International
Schweiz

Abtreibungsrecht: Die Situation in den USA und weltweit

epa11244770 Pro-choice protesters rally outside of the US Supreme Court, during a hearing to restrict an FDA-approved medication, in Washington DC, USA, 26 March 2024. The US Supreme Court is hearing  ...
Das Thema Abtreibung bewegt die USA wie kaum ein anderes.Bild: keystone

Richter in North Dakota hebt Abtreibungsverbot auf – die Situation im Rest des Landes

In North Dakota galt bisher eines der härtesten Abtreibungsgesetze in den USA. Nun hat ein Richter das Gesetz für «verfassungswidrig» erklärt und damit die Grundsatzdiskussion neu entfacht.
13.09.2024, 18:47
Mehr «International»

Am 24. Juni 2022 entschied der US Supreme Court in der Rechtssache Dobbs vs. Jackson Women’s Health Organization, dass sich aus der Verfassung kein grundsätzliches Recht auf einen Schwangerschafts­abbruch ableiten lässt. Mehrere US-Bundesstaaten verschärften daraufhin in den vergangenen zwei Jahren ihre Abtreibungsverbote deutlich.

Eine der konservativsten Regeln für Schwangerschaftsabbrüche führte North Dakota ein. Doch nun hat ein Richter das strenge Abtreibungsgesetz nach einer Klage einer Klinik für verfassungswidrig erklärt und deshalb aufgehoben. Das Gesetz sei «verwirrend und vage», begründete Bezirksrichter Bruce Romanick seine Entscheidung.

«So wie es geschrieben ist, kann es die Bereitschaft von Ärzten, Abtreibungen vorzunehmen, stark einschränken – selbst wenn das Oberste Gericht von North Dakota bereits festgestellt hat, dass ein grundsätzliches Recht auf eine Abtreibung besteht, um das Leben oder die Gesundheit einer Frau zu schützen», erklärte Romanick. Gemäss der Verfassung des Bundesstaates North Dakota hätten Frauen ein «Grundrecht» auf eine Abtreibung vor der Lebensfähigkeit des Fötus, also ungefähr bis zur 24. Schwangerschaftswoche.

Der Beschluss von Richter Romanick ist allerdings noch nicht rechtskräftig. North Dakotas Generalstaatsanwalt Drew H. Wrigley von den Republikanern kündigte laut «New York Times» bereits an, Berufung gegen das Urteil einzulegen.

So sieht es nach US-Bundesstaaten aus

Der republikanische Gouverneur des konservativen Bundesstaates, Doug Burgum, hatte das aktuelle Gesetz im April 2023 erlassen. Es verbietet Schwangerschaftsabbrüche unter Androhung von fünf Jahren Gefängnis für Ärztinnen und Ärzte – mit wenigen Ausnahmen, etwa wenn die Gesundheit der Mutter bedroht ist oder bei Vergewaltigungen sowie Inzest. In diesen Fällen ist eine Abtreibung jedoch ab der sechsten Schwangerschaftswoche ebenfalls verboten – ein Zeitpunkt, an dem viele Frauen noch gar nicht wissen, dass sie schwanger sind.

North Dakota mit seinen rund 800'000 Einwohnern zählte bislang zu den rund 20 US-Staaten, die Schwangerschaftsabbrüche verboten oder stark eingeschränkt haben, nachdem der Oberste Gerichtshof im Juni 2022 das Grundsatzurteil «Roe v. Wade» aufgehoben hatte.

Das Urteil hatte Frauen in den USA fast 50 Jahre lang das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche garantiert. Seit der Aufhebung liegt die Zuständigkeit für das Abtreibungsrecht bei den einzelnen Bundesstaaten. Entstanden ist so ein bunter Flickenteppich mit den unterschiedlichsten Regelungen. Vor allem für Frauen aus dem «Bible Belt», in dem evangelikaler Protestantismus ein integraler Bestandteil der Kultur ist, sind die Möglichkeiten einer Abtreibung stark eingeschränkt oder gar komplett unmöglich.

So sieht es weltweit aus

Auch weltweit sind die Abtreibungsgesetze sehr unterschiedlich. In der Schweiz ist der Schwangerschaftsabbruch seit 20 Jahren erlaubt. Am 2. Juni 2002 stimmte die Bevölkerung mit über 72 Prozent dafür, die Abtreibung bis zur 12. Schwangerschaftswoche zuzulassen. Die Entscheidung beendete eine jahrzehntelange Debatte. Ein erster Versuch erfolgte 1977, er scheiterte an der Urne knapp.

Auch in den meisten anderen westeuropäischen Ländern ist eine Abtreibung bis zur 12. Woche legal. Im letzten Jahr zog mit Finnland ein weiterer Staat nach, damit sind Abtreibungen in Europa nur noch in Ungarn und Polen illegal. Ausnahmen sind dort, wie übrigens auch in den meisten streng-katholischen Ländern Südamerikas, Asiens und Afrikas sowie in der arabischen Welt, jedoch möglich. Beispielsweise bei Gefahr für Leben oder Gesundheit der Mutter, Vergewaltigung, Behinderung des Fötus oder sozialer Notlage. (pre)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Skurrile und witzige Bilder aus Amerika
1 / 27
Skurrile und witzige Bilder aus Amerika
The United Steaks.
quelle: facebook
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Tabu-Bruch Abtreibung – so fühlt es sich an abzutreiben
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
16 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Lordkanzler-von-Kensington
13.09.2024 19:47registriert September 2020
Ich hoffe, die Demokraten gewinnen die Wahl & verankern dieses Recht für Frauen, so dass es unwiderruflich ist. Für ein Recht auf Abtreibung & Gesundheitsfürsorge für Frauen in jeder Lebenslage. Für ein rechtssicheres Arbeiten in medizinischen Berufen. Gegen Denunziantengesetze, wo Nachbarn oder Taxifahrer zum "Verpfeifen" aufgefordert werden, auch unter Androhung von Bestrafung.
Und ansonsten sollten die "Bibeltreuen" ihre "Kinderliebe" gerne durch mehr Childcare, bessere (Anti-)Waffengesetze, mehr Schulessen, gleiche/bessere Bildung für alle, usw.unter Beweis stellen! Da gibt es genug zu tun
503
Melden
Zum Kommentar
16
Velofahrerin bei Selbstunfall in Immensee SZ schwer verletzt

Bei einem Selbstunfall hat sich am Mittwochnachmittag in Immensee SZ eine Velofahrern schwer verletzt. Die Rentnerin musste in ein Spital gefahren werden, wie die Kantonspolizei Schwyz am Donnerstag mitteilte.

Zur Story