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Spanien

Opferzahl steigt nach Katastrophe in Spanien an – droht neues Unwetter

People clean mud from a street affected by floods, in Algemesi, Spain, Sunday, Nov. 3, 2024. (AP Photo/Manu Fernandez)
Aufräumarbeiten in Algemesi.Bild: keystone

Opferzahl steigt nach Katastrophe in Spanien weiter an – und es droht neues Unwetter

03.11.2024, 12:3403.11.2024, 12:57
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In Spanien ist ein Ende der Tragödie nach den schweren Unwettern vom Dienstag immer noch nicht absehbar. Die Zahl der Toten stieg mittlerweile auf 214, wie die Nachrichtenagentur Europapress unter Verweis auf die Regionalregierung in der besonders schlimm getroffenen Mittelmeerregion Valencia berichtete.

Viele Menschen gelten zudem weiter als vermisst - eine offizielle Zahl gibt es nach wie vor nicht, einige spanische Medien schreiben sogar von bis zu 2000 Opfern.

Das Unwetterphänomen «Kalter Tropfen» hält sich derweil weiter über Spaniens Mittelmeerküste auf. Die höchste Warnstufe Rot rief der Wetterdienst Aemet zunächst bis Sonntagabend für Teile der Provinz Almería in der Region Andalusien ganz im Süden Spaniens aus. Menschen sollten dort möglichst zu Hause bleiben, mahnten die Behörden.

«Die Gefahr ist extrem!»
Die spanische Wetterbehörde Aemet hat am Sonntagvormittag weitere Warnungen vor einer extremen Wetterlage herausgegeben: Sie betrifft die Region Almería am Mittelmeer, rund 400 Kilometer von Valencia entfernt. Menschen wurden aufgefordert, sich umgehend in Sicherheit zu bringen.

Gewarnt wurde vor sintflutartigen Regenfällen und Überschwemmungen, grossen Hagelkörnern und sehr starken Windböen. «Die Gefahr ist extrem!», teilte der Wetterdienst mit. In anderen spanischen Gebieten des Mittelmeer-Raums gilt weiterhin die Warnstufe Orange, die erhebliche Gefahr bedeutet.
Für die Region Almería (rot) wurde eine Wetterwarnung herausgegeben.
Für die Region Almería (rot) wurde eine Wetterwarnung herausgegeben.screenshot: x.com / @AEMET_Esp

Die zweithöchste Warnstufe Orange galt zudem in Teilen der Region Valencia, unter anderem in der nördlichen Provinz Castellón, wo heftige Regenfälle niedergehen könnten. Am Dienstag, als Aemet zufolge die schlimmsten Unwetter dieses Jahrhunderts über der Region Valencia wüteten, hatte die höchste Warnstufe Rot gegolten. Bisher wurden alleine dort 210 Tote geborgen.

Unmut über die Politik

Der spanische König Felipe VI. und Königin Letizia wollten am Sonntag die Katastrophenregion rund um die Mittelmeermetropole Valencia besuchen. Den Zeitplan und die genaue Route gab das Königshaus nicht bekannt. Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez liess auf der Plattform X wissen, dass er gemeinsam mit dem Königspaar unterwegs sein werde.

In den Ortschaften westlich und südlich von Valencia, die am stärksten von den Überschwemmungen vom Dienstag getroffen wurden, hatte sich Unmut über die Politik breitgemacht. Denn viele der verwüsteten Orte fühlten sich in den ersten Stunden und Tagen nach der Katastrophe völlig alleingelassen – mit aufeinander getürmten Autos und anderen Trümmern auf den verschlammten Strassen und ohne Trinkwasser, Lebensmittel, Strom und Telekommunikation.

Fast 4000 Soldaten im Einsatz

Die Bergungsarbeiten laufen am mittlerweile fünften Tag nach der Katastrophe weiter. Vor allem in Tunneln und überfluteten Tiefgaragen oder Parkhäusern stellt sich die Suche besonders schwierig dar, da dort das Wasser den Einsatzkräften zum Teil bis zur Brust reicht, wie auf Videos von den Einsätzen zu sehen ist.

Sánchez hatte am Samstag angekündigt, das Militär vor Ort um weitere 5000 Soldaten aufzustocken und auch 5000 Polizisten zu entsenden. Bis Samstagabend waren mehr als 3600 Militärangehörige in den Ortschaften nahe der Grossstadt Valencia im Einsatz, wie die spanische Zentralregierung in Madrid verkündete.

Volunteers carry buckets of mud after floods in Paiporta near Valencia, Spain, Sunday, Nov. 3, 2024. (AP Photo/Hugo Torres)
Freiwillige tragen am Sonntag in Paiporta bei Valencia Schlamm weg.Bild: keystone

Strassen versperrt und mit Schlamm überzogen

Auch dank vieler Freiwilliger ist dort mittlerweile Hilfe angelaufen, und auch die Stromversorgung funktioniert zum grossen Teil wieder. Am Samstag waren Tausende von der Stadt Valencia aus organisiert in Bussen in einige der Dörfer gebracht worden, doch manche dortige Bürgermeister wie etwas in Chiva hätten sie gar nicht mehr benötigt, schrieb etwa die Zeitung «ABC».

In dem Gebiet westlich und südlich der Stadt Valencia sorgte vor allem ein Fluss für einen Grossteil der Zerstörung: Ein sonst eher trockenes Bachbett hatte sich mit den heftigen Regenfällen vom Dienstag in einen reissenden Strom verwandelte und war Richtung Meer durch mehrere Ortschaften gerast.

Schlimmste Naturkatastrophen der letzten Jahrzehnte

In dem Gebiet westlich und südlich der Stadt Valencia sorgte vor allem ein Fluss für einen Grossteil der Zerstörung: Ein sonst eher trockenes Bachbett hatte sich mit den heftigen Regenfällen vom Dienstag in einen reissenden Strom verwandelte und war Richtung Meer durch mehrere Ortschaften gerast.

Zu Spaniens schlimmsten Naturkatastrophen der vergangenen 75 Jahre gehört – gemessen an der Zahl der Toten – die Überschwemmung von Biescas in der nördlichen Region Aragonien im Jahr 1996. Damals starben 87 Menschen, als nach heftigem Regen ein Campingplatz in dem in den Pyrenäen gelegenen Ort überschwemmt wurde.

Auch die Überschwemmung des Flusses Turia nahe Valencia im Jahr 1957 gilt als eine der schwersten, damals kamen zwischen 80 und 100 Menschen ums Leben.

Quellen

(dsc)

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15 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Maya Eldorado
03.11.2024 13:08registriert Januar 2014
In Spanien ertrinken sie im Wasser.
In New York müssen sie Wasser sparen, weil es schon lange nicht mehr geregnet hat.
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Speedy Gonzalez
03.11.2024 12:54registriert Oktober 2023
Dies wird leider je länger, desto mehr der Fall sein.

Wir können nur hoffen, dass Regierungen weltweit einen Weg finden ihre Bevölkerung davor zu beschützen.

Es muss mehr Geld in den Katastrophenschutz investiert werden.
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