Nahe der vom sogenannten «Islamischen Staat» eingeschlossenen ostsyrischen Stadt Deir Essor hat die Terrormiliz mindestens 85 Zivilisten getötet und mehr als 400 weitere verschleppt. Der «IS» richtete das Massaker während einer Offensive auf die belagerte Stadt an. Neben den Zivilisten sollen rund 50 syrische Regierungssoldaten und verbündete Kämpfer gestorben sein.
Die Daten stammen von der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, die sich auf ein Netzwerk von Informanten vor Ort beruft. Ihre Angaben können wegen der unübersichtlichen Lage in dem Konfliktgebiet von unabhängiger Seite nur schwer überprüft werden.
#BREAKING Dozens of civilians among 135 dead in IS attack on Syria's Deir Ezzor: monitor
— AFP news agency (@AFP) 16. Januar 2016
Die Nachrichtenagentur Reuters zitierte eine Quelle aus dem regierungsnahen Umfeld, wonach der «IS» mindestens 250 Menschen getötet hat. Darunter befänden sich neben Regierungssoldaten auch deren Angehörige. Einige der Opfer sollen enthauptet worden sein.
Die Terrormiliz entführte nach Angaben von Aktivisten mehr als 400 Zivilisten aus dem Vorort Al-Baghalijeh und umliegenden Gebieten. Sie seien in vom «IS» kontrollierte Gebiete verschleppt worden. Ihr Schicksal blieb zunächst unbekannt.
In Deir Essor sind laut Bürgerrechtlern mindestens 250'000 Menschen vom «IS» eingeschlossen. Die Dschihadisten verhindern demnach, dass Nahrungsmittel und Medikamente in die von Regimetruppen gehaltenen Gebiete gebracht werden. Erst am Freitag hatten russische Jets 22 Tonnen Hilfsgüter über der Stadt abgeworfen.
Die Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte hatte zuvor von 75 getöteten Soldaten in der Stadt gesprochen. Sie teilte auch mit, der «IS» sei in den Norden von Deir Essor, der Hauptstadt der gleichnamigen ölreichen Provinz, vorgerückt und habe den Vorort Al-Baghalijeh eingenommen. Der «IS» kontrolliert den Angaben zufolge nunmehr 60 Prozent des Grossraums Deir Essor. Der Ort liegt und 450 Kilometer nordöstlich von Damaskus.
Die Belagerung Deir Essor begann vor etwa einem Jahr. Den Vereinten Nationen zufolge sind insgesamt 50 Orte in Syrien eingekesselt – in diesen seien 400'000 Menschen gefangen. Für besonderes Aufsehen hatte vor kurzem die Hungerkatastrophe in der von Regimetruppen belagerten Stadt Madaja gesorgt. (kad/sda/afp/dpa)