Das UN-Menschenrechtsbüro hat Nordkorea wegen der Entführung und dem gewaltsamen Verschwindenlassen von Menschen im In- und Ausland verurteilt. Es hat am Dienstag in Genf einen Bericht mit Aussagen von 80 Opfern und Angehörigen vorgelegt.
Manche Entführungen liegen Jahrzehnte zurück, teils mehr als 70 Jahre. Nach Angaben einer Sprecherin des UN-Menschenrechtsbüros hat das abgeschottete Land noch 2016 einen Menschen aus Südkorea entführt. Das Büro sei tief besorgt, dass die Praxis im Land selbst weitergeht. Wie viele Menschen betroffen sind, sei nicht unbekannt.
«Die Ängste, die Trauer und die Repressalien, die Familien teils über mehrere Generationen hinweg ertragen mussten, sind herzzerreissend», sagte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk. Die Wunden seien auch nach Jahrzehnten noch tief. Er rief zu neuen Anstrengungen auf, um herauszufinden, was mit den Menschen passierte und um den noch Lebenden die Freiheit zurückzugeben.
Eine Untersuchungskommission hielt schon 2014 fest, dass die systematische und weit verbreitete Praxis der Entführungen und des Verschwindenlassens Verbrechen gegen die Menschlichkeit sind.
Der Bericht befasst sich zum einen mit dem Schicksal von Menschen, die in Nordkorea selbst entführt wurden. Viele seien in Lagern verschwunden und dort gefoltert und teils hingerichtet worden, ohne dass ihre Angehörigen informiert wurden.
Es geht aber auch um Nordkoreaner, die ins Ausland geflohen waren und dort entführt und zurückgebracht wurden, um Südkoreaner, die nach dem Korea-Krieg in den 50er Jahren nicht in die Heimat zurückkehren durften und um Ausländer, die etwa aus Südkorea und Japan entführt wurden.
«Ich hab gehört, dass meine Frau und mein Sohn in verschiedene Lager für politische Gefangene geschickt wurden», zitierte der UN-Menschenrechtsbüro einen Nordkoreaner.
«Mein Sohn war noch nicht volljährig, und er hätte nach vier Jahren entlassen werden müssen, aber ich weiss immer noch nicht, wo er ist. Entweder ist er immer noch in einem Lager oder dort gestorben.» Wann der Fall passierte, liess der Bericht offen. (oee/sda/dpa)