International
Russland

Putins neue Rakete offenbar auf Startplatz explodiert

Putins neue Rakete offenbar auf Startplatz explodiert

Die Sarmat soll der Star der russischen Interkontinentalraketen sein. Doch die Rakete hat offenbar erneut schon vor einem Test versagt.
23.09.2024, 03:32
Thomas Wanhoff / t-online
Mehr «International»
Ein Artikel von
t-online

Sie sollte eine der gefährlichsten russischen ballistischen Raketen sein und nukleare Sprengköpfe bis zu 18'000 Kilometer weit transportieren können. Doch die RS-28 Sarmat, die Moskaus Herrscher Wladimir Putin bereits 2018 angekündigt hat, ist immer noch nicht im Dienst. Jetzt hat es offenbar einen neuen Rückschlag für die russischen Entwickler gegeben.

In this handout photo released by Russian Defense Ministry Press Service on Wednesday, April 20, 2022, the Sarmat intercontinental ballistic missile is launched from Plesetsk in Russia's northwes ...
Test einer russischen Sarmat-Rakete (Archivbild): Russland hat Atomwaffen im benachbarten Belarus stationiert.Bild: keystone

Auf Satellitenbildern des russischen Testgeländes Plesetsk Cosmodroms, die auf öffentlich einsehbaren Quellen beruhen, ist eine massive Zerstörung zu erkennen. Offenbar hatte es am Samstag Arbeiten an der Rakete gegeben, berichtet das US-Magazin «Newsweek». Die Aufnahmen auf dem X-Konto eines Spezialisten für die Auswertung von Luftbildern zeigen einen riesigen Krater und Beschädigungen auf der Testanlage.

«Wie man unschwer erkennen kann, war der Test der RS-28 Sarmat ein kompletter Fehlschlag. Die Rakete detonierte im Silo und hinterliess einen riesigen Krater, der das Testgelände zerstörte», schrieb der Nutzer zusammen mit Satellitenbildern, die von Planet Labs zur Verfügung gestellt wurden", schreibt Nutzer MeNMyRC zu den Bildern.

Bislang war nur ein Test erfolgreich

Die Rakete werde mit einem flüssigen Brennstoff betrieben, heisst es weiter. Es könne sein, dass es beim Betanken einen Unfall gegeben habe. Auf anderen Bildern ist zu sehen, wie Feuerwehrfahrzeuge nahe der Testanlage unterwegs sind, um einen Brand im Wald zu löschen. Bislang habe es nur einen erfolgreichen Test der Rakete gegeben, und das sei im April 2022 gewesen.

Dass die Rakete noch nicht zum Start bereit war, könnte auch durch die Nichtanwesenheit eines Nato-Flugzeuges erklärt werden. Das «Cobra Ball»-Aufklärungsflugzeug ist in der Regel immer dann in der Luft, wenn ein Start von russischen Raketen bevorsteht. In öffentlich zugänglichen Daten taucht es aber zum Zeitpunkt des Unfalls nicht auf.

Dieser jüngste Vorfall ist der vierte erfolglose Test der Sarmat-Rakete, obwohl sie nach Angaben von United24Media bereits in «Kampfbereitschaft» versetzt wurde. Erst vergangene Woche hatte der russische Aussenminister Sergei Lawrow erklärt, sein Land sei in «voller Kampfbereitschaft».

epa11172557 Russian President Vladimir Putin looks on before a test flight aboard a Tupolev Tu-160 M strategic missile carrier during a visit to the Kazan Aviation Factory named after Sergei Gorbunov, ...
Wladimir Putin hatte in der Vergangenheit Probleme bei der Produktion von Sarmat-Raketen eingeräumt.Bild: keystone

Alte Satan-Raketen wurden in der Ukraine entwickelt

Russland braucht eigentlich die Generation der Sarmat-Raketen, um die bisherigen Voevoda (NATO-name: Satan), abzulösen. Diese stammen noch aus den Siebzigerjahren, heisst es in einer Analyse des Berliner Think-Tanks «Carnegie Politika». Sie galten als herausragendes Fluggerät. Das Problem: Sie wurde in der Ukraine entwickelt und produziert. Russland suchte nach einer Alternative und begann mit der Entwicklung der Sarmat.

Im vergangenen Jahr verkündete Roskosmos-Chef Juri Borissow, dass die Sarmat bereits im Einsatz sei. Am 5. Oktober 2023 erklärte Putin jedoch, dass die Rakete zwar alle relevanten Prüfungen bestanden habe, aber noch einige «Verwaltungsverfahren» abgeschlossen werden müssten, bevor sie in die Massenproduktion gehen und an das Militär übergeben werden könne. Er versprach, dies werde «in naher Zukunft» geschehen.

Jetzt, fast ein Jahr später, wird offenbar immer noch getestet. Für Putin dürfte der gescheiterte Test, vor allem aber auch das Bekanntwerden, ein weiterer Rückschlag in seinem Bemühen sein, Russland als starken Gegner darzustellen.

Der Münchner Raketenspezialist Markus Schiller sagte der «Welt», dass der mögliche Unfall mit der Sarmat-Rakete ein Beleg dafür sei, «dass sie noch nicht zuverlässig ist». Offensichtlich gebe es tiefergehende Probleme in Russlands Raketenindustrie, fügte er an.

Verwendete Quellen:

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
48 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Raki
23.09.2024 05:15registriert Januar 2024
Also noch mehr Schadenfreude würde ich empfinden, wenn die Rakete zwar gestartet, aber dann im Kreml eingeschlagen wäre, während Putin, Medwedew, Lawrow und die anderen Muppets gerade ihre nächsten Lügenkampagnen und Kriegsverbrechen planen. Das wäre mal ne richtig gute Nachricht und ein perfekter Start in den Montag. :)
1628
Melden
Zum Kommentar
avatar
Randnotiz
23.09.2024 05:54registriert Februar 2023
Liebe westliche politische Entscheidungsträger, insbesondere die Herren Scholz und Biden.

Hört endlich damit auf die nicht existierenden roten Linien Russlands zu „respektieren“. Die zieht ihr nämlich selbst. Dreht endlich den Spieß um und erklärt Putin die roten Linien. Und geht um Himmels Willen auch mit der militärischen Unterstützung sofort ALL IN.

Herr Biden und Herr Scholz zeigt Mut und setzt ein positives Zeichen in eurer letzten Amtszeit.

Danke
13812
Melden
Zum Kommentar
avatar
D.Enk-Zettel
23.09.2024 06:46registriert Oktober 2021
Ob das ein Zeichen für Wladis Amtszeit war? Zu hoffen wäre es.
833
Melden
Zum Kommentar
48
    Morgen entscheidet sich die Zukunft der Weltwirtschaft
    Donald Trump will den globalen Handel neu organisieren.

    Alle starren darauf, wie das Kaninchen auf die Schlange, keiner weiss, was uns erwartet: Donald Trumps «liberation day» hält Manager, Ökonomen und Investoren gleichermassen in Atem. Die Rede ist von «reziproken Zöllen», will heissen, die USA wollen jedem Land die gleichen Zölle aufbürden, unter denen die eigenen Exporte zu leiden haben. Oder auch nicht: Vielleicht werden auch allen Ländern pauschal 20 Prozent Zölle aufgebrummt.

    Zur Story