Die Schweiz hat Gelder von russischen Oligarchen, die auf der EU-Sanktionsliste stehen, eingefroren. Es geht dabei um eine Summe von mittlerweile 5.75 Milliarden Franken. Das hat Botschafter Erwin Bollinger vom Staatssekretariat für Wirtschaft SECO am Donnerstag im Rahmen einer Medienkonferenz zum Krieg in der Ukraine bekannt gegeben.
Nun habe der Wirtschaftskrieg zwischen dem Westen und Russland ein erstes Opfer aus der Schweiz gefordert. Auch diese Information hat am Donnerstag die Runde gemacht. «Weltwoche»-Verleger Roger Köppel hat dies auf dem entsprechenden Youtube-Kanal publik gemacht, als er sagte: «Dann, am 22. März dieses Jahres hat der russische Geheimdienst FSB die Räumlichkeiten der lokalen Tochterfirma der Schweizer Uhrenfirma Audemars Piguet durchsucht und Uhren im Wert von mehreren Millionen Franken wegen angeblicher Zollvergehen beschlagnahmt.»
Ebenso sagte der SVP-Nationalrat aus dem Kanton Zürich, dass es sich dabei wohl um eine «willkürliche Repressionsmassnahme als Reaktion auf die Sanktionen» handle. Die NZZ schreibt im «Magazin», dass Köppel mit dieser Aussage das Kommissionsgeheimnis verletzt habe. Denn die Information hat Köppel aus einer vertraulichen Infonotiz des Aussendepartements EDA von Mittwochabend. Diese wurde an die Mitglieder mehrerer Kommissionen, darunter der aussenpolitischen Kommissionen (APK) des Parlaments, verschickt. Köppel ist Mitglied der APK.
Weiter schreibt die NZZ, das Pikante an der Sache sei, dass der Bundesrat fünf Tage vor der Hausdurchsuchung bei der Waadtländer Uhrenfirma Audemars Piguet die Sanktionen verschärft und den Export von Luxusgütern nach Russland verboten hat. Dazu gehören unter anderem auch Schmuck, Kunst und Uhren.
Während Rolex und Swatch ihren Rückzug aus dem Geschäft in Russland bereits öffentlich gemacht haben, hat sich Audemars Piguet bis dato nicht zum Ukraine-Krieg geäussert. Deshalb, so schreibt die NZZ, erstaune es, dass es bei der Durchsuchung eine kleine, exklusive Firma getroffen habe, die im Familienbesitz sei. Wohl auch deshalb gehe das EDA von einer willkürlichen Aktion aus.
Das Beispiel zeige, dass der Wirtschaftskrieg zwischen Russland und dem Westen in vollem Gange ist - und die Schweiz mittendrin steckt, befindet die NZZ. Roger Köppel sieht sich indes bestätigt mit seiner Meinung darüber, dass der Bundesrat die Sanktionen nicht hätte übernehmen dürfen. Die Schweiz sei damit in den Krieg eingestiegen, sagt er. Und das sei nun die Retourkutsche: «Die Russen fangen an, auf unsere Firmen loszugehen.» (saw/cri/aargauerzeitung.ch)