Abseits des öffentlichen Interesses und der blutigen Frontlinie führen die Ukraine und Russland immer noch Gespräche. Details sind grösstenteils geheim, die Fronten verhärtet. Dennoch: Irgendwie müssen die Verhandlungen weitergehen. Keine der beiden Seiten will die Existenz dieser Hintertür-Gespräche demnach an die grosse Glocke hängen.
Die beiden Länder, die sich mittlerweile als Erzfeinde in einem zermürbenden Krieg gegenüberstehen, verhandeln über einige zentrale humanitäre Fragen. Ein aktueller Bericht beleuchtet die Details der Gespräche hinter den Kulissen.
Der grösste Teil der Kriegsgeschäfte wird direkt von einzelnen Vertretern abgewickelt. Auch in harten und unangenehmen persönlichen Treffen an der ukrainisch-russischen Grenze und in Istanbul sowie in Telefongesprächen laufen die meist geheimen Verhandlungen. Dies berichtet die «Washington Post» mit Berufung auf an den Gesprächen beteiligte ukrainische Beamte.
In einigen Fällen schalten Moskau und Kiew Vermittler ein. Darunter die Türkei, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien, der Vatikan und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz.
Bei den Gesprächen geht es dem Bericht zufolge vor allem um den Austausch von Kriegsgefangenen und toten Soldaten sowie die Rückkehr ukrainischer Kinder aus Russland.
«Es ist emotional sehr, sehr schwierig», sagte Dmytro Usow, ein Beamter des ukrainischen Militärgeheimdienstes. Er leitet ein Koordinierungszentrum, das die Verhandlungen über den Gefangenenaustausch überwacht. Denn: «Sie (Vertreter aus Russland) sind der Feind, aber wenn wir über den Verhandlungsprozess sprechen, muss dieser Interessenkonflikt überwunden werden», sagte Usow demnach.
Mittelsmänner sind ein Ausweg. Aber: «Wenn wir es selbst tun können, dann werden wir es lösen», sagte der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak.
Angesichts des Versuchs Russlands, die ukrainische Regierung zu stürzen und das Territorium für sich zu beanspruchen, gibt es laut Bericht zumindest kaum Verhandlungsspielraum für Frieden. Im März 2022, einen Monat nach Beginn des Krieges, scheiterte eine Reihe von offiziellen Friedensgesprächen. Stattdessen konzentrieren sich die Ukraine und Russland auf grundlegende Punkte von gegenseitigem Interesse, einschliesslich des Austauschs von Kriegsgefangenen.
Auf russischer Seite werden die Verhandlungen über den Austausch von Kriegsgefangenen von einem dem russischen Verteidigungsministerium unterstellten Koordinierungszentrum geführt. Einzelne russische Politiker und Kampforganisationen wie die Söldnergruppe Wagner und Achmat, die von Tschetscheniens Machthaber Ramsan Kadyrow kontrolliert wird, haben sich laut Usow ebenfalls für die Freilassung bestimmter Gefangener eingesetzt.
Die Genfer Konventionen sehen vor, dass Kriegsgefangene nach Beendigung der Kampfhandlungen ausgetauscht werden müssen. Usow sagte jedoch, die Ukraine wolle ihre gefangenen Kämpfer so schnell wie möglich zurückbekommen. Denn: Es gebe Beweise dafür, dass sie systematisch gefoltert würden. Mit dieser Aussage bezieht er sich auf Untersuchungen der Vereinten Nationen.
Der Austausch von Kriegsgefangenen und toten Soldaten findet meist im Nordosten der Ukraine in der Region Sumy statt. Es ist der einzige Abschnitt der ukrainisch-russischen Grenze, in dem die russische Armee nicht aktiv versucht, vorzurücken. Etwa zweimal im Monat werden laut «Washington Post» Kühltransporter voller Leichen von russischen und ukrainischen Rettungskräften an die Grenze gefahren. Dies bestätigte Oleh Kotenko, ein ukrainischer Beamter, der bis September die Überführungen und die Suche nach vermissten Soldaten überwachte.
«Es ist notwendig, sich mit dem Feind auf etwas zu einigen, auf humanitäre Missionen», sagte Kotenko dazu. Andernfalls hätten «1'700 Männer nicht mit Würde, wie Helden, begraben» werden können. Das russische Verteidigungsministerium reagierte hingegen nicht auf eine Bitte um Stellungnahme.
Die Türkei ist zum wichtigsten Ort für die beiden Seiten geworden, um die Verhandlungen voranzutreiben, wenn sie ins Stocken geraten. Sie wurde als neutrales Gebiet ausgewählt. Allerdings wurde dieses nach einer kurzen Runde der Friedensgespräche in Weissrussland im März 2022 buchstäblich vergiftet: Mehrere Mitglieder der ukrainischen Delegation erkrankten auf mysteriöse Weise.
Es gab einige öffentliche Treffen zwischen ukrainischen und russischen Beamten in Istanbul, aber die Gespräche werden oft nicht veröffentlicht. Wie viele genau es gab, ist unbekannt.
Nach Gesprächen am Rande der Getreidegespräche wurde der bisher grösste Gefangenenaustausch vereinbart, erklärte Usow: 215 Ukrainer und zehn ausländische Kämpfer wurden demnach im September 2022 gegen 55 russische Offiziere und den prorussischen ukrainischen Politiker und Putin-Verbündeten Viktor Medvedchuk ausgetauscht. Die 215 Ukrainer gingen in die Türkei. Die ausländischen Kämpfer flogen nach Saudi-Arabien.
Der letzte bekannte Austausch von Kriegsgefangenen – 45 von jeder Seite – fand im Juli statt. Die Verhandlungen «können nicht so geführt werden, dass eine Seite mehr oder weniger bekommt», sagte Usow.
In diesem Monat half Katar bei der Rückführung von vier ukrainischen Kindern aus Russland. Katar ist erst das dritte Land, das eine erfolgreiche Vereinbarung zwischen Russland und der Ukraine vermittelt hat.
Ein Beamter, der an der Vereinbarung beteiligt war, sagte, Katar habe sich aufgrund der Komplexität der Fälle eingeschaltet. Im März erliess der Internationale Strafgerichtshof Haftbefehle gegen Putin und die russische Beauftragte für Kinderrechte, Marija Lwowa-Belowa. Der Grund: Kriegsverbrechen im Zusammenhang mit der Zwangsumsiedlung ukrainischer Kinder. Russland hat die Anschuldigungen vehement zurückgewiesen.
In der Regel überlässt Russland Kinder nur ihren Vormündern oder gesetzlichen Vertretern. Das bedeutet, dass die Eltern oder andere Verwandte nach Russland reisen müssten. Eine Reise, die unter Kriegsbedingungen unmöglich sein kann.
Doch auch hier gibt es laut «Washnington Post» noch Gespräche: etwa zwischen dem ukrainischen Ombudsmann für Menschenrechte, Dmytro Lubinets, und seiner russischen Amtskollegin, Tatjana Moskalowa. Sie sprechen demnach über vermisste Kinder. Laut Lubinets bisher ohne Ergebnis.
Seit März kommen jedoch halbjährlich jeweils mehrere Kinder in die Ukraine zurück. Sie werden im äussersten Westen der ukrainisch-weissrussischen Grenze abgesetzt, überqueren die Grenze zu Fuss. In der Ukraine werden sie von der Nichtregierungsorganisation Save Ukraine abgeholt.
Über weitere Details wird weiter geschwiegen. Lubinets lehnte es etwa ab, näher darauf einzugehen, wie die Kinder – die über Weissrussland kamen – zurückgebracht wurden. Aber: Es sei nach Erlass des Haftbefehls gegen Putin einfacher geworden. Noch sei es nicht an der Zeit, mehr Details zu verraten.
Unglaublich, Putins Mafiaspielchen.
Mit den Russen möchte man sich wirklich nicht an einen Tisch setzen.
Der international geächtete Ober-Giftzwerg ist auf dem diplomatischen Parkett glücklicherweise schon mal abserviert und wird kaum jemals wieder ein demokratisches Land betreten.
Ich schreibe nicht Putin, sondern die Russen, denn nach einer so langen Zeit sind sicherlich auch in Russland viele Kreise involviert und es sind die Russen die Schandtaten verüben. Dies nur auf eine Kriegsgeile Elite abwälzen zu wollen zieht nicht mehr. Das Volk ist stark mitverantwortlich.