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Trotz US-Angriff: Syrien bombardiert weiter

Trotz US-Angriff: Syrien bombardiert weiter

Der US-Angriff auf einen syrischen Luftwaffenstützpunkt ist eine Zäsur im Bürgerkrieg. Trotz Krise mit Moskau macht Washington deutlich: Wenn es sein muss, machen wir auch mehr. Die Stadt Chan Scheichun wird erneut Opfer eines Luftangriffs.
08.04.2017, 16:4408.04.2017, 16:49
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Nach dem mutmasslichen Giftgas-Anschlag auf das nordsyrische Chan Scheichun hat es Aktivisten zufolge am Samstag einen erneuten Luftangriff auf die Stadt gegeben. Eine Frau sei bei der Attacke zunächst nicht identifizierter Kampfflugzeuge im Osten des Ortes getötet worden, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Eine weitere Person wurde demnach verletzt.

Am Dienstag waren nach einem syrischen Luftangriff auf Chan Scheichun mehr als 80 Menschen offensichtlich durch toxische Kampfstoffe getötet worden. Die syrische Regierung bestreitet, diese eingesetzt zu haben.

Als Reaktion hatten die USA am Freitagmorgen 59 Marschflugkörper auf den Luftwaffenstützpunkt abgefeuert, von dem der Angriff am Dienstag ausgegangen sein soll. Es war das erste Mal, dass die USA die syrische Armee in dem Bürgerkrieg ins Visier nahmen.

Neue Aktionen nicht ausgeschlossen

Die Vereinigten Staaten hatten neue Aktionen am Freitagabend nicht ausgeschlossen. «Wir sind darauf vorbereitet, mehr zu unternehmen, aber wir hoffen, dass das nicht nötig sein wird», sagte die amerikanische UNO-Botschafterin Nikki Haley. Syriens Präsident Baschar al-Assad dürfe nie wieder chemische Waffen einsetzen.

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Während der türkische Aussenminister Mevlüt Cavusoglu weitere Schritte der USA forderte, um Syriens Machthaber Assad zu entmachten, kam aus Moskau erneut Kritik. Die Sprecherin des Aussenministeriums, Maria Sacharowa, sagte, es sei einer «der schwierigsten Momente der bilateralen Beziehung» zwischen den USA und Russland.

«Wenn etwas vorhersehbar ist in den Vereinigten Staaten, dann ist es die Unberechenbarkeit ihrer Aussenpolitik», sagte sie der Agentur Interfax zufolge am Samstag im russischen Staatsfernsehen.

Die amerikanische Militäraktion löste zwischen dem Assad-Verbündeten Russland und den USA eine Krise aus. Kremlchef Wladimir Putin hatte sie als Angriff auf die Souveränität Syriens bezeichnet.

Johnson sagt Moskau-Besuch ab
Der britische Aussenminister Boris Johnson hat einen Besuch in Moskau aus Protest gegen Russlands Syrien-Politik kurzfristig abgesagt. «Wir verurteilen, dass Russland das Assad-Regime auch nach dem Chemiewaffenangriff auf unschuldige Zivilisten weiter verteidigt», erklärte Johnson am Samstag.Ursprünglich wollte er am Montag nach Moskau reisen. Doch durch die jüngsten Entwicklungen in Syrien habe sich die «Lage grundlegend geändert».Er konzentriere sich nun auf Beratungen mit den USA und anderen Ländern zur Vorbereitung des G7-Aussenministertreffens am Montag und Dienstag in Italien, erklärte Johnson.(wst/sda/afp)

Der Streit dürfte auch den Moskau-Besuch von US-Aussenminister Rex Tillerson am Dienstag und Mittwoch belasten. Am Freitag erklärte Tillerson, die kritische Reaktion aus Moskau sei «sehr enttäuschend, aber leider nicht überraschend». Moskau unterstütze mit Assad weiter «ein Regime, das solche schrecklichen Angriffe auf sein eigenes Volk ausführt».

Beschossener Flugplatz wieder in Betrieb

Über das Ausmass der Schäden auf dem von den USA beschossenen Flugplatz gab es unterschiedliche Darstellungen. Nach Angaben von Beobachtern flogen syrische Kampfjets weniger als 24 Stunden nach dem Angriff des US-Militärs neue Luftangriffe von dort aus. Al-Schairat liegt in der zentralsyrischen Provinz Homs.

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Bild: EPA/RUSSIAN DEFENCE MINISTRY

Der Gouverneur der Provinz hatte erklärt, der angegriffene Flugplatz sei stark zerstört worden. Aus syrischen Militärkreisen hiess es, zwölf Kampfjets und Helikopter, Treibstofflager sowie zwei Start- und Landebahnen seien getroffen worden.

Nach Angaben aus dem Pentagon wurden 20 Maschinen zerstört. Der Angriff, den US-Präsident Donald Trump befohlen hatte, ist aber eher als symbolische Massnahme und Warnsignal an Al-Assad zu sehen. (wst/sda/dpa/afp)

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