Bei Angriffen der syrischen Armee auf die letzte verbliebene Rebellenhochburg in Ost-Ghuta sind Dutzende Menschen getötet worden. Hilfsorganisationen berichteten in der Nacht zum Sonntag von einem mutmasslichen Einsatz von Chemiewaffen.
Nach Angaben der Weisshelme hatte ein Helikopter am Samstagabend eine Fassbombe mit Chemikalien über der Stadt Duma abgeworfen. Dabei seien mindestens 150 Menschen getötet und mehr als 1000 verletzt worden.
Ganze Familien seien in ihren Schutzunterkünften erstickt. Die Zahl der Opfer steige beständig. Auf ihrem Twitter-Konto veröffentlichten die Helfer schockierende Fotos der mutmasslichen Opfer.
Auch die Hilfsorganisation UOSSM geht von einem Giftgasangriff aus. Sie bezifferte die Zahl der Toten am Sonntag mit «weit über 100». Es sei über den Geruch von Chlor berichtet worden, Retter glaubten jedoch an die Verwendung von Sarin-Gas, sagte ein Sprecher.
«Das ist eine der schlimmsten chemischen Attacken in der syrischen Geschichte», erklärte der UOSSM-Vorsitzende Ghanem Tayara am Samstag. Die Berichte konnten zunächst nicht unabhängig verifiziert werden.
Der Hilfsorganisation SAMS (Syrian American Medical Society) zufolge schlug eine Bombe in einem Spital in Duma ein, ein weiterer Angriff traf ein Gebäude in der Nähe. Dabei seien insgesamt 41 Menschen ums Leben gekommen.
Das US-Aussenministerium teilte mit, die verstörenden Berichte zu überprüfen. Die syrische Regierung habe bereits Giftgas gegen das eigene Volk eingesetzt. Auch Russland, das den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad unterstützt, trage dafür Verantwortung.
Die syrische Nachrichtenagentur Sana verwarf die Berichte unterdessen als unwahr. Die Rebellen in der Stadt Duma stünden vor der Niederlage und verbreiteten Unwahrheiten. Derartige Berichte dienten nur dazu, das Vorrücken der syrischen Armee zu hindern.
Die syrische Regierung hat wiederholt bestritten, in dem Bürgerkrieg Chemiewaffen einzusetzen. Syrien hatte 2013 einer von Russland und den USA mit ausgehandelten Vereinbarung zugestimmt, wonach es seine Chemiewaffen zerstört.
Die syrische Armee hatte in den vergangenen Wochen einen massiven Militäreinsatz auf das Rebellengebiet Ost-Ghuta durchgeführt. Das Gebiet, das an die Hauptstadt Damaskus angrenzt, war jahrelang belagert.
Ein Grossteil der Rebellen hat sich nach Absprachen mit der syrischen Führung aus dem Gebiet zurückgezogen. Lediglich die Stadt Duma wird noch von Kämpfern der Gruppe Dschaisch al-Islam gehalten. (sda/reu/afp/dpa)