International
Spanien

In Spanien gehen langsam die Eiswürfel aus

«Täglich von weinenden Unternehmern angefleht»: In Spanien gehen langsam die Eiswürfel aus

08.08.2022, 04:1808.08.2022, 07:17
Mehr «International»

Mallorca-Besucher werden in Hotels, Restaurants und Bars möglicherweise bald auf Sangría verzichten müssen. Für das wohl beliebteste Sommergetränk Spaniens sind nämlich Eiswürfel unerlässlich – und die werden nicht nur auf der Ferieninsel im Mittelmeer, sondern im gesamten Urlaubsland immer knapper.

Die erhöhte Nachfrage aufgrund der Hitzewellen und die Steigerung der Produktions-, Lagerungs- und Transport-Preise führten zu einem Eiswürfelmangel, der immer gravierender wird. «Überall im Land mangelt es an Eiswürfeln», schrieb die Zeitung «El Mundo».

Sangría ohne Eiswürfel? Für Spanier eigentlich undenkbar.
Sangría ohne Eiswürfel? Für Spanier eigentlich undenkbar.Bild: IMAGO / agefotostock

Jemand, der die Lage sehr gut kennt, ist der Unternehmer Miguel Ángel Vázquez Gavira, der in Spanien «Rey del Cubito», «König des Eiswürfels», genannt wird, weil er mit seiner Firma einen Anteil von über 20 Prozent am heimischen Markt hat und auch in anderen Ländern Europas tätig ist.

Im Interview mit «El Mundo» (Sonntagausgabe) erzählt er: «Jeden Tag bekomme ich Anrufe von Unternehmern, die mich weinend um Eis anflehen.» Das habe er noch nie erlebt. «Und das Schlimmste kommt noch. Die nächsten Wochen werden dramatisch sein», warnt der 56-Jährige.

In den Supermärkten in Madrid und Barcelona, auf Mallorca und Ibiza sind die Eiswürfel-Tiefkühlfächer inzwischen fast immer leer. Lieferfirmen und grosse Supermarktketten wie Mercadona rationieren das Eis bereits seit Tagen. Viele Firmen beliefern nur noch Stammkunden. «Wenn wir an alle verkaufen müssten, würde das Eis eine Stunde reichen», wurde Mateo Obrador, Partner des Vertriebsunternehmens JOP, von der Zeitung «Diario de Mallorca» zitiert.

Nach Branchenangaben kletterte die Nachfrage im Sommer von sonst vier auf acht Millionen Kilo pro Tag. Dabei würden täglich nur zwei Millionen produziert. Im Winter sei wegen der hohen Strompreise anders als sonst praktisch überhaupt nicht auf Vorrat produziert worden. Die Eis-Preise hätten sich derweil zum Teil versechsfacht.

Des einen Leid ist – wie so oft – des anderen Freud': Die Gewinner der Krise sind Bars, die über eine eigene Eismaschine verfügen. «Wir haben keinen Mangel bemerkt», kommentierte ein Cocktailkellner in der bekannten Bar «Nicolás» der Inselhauptstadt Palma.

Ganz anders ist die Lage in der nahegelegenen Bar «Lili's»: Bestellungen, die früher «innerhalb von zwei Stunden» eintrafen, verzögerten sich nun um «bis zu 48 Stunden», erzählte Besitzerin Lili Zolatorova der «Diario de Mallorca». Oft käme das Eis nur kurz vor Feierabend. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Situationen, die du aus den Ferien kennst – in Grafiken
1 / 14
Situationen, die du aus den Ferien kennst – in Grafiken
quelle: watson
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Lockdown Cocktails – Baroni mixt eine Frozen Margarita
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
82 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Kanih
08.08.2022 05:20registriert September 2018
Keine Eiswürfel = Dramatisch
Ok warum? Weil man dann das Glas mit teureren Zutaten vollmachen muss?
20922
Melden
Zum Kommentar
avatar
Chill Dude
08.08.2022 08:26registriert März 2020
Hoffentlich haben sie wenigstens genug Toilettenpapier.
1035
Melden
Zum Kommentar
avatar
Wile E.
08.08.2022 18:03registriert April 2021
Solange dieser Eiswürfelkönig das Rezept für Eiswürfel nicht herausrückt bleibt die Lage dramatisch!
443
Melden
Zum Kommentar
82
Zweifacher Totschlag: Herzmediziner der Berliner Charité zu vier Jahren Haft verurteilt

Nach dem Tod zweier Patienten ist ein Oberarzt der Berliner Charité zu einer Haftstrafe von vier Jahren verurteilt worden. Das Landgericht Berlin sprach den 56 Jahre alten Herzmediziner am Freitag des Totschlags in zwei Fällen schuldig.

Zur Story