Festnahme am Basler Flughafen – Neues zur balearischen Gräueltat
Nach einer mutmasslichen Gruppenvergewaltigung auf Mallorca wurden nun zwei weitere Verdächtige festgenommen – einer davon am Flughafen Basel. Was ist geschehen, was ist neu, und was passiert nun – hier der Überblick:
Was war auf Mallorca passiert?
Insgesamt acht Männer sollen in den frühen Morgenstunden des 14. August eine 18-jährige Britin auf ein Hotelzimmer genommen haben, wohin sie (unter Alkoholeinfluss) noch freiwillig mitkam, wie ein Sprecher der Guardia Civil der mallorquinischen Zeitung Ultima Hora sagte.
Der genaue Ablauf im Hotelzimmer ist noch unklar und Bestandteil der Ermittlungen. Die britische Tageszeitung schreibt jedoch, die junge Frau sei, laut ihrer Aussage gegenüber der Polizei, «umringt von Männern mit gezückten Handys» aufgewacht. Im Anschluss daran sei sie aus dem Zimmer geflüchtet und habe auf der Strasse um Hilfe geschrien.
Anlaufstellen für Opfer von sexueller Gewalt
Sexuelle Übergriffe können in den unterschiedlichsten Kontexten stattfinden. Hilfe im Verdachtsfall oder bei erlebter sexueller Gewalt bieten etwa die kantonalen Opferhilfestellen oder die Frauenberatung Sexuelle Gewalt. Für Jugendliche oder in der Kindheit sexuell ausgebeutete Erwachsene gibt es in Zürich die Stelle Castagna. Betroffene Männer können sich an das Männerbüro Zürich wenden. Wenn du dich sexuell zu Kindern hingezogen fühlst oder jemanden kennst, der diese Neigung hat, kann dir diese Stelle weiterhelfen.
Eine spätere Untersuchung stellte fest, dass die 18-Jährige mehrere Prellungen an den Armen und eine kleine Schnittwunde im oberen Bereich der Brust erlitten hatte.
Mitarbeiter des Hotels entdeckten die Britin und alarmierten die Polizei. Diese konnte mittels einer gewieften Masche (oder der Inkompetenz der mutmasslichen Täter) drei mögliche Täter praktisch vor Ort dingfest machen:
Während der Tat wurde der anscheinend bewusstlosen Frau das Handy entwendet. Die Polizei rief auf ihre Nummer an, und einer der mutmasslichen Täter meldete sich. Die Polizisten gaben sich als Rezeptions-Mitarbeiter aus und bestellten den Mann in die Lobby, wo er mit zwei seiner Kumpanen tatsächlich auftauchte und prompt festgenommen wurde.
Laut dem Sprecher der spanischen Polizei sei die Fahndung nach den weiteren Tätern kein leichtes Unterfangen gewesen:
Allerdings konnte das Opfer die mutmasslichen Mittäter alle beschreiben, sodass die Polizei mithilfe der Überwachungskameras des Hotels drei weitere mutmassliche Täter identifizieren und festnehmen konnte. Unter den total sechs Verhafteten befinden sich fünf Franzosen und ein Schweizer, alle im Alter zwischen 18 und 26 Jahren.
Was sind die neusten Entwicklungen?
Nun konnte die französische Polizei am Sonntag zwei weitere Tatverdächtige festnehmen. Laut der britischen Tageszeitung Daily Mail seien die beiden nach der Tat per Flugzeug nach Baden-Baden in Deutschland geflohen, von wo aus sie in ihre Heimat in der Nähe des französischen Strassburg weiterreisten.
«Die Guardia Civil ersuchte die französischen Behörden auf dem üblichen Weg um Unterstützung und stellte europäische Haftbefehle aus, um zu verhindern, dass sie sich der Justiz entziehen», so der spanische Sprecher.
Einer der beiden Verdächtigen wurde in der französischen Gemeinde Scherwiller, welches für seinen Rieslinganbau berühmt ist, festgenommen.
Der andere ging den Sicherheitskräften am Flughafen Basel-Mulhouse-Freiburg an der französisch-schweizerischen Grenze ins Netz. Von dort aus wollte der mutmassliche Täter in die Türkei fliegen, um sich so der Justiz zu entziehen, so 20minuten.
Was droht den Verdächtigen?
Im Haftbefehl gegen die ersten sechs Verdächtigen hält der Untersuchungsrichter fest, dass es «völlig abwegig» sei, dass die (auf mehreren Handys per Video festgehaltenen) sexuellen Handlungen einvernehmlich gewesen seien, schreibt die spanische Zeitung «Prima Hora».
In den Filmen sei zu hören, wie sich die jungen Männer amüsieren und lachen, von der 18-Jährigen sei aber gar nichts zu hören: «Nicht einmal ein Murmeln, Seufzen oder Ähnliches».
Wie die Zeitung schreibt, sei der Richter der Ansicht, dass es Beweise für «erniedrigende und demütigende Praktiken ohne Hinweise auf eine Zustimmung des Opfers» gebe. Die Verdächtigen bestreiten den Vorwurf der Vergewaltigung derweil und geben an, der Sex sei einvernehmlich gewesen.
Vergewaltigung wird in Spanien mit sechs bis zwölf Jahren Gefängnis bestraft. Sollten die Verdächtigen die Videos der Gräueltat untereinander geteilt und/oder weiterverbreitet haben, wird dafür ein weiteres Strafverfahren eingeleitet.
(cpf)