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Nordkoreaner im Krieg: So fügte die Ukraine ihnen grosse Verluste zu

Auf diesem von der nordkoreanischen Regierung verbreiteten Foto trifft der nordkoreanische Staatschef Kim Jong-un Soldaten.
Auf diesem von der nordkoreanischen Regierung verbreiteten Foto trifft der nordkoreanische Staatschef Kim Jong-un Soldaten.Bild: KCNA via KNS / Uncredited International

Ein Fluss, viele Tote: So fügte die Ukraine nordkoreanischen Truppen Verluste zu

24.12.2024, 09:02
Anna Von Stefenelli / watson.de
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Nordkorea unterstützt Russland im Ukraine-Krieg. Wie am Montag bekannt wurde, plant derzeit Pjöngjang, noch mehr Soldaten zur Unterstützung für Wladimir Putins Invasion zu senden. Südkoreanische Geheimdienste haben zudem herausgefunden, dass weitere Waffen geliefert werden sollen, darunter 240-Millimeter-Raketenwerfer und 170-Millimeter-Selbstfahrlafetten.

Im russischen Bezirk Kursk sind aktuell viele nordkoreanische Soldaten im Einsatz. Dort versuchen sie, die ukrainischen Truppen zurückzudrängen. Doch die nordkoreanischen Söldner erlebten bei Kämpfen um Plekhovo hohe Verluste am Fluss Psel. Denn der Rückzug der Ukraine war ein strategischer.

Verluste im Ukraine-Krieg: Psel-Desaster für Nordkorea-Soldaten

«Ein grosser Fluss, der die Angriffsrichtung kreuzt, ist für den Angreifer immer sehr ungünstig», schreibt Carl von Clausewitz laut «Frankfurter Rundschau». Der preussische Generalmajor, Heeresreformer und Autor des Werkes «Vom Kriege» spricht von einem erheblichen Vorteil für die Verteidiger.

Dies mussten die nordkoreanischen Truppen kürzlich am Fluss Psel am eigenen Leib erleben, wie das Magazin «Forbes» berichtet. Der Fluss fungierte dabei als natürliche Barriere und bremste ihre Offensive aus. Die Verluste: hoch.

Die Ortschaft Plekhovo sei so lediglich von rund 100 Ukrainern verteidigt worden und die nordkoreanischen Söldner im Dienste Putins hätten in drei Wellen angreifen müssen, um sie einzunehmen.

Nachdem die Ortschaft an die nordkoreanischen Soldaten gefallen war, hätten sich die ukrainischen Truppen nördlich und westlich des gewundenen Flusses Psel eingegraben. Von ihren Stellungen aus feuerten die Ukrainer demnach ungehindert auf die Nordkoreaner und Russen, die sich dem Fluss näherten, ihn überquerten und einen Brückenkopf errichten wollten, schreibt der Forbes-Autor David Axe.

Kursk nahezu bedeutungslos, aber Putin lässt nicht davon ab

Der taktische Rückzug bei Plekhovo im Bezirk soll eine acht Kilometer tiefe Delle in diesem Frontvorsprung verursacht haben. Die Ortschaft selbst hatte also möglicherweise keine besondere strategische Bedeutung, wie Expert:innen vermuten. Stattdessen könnte es sich um eine bewusste Falle gehandelt haben, um den nordkoreanischen Truppen dort gefährliche Verluste zuzufügen.

Den Schilderungen zufolge hätten sich die Ukrainer dadurch fünfmal so vielen Soldaten gegenüber gestellt. Dabei hätten die nordkoreanischen Truppen der 92. und 94. Spezialbrigade laut dem ukrainischen Journalisten Andriy Tsaplienko die Hälfte ihrer Kampfkraft verloren.

Der Gewinn in der Region Kursk ist strategisch nahezu bedeutungslos, 0,006 Prozent des riesigen russischen Reiches seien jetzt in der Hand der Ukraine, sagte «Tagesspiegel»-Journalist Christian Tretbar in der Presserunde auf Phönix. Doch Putin zeigt sich aktuell bereit, enorme menschliche Verluste in Kauf zu nehmen. Am Fluss Psel könnten diese in astronomische Höhen steigen.

Nach Angaben eines hochrangigen Mitglieds des US-Militärs bei «euronews» sei die Zahl der Opfer bei nordkoreanischen Truppen allgemein hoch, weil die Soldaten aus Pjöngjang nicht kampferprobt seien.

Am Rand des rund 600 Kilometer Frontvorsprungs der Ukrainer in russischem Territorium soll eine nordkoreanische Infanterie am helllichten Tag über offene Felder marschiert sein. Direkt in eine «Mauer ukrainischer Feuerkraft» hinein.

Ukraine-Krieg: Flüsse spielen eine grosse Rolle

Seit Beginn des Ukraine-Krieges im Febuar 2022 konnte die Ukraine sich den russischen Invasoren entgegensetzen, trotz geringerer Kampfkraft. Dabei spielten Flüsse eine grosse Rolle, um die Ukraine auf Augenhöhe zu halten.

Der Oberstleutnant vom deutsch-britischen Pionierbrückenbataillon 130, Florian Loges, erklärt im Bundeswehr-Podcast «Nachgefragt», warum: In Mittel- und Osteuropa müssen Angreifer damit rechnen, alle 40 bis 60 Kilometer einen grösseren Fluss überqueren zu müssen.

Gibt es nicht genügend Übergänge für die Flüsse, müsse die Truppe eigene schaffen. «Und dafür gibt es die Pioniere. Brückengerät der Pioniertruppe ist immer dann erforderlich, wenn die Operation die Bewegung eigener Kräfte erfordert. Zum Beispiel beim Angriff, bei der Verzögerung oder einfach nur beim Marsch von Kräften von einem Ort zum anderen», sagt er laut «FR».

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68 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Sälüzäme
24.12.2024 09:52registriert März 2020
Wenn man bedenkt mit wie wenig Soldaten die Ukraine den Gegnern so horrende Verluste zufügt kommt mir die Invasion in Frankreich in den Sinn. Zum Glück für die Ukraine mit vertauschen Rollen. Da können die Putinfreunde mal sehen wieviel dem Despoten ein Menschenleben wert ist, nämlich nichts und sie sollten wissen das ihres ihm nicht mehr bedeutet, sie sind für ihn nur nützliche Idioten. Wenn Nordkorea so weitermacht fehlen Kim in ein paar Wochen Material und Soldaten um in Asien weiterhin Ärger zu machen. Gut so, Diktatoren gehören weg.
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The man who shot liberty valance
24.12.2024 09:34registriert September 2020
Wie hier einige, hat putin kürzlich bei seiner Rede gemeint, Kursk sei belanglos. Kursk sei ein strategischer Fehler des ukrainischen Militärs gewesen, und es werde keinen Unterschied machen ob die Ukraine dort ist oder nicht.

Anscheinend gibt es zu den bereits horrenden! Zahlen von Russischen gefallenen aus Kursk nun auch über 3000 aus Nordkorea .. ob der Raketenmann mit der nackenrolle sich auch so lächelnd über diese Situation äussert wie der kremlingoblin, ist nicht bekannt.

Kursk ist ein Erfolg 😉
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Tante Karla
24.12.2024 10:13registriert März 2024
Putin lässt russisches Gebiet bombardieren.

Was sagen eigentlich die Putin-Fans dazu, dass Russland russisches Gebiet bombardiert?
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