nicht in der Lage ist, das Land GREAT AGAIN zu machen, weshalb sollte es dann keinen Regime Change geben? MIGA!»
Ebenso lächerlich das Verhalten der MAGA-Meute. Zuerst meldeten sie zum ersten Mal so etwas wie Widerstand gegen den Präsidenten an. Wortführer wie Steve Bannon und Tucker Carlson warnten davor, dass die USA in den Krieg zwischen Israel und dem Iran eingreifen sollten. Dieser Widerstand ist bereits wieder in sich zusammengebrochen.
Marjorie Taylor Greene, die zunächst ebenfalls gemotzt hatte, flötete nun auf X: «Vielen Dank, Präsident Trump, dass du dich für den Frieden einsetzt.» Charlie Kirk, ein einflussreicher konservativer Blogger, hat ebenfalls Kreide gefressen. Er behauptet jetzt, Trump ginge es keineswegs um einen «Regime Change», sondern um «einen organischen Aufstand» des Volkes.
Bei all diesen Absurditäten wollten auch die Ajatollahs nicht hinten anstehen. Ihr grossspurig angekündigter Vergeltungsschlag war ein schlechter Witz. Bevor sie ein paar Raketen auf eine US-Militärbasis in Katar abfeuerten, warnten sie die Amerikaner. Der Pseudo-Angriff wurde daher mit Leichtigkeit abgefangen und richtete keinerlei Schäden an. Trump hat sich sogar für die Warnung bedankt und umgehend einen «Waffenstillstand für die Ewigkeit» ausgerufen.
Was bleibt? Alle fühlen sich als Sieger. Ali Vaez, Iran Director der International Crisis Group, erklärt in der «New York Times»: «Die Vereinigten Staaten können sagen, sie hätten das iranische Atomprogramm zurückgestutzt. Israel kann sagen, es habe seinen Widersacher Iran geschwächt, und der Iran kann sagen, er habe überlebt und sich gegen einen weit stärkeren Gegner zur Wehr gesetzt.»
Trump mag sich einbilden, ein moderner Julius Cäsar zu sein: Ich kam, bombardierte und beendete den Krieg. Mag sein, doch aktuell wissen die Amerikaner nicht einmal, ob sie die unter einem Berg liegende Atomfabrik Fordo tatsächlich zerstört haben, und vor allem wissen sie nicht, ob die Iraner nach wie vor im Besitz von 400 Kilogramm angereichertem Uran sind. Das reicht für zehn Atombomben.
So lächerlich der Marionettenkrieg im Nahen Osten auch gewesen sein mag, vergessen wir nicht, er hat eine tragische Seite. Unschuldige Menschen sind gestorben und vieles ist zerstört worden. Derweil ist Trumps «ewiger Waffenstillstand» offenbar bereits gebrochen worden. Dafür haben wir eine neue Abkürzung: MIGA.
Bei Trump gibt es nichts rationales. Er erinnert sich nicht mal an seinen eigene Aussagen. Die Tatsache, dass er den Ukrainekrieg vor seinem Amtsantritt beenden möchte ist längst vom Tisch.
Auch wollte er die Wirtschaft ankurbeln. Davon hört man auch nichts mehr bzw. hat es nur schlimmer gemacht.
Das Freihandelsabkommen mit Kanada, was er selbst 2018 verabschiedet hat und als den besten Deal aller Zeiten bezeichnet hat, war 2025 ein schrecklicher Deal, den nur ein Idiot unterzeichnet hat.
Der Typ ist nicht rational.