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Wer ist in diesen Tagen der ranghöchste Besucher aus der Schweiz hier in Moskau? Nun, in der sportlichen Hierarchie ist es ganz gewiss Dr. René Fasel, der Präsident des internationalen Hockeyverbandes. Der höchste Hockey-Funktionär der Welt. Sodann ist Bundesrat und Sportminister Guy Parmelin sicherlich der ranghöchste Schweizer, der bei dieser WM den Weg ins Hockeystadion gefunden hat.
Doch in Tat und Wahrheit ist es einer, der kein hohes Amt bekleidet und doch zu Russland mehr Beziehungen hat als René Fasel und Guy Parmelin zusammen: Ferdinand Muheim, der «Russefrynd» aus Andermatt. Er sitzt nicht in einer VIP-Loge. Er sitzt unter dem Volk.
Ferdinand Muheim fliegt im Jahr vier- oder fünfmal auf Einladung nach Moskau und das seit 30 Jahren. Er wird im Mai auch stets zu den Gedenkfeiern des Sieges über Deutschland im 2. Weltkrieg eingeladen. Natürlich auch in diesem Jahr und so ergab sich auch die Gelegenheit zu einen WM-Spielbesuch.
Hier in Russland öffnen sich dem Kult-Metzgermeister aus Andermatt alle Türen. Denn er trägt die drei höchsten Orden, die Russland zu vergeben hat: den «Orden der Freundschaft», den Leninorden und den Orden des heiligen Fürsten Danylow, den der Patriarch von Moskau, das Oberhaupt der russisch- orthodoxen Kirche, vergibt. Ferdinand Muheim ist vom katholischen zum russisch-orthodoxen Glauben übergetreten und verbringt bei seinen Russlandaufenthalten jeweils ein paar Tage in einem Kloster ausserhalb von Moskau.
Es ist eine Ironie der Geschichte, dass der brave eidgenössische Patriot als Träger des Leninordens sozusagen zum gleichen Klub gehört wie Josef Stalin, Fidel Castro, Marschall Schukow, Erich Honecker, Kim ll-Sung, Dichter Maxim Gorki, Sergej Michalkow, Schöpfer der sowjetischen und russischen Hymne oder die Eiskunstläuferin Irina Rodnina – sie alle sind eben auch Träger des Leninordens. Was uns wieder einmal aufzeigt, welche Irrungen und Wirrungen die Weltgeschichte halt so nimmt.
Beim Orden der Freundschaft sind Ferdinand Muheims «Klubkollegen» hingegen politisch durchaus korrekt. Die Auszeichnung wird ja erst seit 1994 vergeben und da und dort auch als «Putin-Orden» bezeichnet. Sie wird an Personen verliehen, die Beiträge zur Förderung der Freundschaft und Zusammenarbeit mit Russland auf den Gebieten der Wissenschaft, Kultur, Wirtschaft und des Friedens geleistet haben.
Ferdinand Muheim trägt seine Orden nicht am Revers. Dazu ist der freundliche Urner viel zu bescheiden. Er kennt die Titanen Russlands, Putin inklusive. Aber damit geht er nicht hausieren, und er hat deshalb für den Besuch des Spiels Schweiz gegen Russland eben nicht den VIP-Eingang genommen, der für ihn frei gewesen wäre. Ja, man hätte für ihn einen roten Teppich ausgerollt. Denn in Russland geniessen die Ordensträger heiligen Respekt und tiefe Verehrung.
Solches Aufheben mag Ferdinand Muheim nicht. Vielmehr sass er beim Spiel gegen Russland mit dem Vertreter der Andermatter Schwestergemeinde Taldom im Publikum. Diese Stadt liegt etwa 100 Kilometer ausserhalb von Moskau. Die Beziehungen zu Andermatt sind intensiv. So verbringen seit 1991 regelmässig Waisenkinder aus Taldom Ferien im Urner Bergdorf. Diese Aufenthalte organisiert Ferdinand Muheim persönlich. Er sorgt für ihre Unterkunft, kocht für die Kinder und macht mit ihnen Ausflüge. Darüber hinaus unterstützt er persönlich das Waisenhaus von Taldom und ein Kloster, das sich um Waisenkinder kümmert.
Das ist alles typisch für Ferdinand Muheim. Er beansprucht für sich nicht den Vordereingang. Er ist im besten Wortsinne ein Mann des Volkes, ein Diener des Volkes, der hilft wo er kann. Er sagt, er schätze die Gastfreundschaft und die Herzlichkeit der Russen sehr. «Sie haben so wenig, aber sie geben dem Gast alles. Wenn ich bei meinen Freunden in Taldom bin, dann sitzen wir an der Wolga, singen Lieder, gehen ins Badehaus und feiern gemeinsam bei Speise und Trank.» Dieses Jahr hat Ferdinand Muheim dafür gesorgt, dass die Kriegsveteranen der Stadt zu einer ganz besonderen Feier eingeladen und geehrt werden und sponserte allen auch gleich noch einen Coiffeurbesuch.
Der 65-jährige Urner wirkt ein wenig wie ein freundlicher Russe. Nicht nur wegen der russischen Jacke, die er beim Matchbesuch trägt. Ferdinand Muheim versteht es gut, auf Menschen zuzugehen, Herzen zu öffnen, Vertrauen zu wecken und strahlt doch immer etwas Geheimnisvolles aus. Fast so, als habe auch er etwas von der geheimnisvollen russischen Seele. Und vielleicht gibt es ja eine Seelenverwandtschaft zwischen den Menschen der Bergen und den Menschen aus der unendlichen Weite Russlands. Er ist einer, der Brücken zwischen den Kulturen baut, Gegensätze überwindet, Menschen einander näher bringt. Nach wie vor arbeitet er in seiner Metzgerei in Andermatt, die alleine schon wegen der «Huswirscht» legendär ist. Er sei zwar inzwischen Rentner, aber Aufhören sei für ihn kein Thema: «Doch nicht jetzt, wo sich Andermatt so schön entwickelt». Wenn er einmal nicht mehr Geschäften wolle, sei es einfach, alles zu verkaufen.
Ferdinand Muheim tut Gutes für die Russen, er tut aber auch Gutes für seine Heimatgemeinde Andermatt, für die er einst den Kirchenrat präsidierte und 17 Jahre im Gemeinderat sass, sechs davon als Präsident. Der grosse Wohltäter Samih Sawiris ist froh um Investoren für seine umfangreiche Projekte in Andermatt und Ferdinand Muheim hilft auch ihm: «Ich habe gerade den Verkauf von einigen Wohnungen an russische Investoren vermittelt» sagt er bescheiden. Volumen des Geschäftes: um die 25 Millionen Franken.
Wie aber ist es zu dieser Beziehung zwischen einem «Urschweizer» vom Gotthard und den Grossen und Mächtigen Russlands gekommen? Es lohnt sich eben, die Geschichte zu respektieren. Die Beziehungen zwischen Russland und Ferdinand Muheim gehen auf den 24. September 1799 zurück. Die Russen besiegten damals in der Schöllenen in einer blutigen Schlacht die 21'000 Franzosen, die unter General Suwarow von Süden hergekommen waren.
1898 liess der Zar ein Heldendenkmal in das Gotthard-Gestein, diese steinernen Seele der Schweiz, meisseln. Ein zwölf Meter hohes Kreuz erinnert seither an die tapferen russischen Krieger. Es ist auch dank Ferdinand Muheim ein touristisches Wahrzeichen von Andermatt und ein emotionales Zentrum für Begegnungen zwischen Russen und Schweizern geworden. Ferdinand Muheim kümmert sich seit den frühen 1990er Jahren um die Pflege des Denkmals. Es müsse vom Schnee befreit werden und man müsse auch Sorge tragen wegen dem Geröll und den Steinen. Das koste natürlich Geld. Aber das sei eigentlich kein Problem «Ich habe einmal im russischen Fernsehen gesagt, wir sollten etwas Geld für die Pflege des Denkmals haben. Innert ein paar Tagen hatten wir um die 30'000 Franken Spendengelder…»
Es mag ja sein, dass René Fasel und Bundesrat Guy Parmelin Kraft ihres Amtes in diesen Tagen hier in Moskau die wichtigsten Schweizer sind. Aber kein Eidgenosse findet Zugang zu so vielen russischen Herzen und kann hier in Moskau so viele Türen öffnen, so viele Kontakte vermitteln und so viel bewegen wie Ferdinand Muheim.
Bitte nochmals etwas recherchieren, meines Wissens waren es die Russen welche angeführt von General Suworow aus dem Süden kommend die Franzosen besiegt haben ;)
Die Russen wissen was Sie an Ihm haben.