International
Schweiz

Kurde aus Biel in Türkei verhaftet: «Sie wollen uns den Mund verbieten!»

Hamza M. mit einer Kurdistan-Flagge.
Hamza M. mit einer Kurdistan-Flagge.Bild: zvg

Kurde aus Biel in der Türkei verhaftet – ihm drohen 22 Jahre Haft

08.05.2019, 20:0409.05.2019, 06:35
Mehr «International»

In der Türkei wurde Ende März ein Kurde aus Biel verhaftet. Ihm werden Verbindungen zu Terrororganisationen vorgeworfen. Es drohen zwischen 9 und 22 Jahren Haft. Das Aussendepartement EDA bestätigt die Verhaftung gegenüber watson. Man sei allerdings nicht involviert, weil dieser keinen Schweizer Pass besitze.

Beim Verhafteten handelt es sich um den in Biel wohnhaften Hamza M., schreibt die kurdische Nachrichtenagentur ANF. Dort ist er Mitglied des kurdischen Kulturvereins. Der Verein bestätigt die Verhaftung: «M. sitzt seit März in der Türkei im Gefängnis. Vor zwei Tagen wurde dann auch noch sein Vater verhaftet», sagt Z. N., die im Vorstand des Kulturvereins sitzt und M. persönlich kennt. M. lebt bereits seit über 10 Jahren in der Schweiz.

Warum sitzt er jetzt im Knast? M. sei mit seiner Familie in der Türkei in den Ferien gewesen, als ihn türkische Polizisten am Flughafen in Amed festgenommen haben. Türkische Medien berichten, dass die Polizisten auf einen anonymen Hinweis aus der Schweiz reagiert hätten.

Ein Maulkorb für die Kurden in Europa

«Sie sagen das, um psychologischen Druck auf uns auszuüben. Die Regierung Erdogan will, dass wir Kurden in Europa uns gegenseitig nicht mehr trauen», so N. Die Türkei fährt einen sehr repressiven Kurs gegen alle Oppositionellen. Immer wieder werden auch Einschüchterungsversuche von Oppositionellen im Ausland bekannt. Für N. ist klar: «Sie wollen uns den Mund verbieten!»

Die Anklage gegen M. kam laut N. schliesslich durch Bildmaterial zu Stande: «Sie haben Bilder von Hamza mit einer Kurdenflagge gefunden.» N. bestreitet jegliche Verbindung des Vereins zu terroristischen Organisationen: «In der Türkei reicht es schon, wenn man sagt, man sei Kurde, und schon ist man Terrorist.»

Diese Kurden leben seit 49 Tagen im Flughafen Zürich

Video: watson/Nico Franzoni

Auseinandersetzungen zwischen Kurden und Türken in Bern

1 / 8
Auseinandersetzungen zwischen Kurden und Türken in Bern
Laut der Nachrichtenagentur sda habe am Samstagnachmittag eine Gruppe Kurden eine offiziell genehmigte Kundgebung der «Union für türkische Demokraten in Europa» (UETD) stören wollen.
quelle: keystone / peter klaunzer
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
32 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Linus Luchs
08.05.2019 21:05registriert Juli 2014
Meldung um Meldung aus der Türkei verfestigt das Bild, dass sich dieses Land unter Erdogan zu einer gnadenlosen Diktatur entwickelt. Was dem Regime nicht passt, wird platt gemacht. Was mich immer wieder den Kopf schütteln lässt: das türkische Volk hat diesen Staatsterror gewählt. Manche werden inzwischen merken, dass ihre Wahl ein Fehler war, aber es ist zu spät. Der Führer löst die Demokratie und den Rechtsstaat Schritt für Schritt auf.
01
Melden
Zum Kommentar
avatar
Hmmm..
08.05.2019 20:42registriert Dezember 2018
Mein Beileid unserem Kurdischen Kulturverein hier in Biel. Sie waren schon immer sehr aktiv und mussten in den letzten Jahren viel leiden. Viele von ihnen haben Angehörige an Daesh verloren, viele sind aus der Schweiz in den Krieg gegen Daesh gezogen und wenn diese Terrorbande endlich vertrieben wurde kommt noch Erdogan. Respekt vor eurem Durchhaltevermögen.
11
Melden
Zum Kommentar
avatar
Maya Eldorado
08.05.2019 21:17registriert Januar 2014
Die Kurden ........ ein Volk ohne Heimat......
10
Melden
Zum Kommentar
32
Warum Trumps Lügen jetzt so gefährlich sind
Selbst Unwetter-Katastrophen verwendet der Ex-Präsident für seine Polit-Propaganda.

Im Oktober 2012 verwüstete der Hurrikan Sandy Teile der Küste der beiden Bundesstaaten New York und New Jersey. Wie das die Pflicht eines jeden Präsidenten ist, eilte Präsident Barack Obama umgehend in die betroffenen Gebiete, um die Unterstützung seiner Regierung zu versichern. In New Jersey wurde er von Chris Christie, dem damaligen republikanischen Gouverneur, nicht nur freundlich empfangen, sondern sogar umarmt. Das sollte Christie teuer zu stehen kommen. Als er drei Jahre später für das Weisse Haus kandidierte, blieb er chancenlos, nicht zuletzt seiner Umarmung Obamas wegen.

Zur Story