International
Russland

Guterres fordert bei BRICS-Gipfel Frieden in Ukraine – so antwortet Putin

Guterres fordert bei BRICS-Gipfel Frieden in Ukraine – so merkwürdig ist Putins Antwort

24.10.2024, 15:1424.10.2024, 22:42
Mehr «International»

UN-Generalsekretär António Guterres hat beim Brics-Gipfel in der russischen Millionenstadt Kasan Frieden für den Gazastreifen und Libanon, aber auch die von Russland angegriffene Ukraine gefordert und dabei auch Kritik geerntet.

Russian President Vladimir Putin, left, and United Nations Secretary-General Antonio Guterres shake hands during family photo ceremony prior to Outreach/BRICS Plus format session on the sidelines of t ...
António Guterres schüttelt Wladimir Putin die Hand.Bild: keystone

«Wir brauchen Frieden in der Ukraine. Einen gerechten Frieden, in Übereinstimmung mit der UN-Charta, dem Völkerrecht und den Resolutionen der UN-Generalversammlung», betonte er dabei. Das Völkerrecht sieht die territoriale Unverletzlichkeit von Staaten vor, die Generalversammlung hatte den Rückzug russischer Truppen aus ukrainischem Gebiet gefordert. Russland beansprucht weite Gebiete der Ukraine für sich.

Putins spöttische Replik

Kremlchef Wladimir Putin zeigte sich von der Rede des UN-Generalsekretärs unbeeindruckt. Dessen Formulierung, die Welt könne nur als eine «globale Familie» gemeinsam die Probleme lösen, konterte er spöttisch. Die Welt lebe schon wie eine Familie, sagt er. Und weiter:

«In Familien gibt es leider oft Zerwürfnisse, Skandale und Streit ums Eigentum. Mitunter kommt es dabei zur Prügelei.»

Russland-Reise sorgt für Kritik

Die Reise des UN-Generalsekretärs nach Russland ist umstritten. In der westlichen Presse wurde der Portugiese scharf dafür kritisiert, dass er nach Kasan reiste, während er etwa bei der Libanon-Konferenz in Paris zuvor nur per Video zugeschaltet wurde. Auch bei der Friedenskonferenz für die Ukraine in der Schweiz im Juni fehlte er. Die Londoner Tageszeitung «The Times» charakterisierte Guterres' Reise daher als Hofieren Putins.

epa11679405 Russian President Vladimir Putin and participants in the outreach/BRICS Plus format meeting pose for a family photo during the BRICS summit in Kazan, Russia, 24 October 2024. The BRICS sum ...
Die Teilnehmer des BRICS-Gipfels.Bild: keystone

Das Büro des UN-Generalsekretärs entgegnete auf die Vorwürfe, dass der UN-Generalsekretär auch in der Vergangenheit Brics-Treffen besucht habe. Die Organisation sei international so bedeutend, dass sie nicht vernachlässigt werden könne. Zudem sei es nötig, die Forderungen nach einem gerechten Frieden für die Ukraine auch in Russland zu wiederholen.

Aber Guterres hat auch wegen eines Händedrucks mit Kremlchef Wladimir Putin und einer herzlichen Umarmung mit dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko scharfe Kritik auf sich gezogen. «Es ist das dritte Jahr des Kriegs, und der UN-Generalsekretär hat einem Mörder die Hand geschüttelt», schrieb Putin-Gegnerin Julia Nawalnaja im Kurznachrichtendienst X. Sie macht Putin nicht nur für den Tod ihres Mannes Alexej Nawalny in einem russischen Straflager verantwortlich, sondern auch für den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Putin ist wegen mutmasslicher Kriegsverbrechen vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag mit einem Haftbefehl belegt. Guterres traf neben Putin aber auch den als letzten Diktator Europas verschrienen Lukaschenko. Bei einem Treffen kam es zu einer scheinbar herzlichen Umarmung mit dem 70-Jährigen, wie auf einem Video des staatlichen belarussischen Kanals Pul Perwowo bei Telegram zu sehen war.

Lukaschenko überreichte dem 75-Jährigen demnach auch eine Skulptur aus Störchen, die in Belarus als Friedenssymbol gelten. Der Osteuropa-Experte Janis Kluge von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin schrieb dazu über Guterres bei X: «Kann jemand den alten Mann nach Hause bringen? Er scheint verwirrt zu sein und diese Leute nutzen ihn aus.» Lukaschenko unterstützt Putin auch in seinem Krieg gegen die Ukraine. Die Führung in Kiew hatte Guterres ebenfalls scharf wegen der Reise kritisiert.

(dab/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
69 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Firefly
24.10.2024 15:47registriert April 2016
"In Familien gibt es leider oft Zerwürfnisse, Skandale und Streit ums Eigentum. Mitunter kommt es dabei zur Prügelei."

Ja vielleicht in Russland wo Gewalt in der Famielie gang und gäbe ist leider.

Putin ist ganz einfach ein gewaltätiger Machtmensch, aber das weiss man schon lange und man hat mit ihm geschäftet. Das kommt dabei heraus, wenn man Gewaltäter zu integrieren versucht. Es entsteht noch mehr Gewalt.
18214
Melden
Zum Kommentar
avatar
lumpensammlerin
24.10.2024 15:31registriert Mai 2019
Ich bin froh, lebe ich in einer Familie, in der es zu keinen Prügeleien kommt!

Unglaublich, was sich Putin immer wieder erlaubt und leider kommt er nach wie vor damit durch... und seine Argumentationen lassen auch mehr Fragen zurück als dass sie Antworten liefern würden.
1288
Melden
Zum Kommentar
avatar
JBV
24.10.2024 15:45registriert September 2021
Merkwürdig ist seine Antwort für mich nicht. Für Putin ist Krieg ein Mittel (naturgegebenes Recht) zur Durchsetzung seiner Interessen. Die UN (Weltgemeinschaft) sollte dringend eine Reform des UN-Sicherheitsrats vornehmen damit Staatsführer wie Putin geächtet und isoliert werden können.
1196
Melden
Zum Kommentar
69
    So emotional war die Freilassung der ersten drei Geiseln
    Fünfzehn Monate lang waren sie in der Gewalt der Terrororganisation Hamas: Romi Gonen (24), Emily Damari (28) und Doron Steinbrecher (31). Nun sind die drei Frauen wieder zuhause.

    Medienberichten zufolge war die Stimmung am Sonntag in Tel Aviv angespannt. Tausende Menschen versammelten sich auf dem «Platz der Geiseln», wo regelmässig der Menschen gedacht wird, die noch immer in Gaza in der Gewalt der Hamas sind. Auf einem grossen Bildschirm wurde übertragen, wie sich der Konvoi des Roten Kreuzes mit den drei Geiseln Romi Gonen, Emily Damari und Doron Steinbrecher israelischem Boden näherte. Dort angekommen wurden die Frauen dem israelischen Militär übergeben und von ihren Müttern in Empfang genommen.

    Zur Story