Seit fast drei Jahren muss sich die Ukraine gegen den russischen Angriffskrieg verteidigen. Und bereits das dritte Mal ist der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ans Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos gereist, um die Welt von einer Sache zu überzeugen – der Ukraine Hilfe zu leisten.
In seiner Rede richtete Selenskyj erneut einen eindringlichen Appell an Europa und die internationale Gemeinschaft.
Das Wichtigste aus seiner Rede in fünf Punkten:
Selenskyj sprach am WEF in Davos über die Zusammenarbeit mit der neuen Trump-Administration in den USA. So betonte er, dass er «eine gute Beziehung» zu Donald Trump habe. Allerdings äusserte er Bedenken gegenüber falschen Informationen, die dem Präsidenten von Beratern zugetragen werden könnten.
«Wir müssen ihm zeigen, wie entschlossen Europa ist, damit er uns hört», erklärte Selenskyj. Trump habe signalisiert, den Krieg so schnell wie möglich beenden zu wollen. Er habe ihm entgegnet: «Wir wollen nicht nur schnell gewinnen, sondern gerecht gewinnen.» Eine starke Ansage, für die Selenskyj auch in Davos viel Applaus erntete.
Doch die Wahl Trumps sei nicht nur für die Ukraine von Bedeutung, sondern für ganz Europa: «Es ist noch nicht klar, ob Europa einen Platz am Tisch hat, wenn Russland über die Ukraine gewinnt. (…) Wird Präsident Trump Europa zuhören? Oder wird er mit Russland und China gegen Europa vorgehen?»
In seiner Rede am WEF warnt der ukrainische Präsident vor den Partnerschaften Russlands mit dem Iran und Nordkorea, die sich sowohl gegen Europa als auch gegen Amerika richten. «Putin hat ein weiteres Land in diesen Krieg hineingezogen und wird das auch weiterhin machen.» Nun seien nordkoreanische Truppen an geografischen Orten stationiert, die näher an Davos als an Pjöngjang gelegen seien.
Selenskyj verrät zudem, dass von den 12’000 entsandten nordkoreanischen Soldaten bereits 4000 gestorben seien.
Selenskyj führt dem WEF-Publikum vor Augen, wie sich die Situation in der Ukraine seit Kriegsausbruch verändert hat. So habe Putin die militärische Präsenz in der Ukraine auf 600’000 Soldaten erhöht – dreimal so viele wie bei Kriegsbeginn im Februar 2022.
Darüber hinaus besitze Russland 30 Rüstungsunternehmen, die fast doppelt so viel produzieren wie alle 45 europäischen Rüstungsfirmen zusammen. Selenskyj fordert Europa deshalb auf, in die Produktion von Munition und militärischer Ausrüstung zu investieren, da die aktuellen Kapazitäten bei weitem nicht ausreichen. «Europa muss erkennen, dass Putins Ziel nicht nur die Ukraine, sondern auch die Destabilisierung der gesamten NATO ist», sagte er.
«Vergesst nicht, es gibt keinen Ozean, der Europa von Russland trennt», betonte Selenskyj am WEF. Europa dürfe nicht darauf vertrauen, dass die USA Sicherheit garantieren, sondern müsse selbst handeln, um seine Position in der Welt zu sichern.
Er forderte deshalb ein gemeinsames Sicherheits- und Verteidigungskonzept für Europa, das auch eine eigene Version des Abwehrsystems Iron Dome beinhalten soll – sowie eine deutliche Erhöhung der Verteidigungsausgaben auf bis zu fünf Prozent des jeweiligen Bruttoinlandprodukts.
Selenskyj kommt auch auf die Energieunabhängigkeit von Russland zu sprechen. Er kritisiert Länder wie die Slowakei scharf, die noch immer Gas aus Russland beziehen. «Es braucht die endgültige Abkehr Europas von russischer Energie», so Selenskyj.
Zurzeit herrsche ein Widerspruch: In Europa werde Gas aus Moskau gekauft, aber gleichzeitig auf Sicherheitsgarantien aus den USA gehofft. Das gehe so nicht mehr. Europa müsse die Energieunabhängigkeit als zentralen Teil der Sicherheitsstrategie anerkennen.
Und Europa schlaft weiter..