International
Schweiz

#Beirut: So wenig interessieren uns die Krisen der Anderen

«Was ist mit Beirut?»: Viele Tote ≠ viel Berichterstattung – es kommt darauf an, wo es passiert

Am letzten Donnerstag gab es einen Doppelanschlag in Beirut, darauf folgten die Anschläge in Paris. Auf Social-Media beklagen sich viele, dass die Medien sehr ausführlich über Paris berichten, aber nur sehr wenig von Beirut. Hier ein Überblick über 10 schreckliche Ereignisse und wie ausführlich in der Schweiz darüber berichtet wurde.
17.11.2015, 15:1018.11.2015, 07:15
Mehr «International»

Die Anschläge in Paris sind auf Social Media das Thema Nummer eins. Doch viele bekunden ihren Unmut darüber, dass der Doppelanschlag in Beirut ebenfalls 40 Todesopfer forderte. Immer wieder stösst man auf die Frage: «Sind westliche Leben etwa wertvoller als alle anderen?» Natürlich nicht.

Es ist aber trotzdem klar, dass einige Geschehnissen mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird, als anderen. Welche Ereignisse haben in der Schweizer Medienlandschaft die höchsten Wellen geschlagen? Wir haben in der Schweizerischen Mediendatenbank (SMD) nachgezählt, wie viele Schweizer Medienberichte innerhalb einer Woche nach einem schlimmen Ereignis erschienen sind: 

* Diese Ereignisse lagen beim Erstellen der Grafik weniger als sieben Tage zurück.
* Diese Ereignisse lagen beim Erstellen der Grafik weniger als sieben Tage zurück.
daten: schweizerische medien datenbank (smd)

 Das Erdbeben in Japan: 1088 Artikel

Bild
Bild: KIMIMASA MAYAMA/EPA/KEYSTONE

Am 11. März 2011 bebte vor der Küste Japans die Erde. Die Folge war ein Tsunami und die Fukushima-Katastrophe. Das Tōhoku-Erdbeben forderte in seiner Gesamtheit 18'537 Leben und verwandelte die Region rund um das Atomkraftwerk Fukushima Daiichi in eine radioaktive Todeszone. In der ersten Woche nach dem Erdbeben erschienen in der Schweiz 1088 Artikel, die das Thema behandelten. 

«Je suis Charlie»: 852 Artikel

Bild
Bild: EPA/ANSA

Der Terroranschlag auf die Redaktion des französischen Satire-Magazins «Charlie Hebdo» versetzte Europa im Januar in einen Schockzustand. Damals wurden in den Redaktionsräumlichkeiten der Zeitung wegen Mohammed-Karikaturen elf Personen von islamistischen Terroristen getötet. In der Schweiz erschienen in der folgenden Woche 852 Artikel zu dem Thema. 

#ParisAttacks: 431 Artikel

«Wofür?»
«Wofür?»
Bild: PASCAL ROSSIGNOL/REUTERS

Die Angriffe auf Paris sind noch keine ganze Woche her, doch vier Tage danach sind bereits 431 Artikel in der Schweiz erschienen. Die Angriffe auf einen Konzertsaal und verschiedene Schiessereien in der ganzen Stadt forderten bisher 129 Todesopfer. In viele Ländern wurden die Sicherheitsvorkehrungen verschärft.

11. September 2001: 411 Artikel

Bild
Bild: AP

Der 11. September 2001 ging als schwärzester Tag der USA in die Geschichtsbücher ein. Als damals zwei entführte Flugzeuge in die Twin-Towers krachten und diese  daraufhin zusammenstürzten, starben 2'989 Menschen. Die Folgen des Anschlages sind bis heute spürbar. In der ersten Woche nach den Anschlägen erschienen in der Schweiz dazu 411 Artikel

Bombenanschlag beim Boston Marathon: 277 Artikel

Bild
Bild: BILLIE WEISS/EPA/KEYSTONE

Bei einem doppelten Bombenanschlag auf den Boston Marathon 2013 kamen drei Menschen ums Leben, darunter ein 8-jähriger Junge. Es war der erste grössere Terroranschlag in den USA seit dem 11. September. In der Schweiz erschienen dazu innert einer Woche 277 Artikel.

Das Massaker von Srebrenica: 81 Artikel

Bild
Bild: EPA

Während des Bosnienkrieges kam es am 11. Juli 1995 rund um die Stadt Srebrenica zu einem Massaker. Serbische Truppen töteten 8373 bosnische Muslime, vorwiegend Jungen und Männer. In der Schweiz erschienen damals in der ersten Woche nach dem Massaker 81 Artikel. Es war ein harter Rückschlag für die UNO, die mit Blauhelmtruppen vor Ort war, das Massaker aber nicht zu verhindern vermochte.

Anschläge in Mumbai: 75 Artikel

Bild
Bild: David Guttenfelder/AP/KEYSTONE

Am 26. November 2008 kam es im indischen Mumbai an zehn unterschiedlichen Stellen innerhalb kurzer Zeit zu Explosionen und Geiselnahmen. Dabei starben 174 Menschen. Die Schweizer Medien berichteten darüber in 75 Artikeln.

#BeirutAttacks: 61 Artikel

Bild
Bild: WAEL HAMZEH/EPA/KEYSTONE

Auch der Doppelanschlag in Beirut ist noch keine ganze Woche her. In den ersten fünf Tagen erschienen in der Schweiz 61 Artikel, in denen der Doppelanschlag erwähnt wurde. Es starben 40 Menschen.

Eine «normale» Woche in Bagdad: 10 Artikel

Bild
Bild: Osama Sami/AP/KEYSTONE

Die Hauptstadt des Irak kommt nicht zur Ruhe. In den Tagen zwischen dem 1. und 7. Oktober 2015 kam es in Bagdad zu zwei Bombenanschlägen, bei denen insgesamt 80 Menschen starben. In den Schweizer Medien finden sich dazu 10 kurze Artikel.

Eine «normale» Woche in Nigeria: 1 Artikel

Bild
Bild: Lekan Oyekanmi/AP/KEYSTONE

Auch Nigeria hat zur Zeit mit Anschlägen der Al-Shabaab-Miliz zu kämpfen. In der selben Woche (1.-7. Oktober) wurden bei zwei Angriffen 39 Menschen getötet. In der ganzen Schweiz findet sich dazu nur ein Artikel.

Angriff auf Paris

Paris gedenkt der Toten

1 / 11
Paris gedenkt der Toten
Tausende haben am Sonntagabend, 15. November, den Opfern der Paris-Anschläge gedacht. Die Trauernden versammelten sich vor der Notre Dame in Paris.
quelle: epa/epa / yoan valat
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!

  • watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
  • Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
  • Blick: 3 von 5 Sternchen
  • 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen

Du willst nur das Beste? Voilà:

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
24 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Howard271
17.11.2015 15:58registriert Oktober 2014
Interessant wäre auch zu sehen, wie diese Zahlen denn in anderen Weltregionen aussehen: wie prominent sind die Attentate in Europa in Medien des Nahen Ostens oder Westafrikas vertreten? Ich könnte mir gut vorstellen, dass es auch dort einen "Regions-bias" gibt - was auch verständlich wäre.
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
elivi
17.11.2015 16:05registriert Januar 2014
Ist das hier eine Selbstkritik? ich hab nähmlich vergeblich irgend ein bericht über Beirut auf Watson zu finden!
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
Selbstdenker
17.11.2015 17:44registriert September 2015
Ihr selber seit aber auch nicht besser. :D Als ich letztens auf watson war, sah ich ca. 10 Beiträge zu Paris und keinen einzigen zu Beirut. Trotzdem glaube ich liegt es auch daran, dass Frankreich der Schweiz sehr ähnlich ist und man sich da rein versetzt. Ist aber nur eine Vermutung.
00
Melden
Zum Kommentar
24
Grössere Störung beim E-Banking von Raiffeisen

Das E-Banking der Bank Raiffeisen ist in der Schweiz von einer grösseren Störung betroffen. Über Allestoerungen.ch häuften sich nach 13 Uhr die Meldungen über Probleme. Diese bestätigte die Medienstelle der Raiffeisen gegenüber «20 Minuten». Über Ursache und Dauer können noch keine Angaben gemacht werden. Man arbeite an der Störungsbehebung.

Zur Story