Russlands Präsident Wladimir Putin hat sich am Montag in einem Interview zur Lage im Kriegsgebiet Ostukraine geäussert. Der Kremlchef sieht mehr als eine Woche nach den Ukraine-Friedensgesprächen in Minsk eine Chance für eine Normalisierung der Lage im Donbass.
Unabdingbar ist für Putin dabei der Abzug der Waffen seitens Kiew. Wenn das Abkommen von Minsk und der Abzug schwerer Waffen von der Front «respektiert werden, ist das ein sicherer Weg hin zur Normalisierung der Lage in der Region», sagte Putin im staatlichen russischen Fernsehsender Rossija-1.
Russland sei, wie Europa, nicht an Krieg interessiert, betonte der Präsident. Ein «Szenario einer Apokalypse» in dem umkämpften Gebiet sei «wenig wahrscheinlich», sagte Putin. «Und ich hoffe, es wird nie passieren.»
Putin erklärte zudem, ein weiteres Treffen mit Deutschland, Frankreich und der Ukraine zum Ukraine-Konflikt sei nicht erforderlich. Es gebe keinen Bedarf an einem weiteren Minsker Treffen. Er hoffe, dass die dort zuletzt getroffenen Verabredungen umgesetzt würden. In der weissrussischen Hauptstadt war am 12. Februar ein Friedensplan für den Donbass verabschiedet worden.
Seinen ukrainischen Kollegen Petro Poroschenko forderte Putin auf, mit der Ostukraine auf «zivilisierte Weise» ein Verhältnis aufzubauen und die Rechte und Interessen der Menschen im Donbass zu schützen. Zugleich warnte er vor «revanchistischen» Versuchen, die vor einem Jahr von Russland einverleibte Schwarzmeerhalbinsel Krim zurückzuerobern.
Poroschenko hatte zuvor angekündigt, das seit März von Russland «okkupierte Gebiet» wieder unter ukrainische Kontrolle zu bringen. Der Westen hatte die Annexion als Völkerrechtsbruch kritisiert und Russland deshalb mit Sanktionen belegt.
Putin kritisierte zudem Aussagen Poroschenkos, der Kreml selbst habe vor einem Jahr die Gewaltexzesse bei den proeuropäischen Protesten auf dem Maidan in Kiew ausgelöst. «Ich wundere mich manchmal einfach nur etwas über die öffentlichen Äusserungen der Führung der Ukraine», sagte Putin.
Die prorussischen Separatisten im Kriegsgebiet Ostukraine kündigten derweil für diesen Dienstag den Abzug schwerer Artillerie an. Die Militärtechnik solle unter Kontrolle der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) von den Frontlinien der «Volksrepubliken Donezk und Lugansk» abgezogen werden, sagte Separatistensprecher Eduard Bassurin der Agentur Interfax am Montag.
Bereits jetzt seien aus einzelnen Orten Dutzende Einheiten mit Technik von der Linie entfernt worden. Insgesamt seien 4 Sektoren und 16 Kontrollpunkte festgelegt worden für eine Überwachung der Waffenruhe und den Abzug von Militärtechnik. Bassurin forderte die OSZE auf, bei der Umsetzung des Minsker Friedensplans auch die ukrainische Seite aktiver zu kontrollieren. (sda/dpa/reu/afp)