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Türkei ratifiziert Schwedens Nato-Beitritt

Türkei ratifiziert Schwedens NATO-Beitritt

25.01.2024, 20:2625.01.2024, 22:17
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Die Zustimmung der Türkei zum NATO-Beitritt Schwedens ist nun amtlich. Die sogenannten Beitrittsprotokolle wurden am Donnerstag im türkischen Amtsanzeiger veröffentlicht. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan habe ein Präsidialdekret zur Ratifizierung der Protokolle unterschrieben, hiess es vom Kommunikationsministerium. Im nächsten Schritt muss der NATO-Partner den Aufnahmeregeln zufolge das US-Aussenministerium über die Annahme informieren. Schweden fehlt aber weiterhin die Zustimmung Ungarns, um NATO-Mitglied werden zu können.

Die finale türkische Zustimmung am Donnerstag wurde in Stockholm mit Wohlwollen aufgenommen. «Wir heissen die Ratifizierung von Schwedens NATO-Beitritt durch die Türkei willkommen», erklärte der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson auf der Online-Plattform X. «Wir haben nun einen entscheidenden Meilenstein auf dem Weg zu einer vollwertigen Mitgliedschaft in der NATO erreicht.»

Nach mehr als anderthalb Jahren politischem Tauziehen hatte das türkische Parlament der Aufnahme Schwedens in die Allianz am Dienstag zugestimmt. Nach der Zustimmung der Türkei hatte Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban zugesagt, die lange herausgezögerte Ratifizierung seines Landes voranzutreiben. Er werde das Parlament drängen, baldmöglichst darüber abzustimmen. Wann eine Abstimmung darüber stattfinden könnte, blieb aber offen.

Orban lud den schwedischen Ministerpräsidenten Ulf Kristersson zu einem Besuch in Ungarn ein, um über den Beitritt zur NATO «zu verhandeln». Kristersson stellte Orban zunächst ein Treffen in Brüssel in Aussicht. In einer Antwort auf eine Einladung Orbans zu Verhandlungen in Ungarn schrieb der schwedische Regierungschef, er sei ebenfalls der Meinung, dass ein intensiverer politischer Dialog zwischen beiden Ländern von Vorteil wäre. Als gemeinsame Themen nannte er eine Zusammenarbeit bei schwedischen Kampfflugzeugen vom Typ Gripen, die EU und die Kooperation als NATO-Verbündete.

Angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hatte Schweden im Mai 2022 gemeinsam mit Finnland die NATO-Mitgliedschaft beantragt. Finnland wurde Anfang April vergangenen Jahres als 31. Mitglied im Bündnis willkommen geheissen.

Die Türkei hatte ihre Blockadehaltung gegen einen Beitritt Schwedens unter anderem mit einem aus ihrer Sicht unzureichenden Einsatz des Landes gegen «Terrororganisationen» begründet. Dabei ging es Ankara vor allem um die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK und die syrische Kurdenmiliz YPG. Was Erdoğan nun zu der Zustimmung bewegte, blieb zunächst unklar. Zuletzt hatte er Kampfjetlieferungen aus den USA im Gegenzug für die Ratifizierung gefordert.

Den Verkauf will die US-Regierung nun vorantreiben. Präsident Joe Biden habe die Vorsitzenden wichtiger Ausschüsse im Kongress in einem Schreiben darüber in Kenntnis gesetzt, dass er beabsichtige, das Parlament offiziell über den Verkauf von F-16 an den NATO-Partner zu informieren, sobald die Türkei die Ratifizierung der schwedischen NATO-Beitrittsprotokolle abgeschlossen hat. Das bestätigte ein Vertreter der US-Regierung der dpa in Washington am Donnerstag. In dem Brief habe Biden die Kongressmitglieder dazu aufgefordert, den Verkauf der F-16 unverzüglich voranzutreiben.

Das US-Parlament kann das Rüstungsgeschäft blockieren. Eine Reihe von Parlamentariern hatte in der Vergangenheit deutlich gemacht, den Deal verhindern zu wollen, solange sich die Türkei gegen den NATO-Beitritt Schwedens sperre.

(sda/dpa)

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13 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Haarspalter
25.01.2024 20:54registriert Oktober 2020
„Orban werde das Parlament drängen, baldmöglichst darüber abzustimmen.“

Korrekt übersetzt aus dem Ungarischen heißt es eigentlich:

Orban weiß immer noch nicht, wie und wann er dies seinem Freund Putin schonend beibringen will.
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AlfredoGermont
25.01.2024 23:50registriert März 2022
Jetzt wird Orban wieder alle anderen Länder erpressen bevor er auch zustimmt. Es wäre auch in der Nato Zeit, Ungarn das Stimmrecht zu entziehen. Es kann nicht sein, dass ein einzelner putinknecht ganz Europa (respektive in diesem Fall die ganze westliche Welt) erpresst
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    Trumps Traum vom schnellen Sieg wird platzen
    Die Bomben auf die Atomanlagen könnten das Gegenteil von dem bewirken, was sich die US-Regierung erhofft.

    Kurz, hart und ohne eigene Verluste zuschlagen, den Gegner zur Kapitulation zwingen und dann die Lorbeeren einsammeln: US-Präsident Donald Trump will im Iran den schnellen Sieg. Bisher kämpfte Israel gegen die Führung in Teheran, doch seit der Nacht zum Sonntag ist dies Trumps Krieg. Dieser Krieg wird den Nahen Osten verändern – aber möglicherweise anders, als der US-Präsident das will.

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