International
Schweiz

Putin signalisiert in Peking Verhandlungsbereitschaft über Ukraine

Putin signalisiert in Peking angeblich Verhandlungs-Bereitschaft über Ukraine

16.05.2024, 13:4016.05.2024, 14:48
Mehr «International»

Zur Lösung des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine halten Moskau und Peking nun eine politische Einigung für eine geeignete Option. «Beide Seiten sehen eine politische Einigung als den richtigen Weg, um die Ukraine-Krise zu lösen», sagte Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping am Donnerstag in Peking beim Staatsbesuch von Russlands Präsident Wladimir Putin.

China hoffe, dass Frieden und Stabilität in Europa bald wieder hergestellt seien. Peking sei bereit, eine konstruktive Rolle zu spielen, sagte Xi.

China ist der wichtigste Verbündete Russlands. Peking unterstützt Moskau beim verbrecherischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und ist ein wichtiger Handelspartner für das von westlichen Sanktionen betroffene Land.

Chinese President Xi Jinping, right, and Russian President Vladimir Putin shake hands prior to their talks in Beijing, China, on Thursday, May 16, 2024. (Sergei Bobylev, Sputnik, Kremlin Pool Photo vi ...
Russland nimmt definitiv nicht am Ukraine-Friedensgipfel in der Schweiz teil, ob China dabei sein wird, ist noch offen.Bild: keystone

Peking hat den Moskauer Angriffskrieg in der Ukraine bislang nicht verurteilt und gibt sich nach aussen neutral in dem Konflikt. Allerdings stärkt China – als wichtiger Handelspartner – Russland im UN-Sicherheitsrat den Rücken. Zudem gibt es Vorwürfe, chinesische Güterlieferungen unterstützten die Rüstungsindustrie des Nachbarlandes. Die USA hatten deshalb bereits chinesische Firmen auf Sanktionslisten gesetzt.

Putin dankte China für Initiativen, die zur Lösung des Konflikts in der Ukraine beitragen – wobei der Begriff Konflikt eine Verharmlosung des völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieges ist. Putin wird als mutmasslicher Kriegsverbrecher international gesucht und viele russische Kriegsverbrechen sind dokumentiert.

Die Chinesen hatten vor mehr als einem Jahr bereits einen Zwölf-Punkte-Plan zur Lösung des Konflikts vorgelegt. Allerdings blieben die Vorschläge vage und stiessen deshalb auf internationale Kritik.

«Die Interessen aller Länder berücksichtigen»

Für die kommende Friedenskonferenz in der Schweiz, an der Russland nicht teilnimmt, hat Peking bislang nicht zugesagt. Wegen der guten Beziehungen und dem Einfluss auf Moskau gilt China als entscheidender Teilnehmer. Russland dürfte daran allerdings wenig Interesse haben.

Bereits kurz vor seiner Ankunft in China hatte Putin in einem Interview mit Chinas amtlicher Nachrichtenagentur Xinhua erklärt, der Kreml sei zu Verhandlungen über den Konflikt in der Ukraine bereit. «Wir sind offen für einen Dialog über die Ukraine, aber solche Verhandlungen müssen die Interessen aller Länder berücksichtigen, die in den Konflikt involviert sind, einschliesslich unserer», zitierte Xinhua den russischen Präsidenten.

Zum Auftakt der Gespräche am Donnerstag hatte Xi seinen «alten Freund» zu dessen fünfter Amtszeit gratuliert und sich zuversichtlich geäussert, dass Russlands Entwicklung unter ihm «grosse Fortschritte» machen würden. Xi sagte, die China-Russland-Beziehungen seien stärker geworden und hätten den «Test einer sich international verändernden Landschaft» überstanden. Beide Seiten vereinbarten laut chinesischen Angaben eine «Vertiefung der umfassenden strategischen Koordinationspartnerschaft für die neue Ära».

epa11344167 Russian President Vladimir Putin (L) and Chinese President Xi Jinping shake hands as they attend a signing ceremony following a meeting in expanded format at the Great Hall of the People i ...
Xi Jinping bezeichneten Putin als «alten Freund».Bild: keystone

Putin erinnerte daran, dass auch Xi im vergangenen Jahr Russland als erstes Land nach seiner Wiederwahl besucht habe. «Zwischen uns ist es schon zu einer guten und schönen Tradition geworden, uns gegenseitig die ersten Auslandsbesuche abzustatten», sagte Putin. Beide unterzeichneten ein Abkommen, das die bisherige Partnerschaft beider Staaten weiter vertiefen soll.

Stabilisierung der Handelsbeziehungen

Der florierende Handel zwischen beiden Staaten hat Russland seit Kriegsbeginn geholfen, Einbussen im Handel mit westlichen Staaten zu kompensieren. Vor allem in den vergangenen zwei Monaten gab es jedoch eine Delle im Handel, nachdem die USA chinesische Banken eindringlich vor Sanktionsverstössen gewarnt hatten.

In der gemeinsamen Erklärung verurteilten Russland und China Initiativen zur Beschlagnahmung staatlichen Eigentums – wie derzeit diskutiert wegen des russischen Angriffskrieges – und drohten mit Gegenmassnahmen.

Putins Besuch in China dient nun auch der Stabilisierung der Handelsbeziehungen. So steht nach den Gesprächen in Peking am Freitag ein Besuch der nordchinesischen Industriestadt Harbin auf dem Programm. Dort wird Putin eine russisch-chinesische Handelsmesse besuchen.

(sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
In diesen Ländern gibt es bereits ein TikTok-Verbot
1 / 16
In diesen Ländern gibt es bereits ein TikTok-Verbot
Am 4. April 2023 verbannte Australien die TikTok-App von Regierungsgeräten – mit sofortiger Wirkung. Australien reihte sich damit in die wachsende Liste von Nationen ein, die Sicherheitsbedenken äusserten wegen der in chinesischem Besitz befindlichen Social-Media-Plattform.
quelle: shutterstock / peter galleghan
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Gehen Russland die Panzer aus? Jetzt kommen «chinesische Särge» zum Einsatz
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
121 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Martin Baumgartner
16.05.2024 13:55registriert Juni 2022
"Frieden und Stabilität in Europa bald wieder hergestellt!"
Russland braucht eine Feuerpause um sein Heer personell und materiell wieder aufzurüsten, wärend seine Handlanger in den populistischen Parteien die europäischen Demokratien destabilisieren.
China will vor allem sicher Handelsrouten und Absatzmärkte für seine Waren und keine Konkurrenz für die neue Seidenstrasse.
14011
Melden
Zum Kommentar
avatar
H.P. Liebling
16.05.2024 13:45registriert September 2018
Wie Putins "Verhandlungsbereitschaft" aussieht, wissen wir alle...
12610
Melden
Zum Kommentar
avatar
YvesM
16.05.2024 14:47registriert Januar 2016
Ich halte das für eine weitere Nebelpetarde, um die Geschlossenheit des Westens zu unterlaufen. Wenn es Putin ernst mit Verhandlungen wäre, könnte er einen einseitigen Waffenstillstand bis zum Ende der Berhandlungen anbieten. Per sofort.
1179
Melden
Zum Kommentar
121
    Warum die Schweiz der EU im Report zur Qualität von Badegewässern weiterhin hinterherhinkt

    In der Schweiz steigen die Temperaturen aktuell in sommerliche Höhen. Vielerorts wird deshalb zur Badehose oder zum Bikini gegriffen. Der Schweiz ist es in den vergangenen Jahrzehnten dank hoher Investitionen im Bereich des Gewässerschutzes gelungen, die Wasserqualität vieler Flüsse und Seen so zu verbessern, dass darin wieder gebadet werden kann.

    Zur Story