Ob es Wagner noch gibt und in welcher Form ist derzeit nicht ganz klar. Seit dem Putsch von Wagner-Anführer Jewgeni Prigoschin wurde die Struktur der paramilitärischen Gesellschaft umgestaltet – und Köpfe sind gerollt.
Wladimir Putin erhöht den Druck auf Wagner und Prigoschin: Ihre Räumlichkeiten wurden von den örtlichen Behörden durchsucht. Zudem hat sich der russische Präsident die Medienkanäle seines ehemaligen Kochs angeeignet und Nachrichtenseiten der Gruppe wurden in Russland gesperrt. Prigoschin, der nun als Verräter an der Nation gebrandmarkt wird, muss mit ansehen, wie er und seine Schattenarmee an Einfluss verlieren.
Wo genau Prigoschin steckt, ist nicht ganz klar. Er wurde auf belarussischem Gebiet vermutet. Allerdings sei er noch nicht eingetroffen, wie der Präsident Lukaschenko auf einer Pressekonferenz am Donnerstag.
Jetzt wurde bekannt, dass Wagner einen seiner wichtigsten Führungskräfte entlassen habe: den ehemaligen Oberst der russischen Armee, Andrej Troschew. Die Ankündigung erfolgte über einen mit der Wagner-Gruppe verbundenen Telegram-Kanal.
In der Erklärung heisst es, dass Troschew mit Wirkung vom 30. Juni von seinem Amt entbunden wurde. Sein Nachfolger werde der russische Offizier Dmitry Podolsky, vermeldet Wagner.
Troschew ist ein pensionierter Oberst und hat an zahlreichen Kriegen in Afghanistan, Syrien und Tschetschenien teilgenommen. Aufgrund seiner Verdienste – er operierte, trainierte und führte die syrischen Streitkräfte im Feld, um nur einige zu nennen – wurde ihm die höchste Auszeichnung verliehen: «Held der Russischen Föderation». Dazu fungierte er als Exekutivdirektor der paramilitärischen Wagner.
🫡 Andrei Troshev, chef de la Ligue des anciens combattants, a aussi reçu 2 ordres du courage, 2 ordres de l'étoile rouge et une médaille de l'ordre du mérite pour la patrie, 2e classe pic.twitter.com/iQmAmZy4QA
— Octar Ruga (@OctarRuga) April 19, 2023
Während Prigoschins Meuterei soll Troschew Abseits von Schüssen und Granaten in einem Kontrollcenter gearbeitet – und dort wohl Fehler gemacht haben. Dank ihm soll der von Prigoschin inszenierte «Marsch der Gerechtigkeit» bis in die höchsten Kreise des Kremls vorgedrungen sein. Russische Telegram-Kanäle haben ein angeblich vom russischen Geheimdienst (FSB) geleaktes Dokument in Umlauf gebracht, das nahelegt, dass der Veteran hochrangige Kremlmitglieder über die geplante Rebellion der Wagner-Gruppe informiert habe, berichtet Newsweek. Mittlerweile wurde er wohl ausgewechselt.
Die anderen wichtigen Figuren in der Wagner-Struktur haben sich seit Prigoschins Sturz in Schweigen gehüllt.
Einzig Dimitri Outkin meldet sich zu Wort. Er gilt als Mitgründer der paramilitärischen Gesellschaft – und soll eine Rolle bei der Meuterei gespielt haben. Bisher ist jedoch nicht bekannt, inwiefern er daran beteiligt war. Mehrere Medien berichteten, dass er in einem Panzer sass und in Richtung Moskau rollte.
In einem über Telegram verbreiteten Artikel schreibt Outkin:
Diese abscheulichen Figuren sollen sich nur gegenseitig zerfleischen: "Die Welt" verliert dadurch nichts, sie kann dadurch nur besser werden.
Es wäre natürlich äusserst begrüssenswert, wenn auch noch möglichst viele Apparatschiks im Kreml mitgerissen werden. Und man wartet eigentlich nur darauf, dass auch Putin – und sein engstes Umfeld – von diesen Tumulten mitgerissen wird.
Dieses gesamte Geklüngel ist derart verabscheuungswürdig, dass man eigentlich nur hoffen kann, dass sie sich gegenseitig dermassen in die Wolle kriegen, dass nichts mehr übrig bleibt.