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Russland soll systematisch mit sexueller Gewalt foltern

In this photo released by Russian Defense Ministry Press Service on Thursday, Oct. 17, 2024, Russian soldiers signalmen are seen in an apartment building on an undisclosed location in Ukraine. (Russia ...
Russische Soldaten sollen Kriegsgefangene systematisch foltern. Bild: keystone

Russland soll systematisch mit sexueller Gewalt foltern

Russland setzt im Krieg gegen die Ukraine auch auf Folter. Eine bislang weniger beachtete Rolle spielt dabei der Einsatz von sexualisierter Gewalt.
30.10.2024, 02:42
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Ein Artikel von
t-online

Eine UN-Expertin wirft Russland in einem neuen Bericht systematische Folter von Kritikern im Inland sowie feindlichen Soldaten vor. Das Papier dokumentiere, «wie Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Bestrafung als staatlich sanktionierte Instrumente zur systemischen Unterdrückung in der Russischen Föderation verwendet werden», heisst es in dem in New York vorgestellten Bericht. Ausgearbeitet wurde er von der Sonderberichterstatterin für Menschenrechte in Russland, Mariana Katzarowa.

«Es ist kein neues Phänomen in der Russischen Föderation, aber jetzt ist es nach der vollständigen Invasion (der Ukraine) zu einer konzertierten Strategie geworden», sagte die Bulgarin. «Ein Instrument, um den Bürgerraum zu unterdrücken, um alle Kriegskritiker oder Dissidenten zum Schweigen zu bringen, die nicht einverstanden sind mit der Politik der russischen Behörden und ihrer sogenannten besonderen militärischen Operation» in der Ukraine.

«Die Zahlen in der Ukraine sind erschreckend»

Wie der «Guardian» unter Berufung auf weitere UN-Daten berichtet, spielt auch sexualisierte Gewalt gegenüber Männern und Jungen bei der Folter eine entscheidende Rolle. Demnach sind bislang 236 Fälle aus den vergangenen knapp drei Jahren bekannt. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen, da das Thema stark stigmatisiert ist.

Die Hilfsorganisation All Survivors Projekt setzt sich dabei vor allem für Männer und Jungen ein, denen sexualisierte Gewalt angetan wurde. Chara Lata Hogg, die Leiterin der NGO, sagt: «Die Zahlen in der Ukraine sind erschreckend». Sie lobt aber den aktuellen Umgang mit zurückgekehrten Kriegsgefangenen. Die Rückkehrer «werden psychologisch betreut und recht bald nach ihrer Entlassung befragt, wenn das Trauma hoch ist und es den Überlebenden relativ leicht fällt, über ihre Erfahrungen zu berichten», so Hogg.

«Wenn ich schweige, ist es, als wäre es nie passiert»

Einer der Überlebenden ist Oleksii Siwak aus Cherson. Mehrere Wochen wurde er im Jahr 2022 von russischen Truppen in seiner Heimatstadt gefangen gehalten. Laut «Guardian» wurde er mit Elektroschocks an seinen Genitalien gefoltert, das geschah in einem eiskalten Keller. Nun setzt er sich für die Unterstützung von anderen Überlebenden ein und will das Stigma sexualisierter Gewalt, das vor allem Männer betreffe, brechen. Er selbst habe direkt nach seiner Rückkehr erst verspätet die benötigte Hilfe erhalten, sagt er.

«Wenn ich schweige, ist es, als wäre es nie passiert», sagte er. «Die Realität ist, dass viele Männer immer noch in Kellern sitzen. Wenn ich meine Stimme nicht erhebe, wie sollen dann diejenigen, die nicht frei sind, gehört werden?»

Seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine 2022 habe sich Folter «als Instrument für Repressionen zu Hause und im Ausland» ausgebreitet, hiess es im UN-Bericht weiter. Die russischen Behörden müssten selten Rechenschaft ablegen, Straflosigkeit sei zum Alltag geworden. In Russland gibt es nach Angaben Katzarowas mindestens 1'300 politische Gefangene. Die Zahl könne aber auch bei 1'700 oder höher liegen. Unter ihnen seien auch 30 Journalisten.

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35 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Raki
30.10.2024 06:26registriert Januar 2024
Und das, liebe Relativierer und Freunde Russlands, ist was ihr unterstützt. Dies ist was die Ukrainer erwartet, wenn ihr fordert, dass sie sich den Russen ausliefern sollen. Das wahre Gesicht Russland... und auch das der Relativierer und Unterstützer Russlands hier. Ich würde lieber sterben und so viele Russen wie möglich eliminieren, mein Haus und meine Wertsachen mit Sprengfallen verminen und jede Flasche Alkohol und jede Tüte Chips mit Rattengift versehen, alsdass ich meine Kinder den russ. Monstern überlasse.
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Walter Sahli
30.10.2024 06:50registriert März 2014
Genauso wenig, wie die gefangenen ukrainischen Soldaten mit ihren russischen Folterern verhandeln können, können anständige Politiker-innen mit Putin verhandeln. Wer's dennoch fordert, ist im besten Fall grenzenlos naiv und im Normalfall Putinist-in.
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Xsa
30.10.2024 06:33registriert Oktober 2021
Es gibt inzwischen unendlich viele Gründe, das Regime und den Terrorstaat Russland zu verachten, und keinen einzigen, um seine Taten zu relativieren.
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