Ehemalige Hamas-Geiseln und deren Familien organisieren eine Klage gegen das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (IKRK). Sie werfen der Hilfsorganisation vor, nicht die Sicherheit der israelischen Geiseln verlangt und sie nicht ausreichend medizinisch versorgt zu haben. Die Organisation «Shurat Hadin» reichte im Namen der Familien von 24 der insgesamt 250 von der Hamas verschleppten Menschen am Donnerstag in Jerusalem eine Klage ein. Unter den Klägern soll sich auch eine Deutsch-Israelin befinden.
Nach einem Bericht des US-Magazins «Newsweek» habe Raz Ben Ami zusammen mit ihrem Mann die Klage mit angestrengt. Sie war von den Terroristen aus dem Kibbuz Be'eri verschleppt worden und wurde nach 54 Tagen freigelassen. Sie soll an einem Hirntumor erkrankt sein. Die 57-Jährige berichtete auf der Plattform X (ehemals Twitter), dass sie keine Medikamente erhielt und nur einmal am Tag Essen bekam. Die Toilette habe keine Spülung gehabt.
The former Hamas hostage Raz Ben Ami is suing the Red Cross for ignoring her family’s pleas to help her get the medicine she needed while in captivity.
— Visegrád 24 (@visegrad24) December 21, 2023
Via @HenMazzig pic.twitter.com/RGi8rEBl0D
In der Klage wird behauptet, dass Bitten um medizinische Hilfe, die an IKRK-Vertreter in Israel, Deutschland und den USA gerichtet wurden, nur mit einer E-Mail beantwortet worden seien. In dieser sei die Hoffnung zum Ausdruck gebracht worden, dass sie «wieder mit ihren Angehörigen in Kontakt kommen». Medikamente seien aber nicht bereitgestellt worden. Der Fernsehsender i24News zeigte Ausschnitte eines Treffens zwischen Angehörigen der Geiseln und Vertretern des Roten Kreuzes.
Ein Vater flehte darin die Helfer an, etwas zu tun, sein entführter Sohn habe Asthma. «Das ist Euer Job, richtig?», sagte er. In dem Bericht heisst es, dass bislang keine Vertreter des Roten Kreuzes Geiseln getroffen und diese versorgt hätten. «Sie waren in einem Hospital in Gaza. Sie hätten als Bedingung stellen können, Medikamente für unsere Kinder zu übergeben», sagte ein Vater in dem Treffen mit IKRK-Chefin Mirjana Spoljaric.
Sarah Davies, die im Büro des IKRK in Jerusalem arbeitet, sagte, dass die Menschen eine falsche Vorstellung von ihrer Arbeit hätten. «Sie glauben, dass wir in einem Konflikt alles können», sagte sie dem Sender. Um zu helfen, benötige man aber die Zustimmung aller Konfliktparteien.
IKRK-Sprecherin Elizabeth Shaw erklärte gegenüber «Newsweek» per E-Mail, dass die Wut und Frustration der Geiseln und ihrer Familien zu verstehen sei. «Seit dem 7. Oktober hat das IKRK unablässig die Freilassung aller Geiseln und ihre menschenwürdige Behandlung gefordert», sagte Shaw. «Wir haben uns mit der Hamas auf allen Ebenen getroffen und uns um humanitäre Diplomatie bemüht, um Zugang zu den Gefangenen zu erhalten, um sie besuchen zu können und um die notwendigen Dinge wie Medikamente zu bringen.»
Die Organisation Shurat HaDin, die die Klage eingereicht hat, kritisiert das Verhalten der Hilfsorganisation. «Das Internationale Rote Kreuz erlebt seine Fehler aus dem Holocaust wieder, als es das jüdische Volk in seiner dunkelsten Zeit im Stich liess», sagte die Gründerin und Präsidentin von Shurat HaDin, Nitsana Darshan-Leitner, in einer Erklärung. «Wir können diese Missachtung und Respektlosigkeit gegenüber menschlichem Leben nicht akzeptieren, nur weil sie jüdisch sind.»
Auf seiner Webseite stellt sich das Rote Kreuz als eine «unabhängige, neutrale Organisation» dar, die «humanitären Schutz und Hilfe für die Opfer von Krieg und bewaffneter Gewalt gewährleistet. Es wird in Notsituationen tätig und fördert die Achtung des humanitären Völkerrechts und dessen Umsetzung in nationales Recht.»
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) bemüht sich nach eigenen Angaben um die Freilassung weiterer Geiseln im Gazastreifen. Sie stehe in ständigem Kontakt mit der Regierung Israels und der Hamas, sagte IKRK-Chefin Mirjana Spoljaric Egger am vergangenen Dienstag in Genf. Geiselnahmen verstiessen gegen das humanitäre Völkerrecht, das das IKRK aufrechterhalten soll. Sie verlangte die bedingungslose Freilassung. Sie stellte klar: «Wir verhandeln nicht. Wir sind nicht an politischen Diskussionen beteiligt.» Einige freigelassene Geiseln wurden bei ihrer Übergabe zunächst dem IKRK übergeben, das sie dann an die Grenze zu Israel brachte.
Verwendete Quellen:
WTF!
Ah, eine Organisation mit Verbindung zu rechts-nationalen Israelis und der Regierung.
Da scheint man dem Roten Kreuz wohl übel zu nehmen, dass sie auch palästinensisches Leben retten wollen.